David Van Reybrouck geht es um demokratische Partizipation. Alle Menschen müssen sich in Politik und Entscheidungsfindungen einbringen, deshalb: Mehr Populismus! Besserer Populismus!Populismus gilt, gerade in Zeiten des zunehmenden Nationalismus, als negativer Begriff, doch in ganz Europa haben populistische Bewegungen starken Zulauf. David Van Reybrouck, selbst Historiker und Archäologe, sieht den Grund dafür in einer immer größeren Kluft zwischen Menschen mit akademischer Ausbildung und Menschen bildungsfernerer Schichten. Während die Riege der Akademiker durchaus die Vorteile der Globalisierung sieht und Toleranz für das Fremde fordert, verbinden Menschen in ungelernten Jobs und mit schlechterer Bezahlung mit dem Wort Globalisierung oft zuallererst Ängste, auch Konkurrenzängste.In Regierungen sind Nichtakademiker oder die sogenannten einfachen Leute aber mittlerweile völlig unterrepräsentiert. Sie von demokratischen Entscheidungsprozessen auszugrenzen kann aber fatale Folgen haben und sie zu radikalen Positionen treiben.Nach »Gegen Wahlen« legt Van Reybrouck erneut eine streitbare Schrift vor, die Demokratie und Regierungsbeteiligung für alle fordert: auch und gerade für diejenigen, die in medialen und gesellschaftlichen Debatten oft nicht zu Wort kommen und sich deshalb fatalerweise Parteien zuwenden, die populistisch den Nationalismus und rechtsradikale Bewegungen stärken. Van Reybroucks Plädoyer dagegen: Populismus nicht fürchten, sondern zur Stärkung der Demokratie nutzen!
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dorion Weickmann lässt sich vom belgischen Hismeroetoriker David van Reybrouck in dessen fast zehn Jahre altem Buch einen anderen Populismus erklären. Vom Istzustand - der Asymmetrie von Bildungschancen, Reisegewohnheiten und Berufswegen - gelangt der Autor laut Rezensentin zu den Ursachen. Hier findet Weickmann ihn besonders lesenswert. Die Frage, warum jemand radikal wählt, kann ihr der Autor beantworten, nicht mit brandneuen Erkenntnissen, aber in "prägnanter" Form. Eine Werbung für einen aufgeklärten Populismus, die bei der Rezensentin ankommt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»gerade deshalb lesenswert, weil er den Populismus nicht schmäht« (Ingo Arend, Deutschlandfunk Kultur, 21.09.2017)