Es gibt kaum zwei andere Autoren der deutschsprachigen Moderne, bei denen das Verhältnis von Sprache und Leben so intensiv verhandelt wird wie bei Friedrich Nietzsche und Franz Kafka. Für Nietzsche, den »gefährlichen Denker« und das »Dynamit« der christlich-abendländischen Werteordnung, wie für Kafka, den »Dichter der Angst« und Experten für Arbeiter-Unfallversicherung, bilden die biopolitischen Dispositive des heraufkommenden Wohlfahrtsstaates und die Verschiebungen, die der Historismus für die Ökonomie des Wissens und die Massenpresse für die Ökonomie der Rede bedeuten, eng aufeinander…mehr
Es gibt kaum zwei andere Autoren der deutschsprachigen Moderne, bei denen das Verhältnis von Sprache und Leben so intensiv verhandelt wird wie bei Friedrich Nietzsche und Franz Kafka. Für Nietzsche, den »gefährlichen Denker« und das »Dynamit« der christlich-abendländischen Werteordnung, wie für Kafka, den »Dichter der Angst« und Experten für Arbeiter-Unfallversicherung, bilden die biopolitischen Dispositive des heraufkommenden Wohlfahrtsstaates und die Verschiebungen, die der Historismus für die Ökonomie des Wissens und die Massenpresse für die Ökonomie der Rede bedeuten, eng aufeinander bezogene Faktoren des Problemgefüges, das ihre Schreibprojekte hervortreibt. Für beide stellt der Doppelcharakter sprachlicher Überlieferung - als Sicherung des kollektiven Lebens und als Unterwerfung des individuellen - eine zentrale schriftstellerische Herausforderung dar, und beide begreifen die daraus resultierende Riskanz einer radikalen Umschrift der durch Lektüre angeeigneten Traditionals ethisches Problem.
Der Band zielt darauf ab, die beiden Antworten auf jene Herausforderung vor ihrem jeweiligen biographischen und zeitgeschichtlichen Hintergrund gegeneinander zu kontrastieren und sie zugleich als - bis heute gültige - paradigmatische »Haltungen« im diskursiven Feld der Moderne sichtbar werden zu lassen. Indem der Band den »dialogischen« Bezug Kafkas auf Nietzsche auf der Folie diskursiver und medialer Ereignisse und Konstellationen der Zeit motiviert und spezifiziert, lässt er ihn zugleich als vielstimmigen »Polylog« oder sogar unlesbaren »Babellog« quer durch die Kultur und die Wissensfelder des anbrechenden »kurzen 20. Jahrhunderts« (1914-1989) erscheinen.
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Autorenporträt
Wagner, BennoBenno Wagner studierte Journalistik in Dortmund, Publizistik und Germanistik in Bochum und Ethnologie in Brisbane. 1998 hat er sich an der Universität Siegen mit einer Arbeit über Unfall und Poetik bei Kafka habilitiert. Er lehrte von 1999 bis 2008 an der Universität Siegen und von 2008 bis 2011 an der Ruhr-Universität Bochum und hatte Gastdozenturen und Fellowships am Center for European Studies, an der Harvard University, der Meiji University in Tokio, der Tschechischen Nationalgalerie, der Tamkang University und am Beijing Institute of Technology inne. Seit dem Sommer 2012 ist Benno Wagner Chairman des Departments for German Language and Literature an der Chinese Culture University, Taipei.
Vogl, JosephJoseph Vogl ist Professor für Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin und Permanent Visiting Professor an der Princeton University, USA. Mit »Das Gespenst des Kapitals« (2011) hat Joseph Vogl »einen heimlichen Bestseller geschrieben, der weit über die Feuilletons Aufsehen erregte« (DER SPIEGEL).
Inhaltsangabe
7 - 18 Einleitung (Friedrich Balke, Joseph Vogl, Benno Wagner)21 - 33 Lebende Anstalt (Joseph Vogl)35 - 53 Die Kraft des Minimums (Friedrich Balke)55 - 78 »Nur so kann geschrieben werden« (Bernhard J. Dotzler)79 - 97 Der Affe als Ethnologe (Gerhard Neumann)99 - 118 Die missratenen Söhne des Kastellans (Philipp Theisohn)121 - 147 Der alte Text und das moderne Schreiben (Hubert Thüring)149 - 160 Der Junggeselle zwischen Familie und Amt (Timothy J. Attanucci)161 - 175 Dead Beat Father (Wolf Kittler)177 - 198 Rückkopplung als Störung der Autor-Funktion in späten Texten von Friedrich Nietzsche und Franz Kafka (Malte Kleinwort)201 - 229 Das Theater der Assimilation (Andreas B. Kilcher)231 - 257 Nietzsche (with Kafka) as Neo-Gnostic Thinkers (Stanley Corngold)259 - 294 Die Versicherung des Übermenschen (Benno Wagner)
7 - 18 Einleitung (Friedrich Balke, Joseph Vogl, Benno Wagner)21 - 33 Lebende Anstalt (Joseph Vogl)35 - 53 Die Kraft des Minimums (Friedrich Balke)55 - 78 »Nur so kann geschrieben werden« (Bernhard J. Dotzler)79 - 97 Der Affe als Ethnologe (Gerhard Neumann)99 - 118 Die missratenen Söhne des Kastellans (Philipp Theisohn)121 - 147 Der alte Text und das moderne Schreiben (Hubert Thüring)149 - 160 Der Junggeselle zwischen Familie und Amt (Timothy J. Attanucci)161 - 175 Dead Beat Father (Wolf Kittler)177 - 198 Rückkopplung als Störung der Autor-Funktion in späten Texten von Friedrich Nietzsche und Franz Kafka (Malte Kleinwort)201 - 229 Das Theater der Assimilation (Andreas B. Kilcher)231 - 257 Nietzsche (with Kafka) as Neo-Gnostic Thinkers (Stanley Corngold)259 - 294 Die Versicherung des Übermenschen (Benno Wagner)
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