Der deutsche Filmregisseur und -produzent Hansjürgen Pohland (Jg. 1934) verfilmte 1966/67 die vieldiskutierte Novelle „Katz und Maus“ von Günter Grass. Dabei behielt er das Konstruktionsprinzip der literarischen Vorlage bei, die in Rückblenden, zwanzig Jahre nach den eigentlichen Ereignissen, von
der NS-Zeit in Danzig erzählt.
Der Film spielt in Grass‘ Heimatstadt während des Zweiten…mehrDer deutsche Filmregisseur und -produzent Hansjürgen Pohland (Jg. 1934) verfilmte 1966/67 die vieldiskutierte Novelle „Katz und Maus“ von Günter Grass. Dabei behielt er das Konstruktionsprinzip der literarischen Vorlage bei, die in Rückblenden, zwanzig Jahre nach den eigentlichen Ereignissen, von der NS-Zeit in Danzig erzählt.
Der Film spielt in Grass‘ Heimatstadt während des Zweiten Weltkriegs. Die jugendlichen Gymnasiasten verbringen ihre Freizeit an der Ostsee, wo besonders das Wrack eines polnischen Minensuchbootes ihr Spielplatz ist. Hier tut sich Joachim Mahlke, der sonst von seinen Mitschülern wegen seines übergroßen Adamsapfels gehänselt wird, als hervorragender Schwimmer und Taucher hervor. Seinen Adamsapfel versucht er durch ein Ritterkreuz, das er gestohlen hat, zu verbergen.
Als er wegen des Diebstahls von der Schule fliegt, geht er als Freiwilliger in den Krieg. Hier wird er selbst mit dem Ritterkreuz dekoriert. Doch bei einem Heimatbesuch in seiner ehemaligen Schule findet er dafür keine Anerkennung. Mahlke desertiert schließlich und verschwindet spurlos auf dem alten Minenboot.
Der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Enno Stahl (Jg. 1962) beleuchtet in „Für die Katz und wider die Maus“ die Entstehungsgeschichte des Pohland-Filmes, der in den 60er Jahren auf ein gesellschaftliches Minenfeld traf. Kaum ein Film der Nachkriegszeit war so umstritten wie Pohlands Verfilmung von „Katz und Maus“. Da ereiferten sich Sittenwächter über eine Onanie-Szene und Ritterkreuzträger wetterten über die Verunglimpfung des „Eisernen Kreuzes“.
Zum Politikum wurde der Film aber auch durch die Mitwirkung von Willy Brandts Söhnen Lars und Peter. Auch der Kabarettist und Polit-Provokateur Wolfgang Neuss erhielt in dem Film eine Rolle; mit ihm kam es während der Dreharbeiten aber immer wieder zu peinlichen Kontroversen.
Der Autor zeigt, dass die Auseinandersetzungen um Pohlands „Katz und Maus“ ein Lehrstück über das Verhältnis von Kunst und Öffentlichkeit in den 60er Jahren war. In der jungen Bundesrepublik verfügten die alten Seilschaften noch über Macht und Einfluss, Zensur war durchaus noch an der Tagesordnung und Kunst konnte die Gemüter noch erregen. So traf hier eine progressive Ästhetik auf eine regressive, nicht-entnazifizierte Gesellschaft. Drohbriefe und ein Brandanschlag rechter Kreise waren die Folge. Es war eben kurz vor 1968. Die Frage „Wie der Film ein Jahr später aufgenommen worden wäre?“ bleibt offen.
Manfred Orlick