Außergewöhnliches Szenario einer Ewigkeit
Mit dem ersten Kapitel schon hat Maja Lunde dieses Buch großartig eröffnet und den Leser mit Spannung in die Geschichte hineingefesselt zu Christian und Jenny, die beinahe auf glatter Straße mit dem Auto den Abhang hinuntergestürtzt wären… und im zweiten
Kapitel schon zu Tränen gerührt, verspricht dieser Roman intensiv zu werden. Maja Lunde streut…mehrAußergewöhnliches Szenario einer Ewigkeit
Mit dem ersten Kapitel schon hat Maja Lunde dieses Buch großartig eröffnet und den Leser mit Spannung in die Geschichte hineingefesselt zu Christian und Jenny, die beinahe auf glatter Straße mit dem Auto den Abhang hinuntergestürtzt wären… und im zweiten Kapitel schon zu Tränen gerührt, verspricht dieser Roman intensiv zu werden. Maja Lunde streut Gefühle so gekonnt in die Szenen und haucht ihren Figuren von Beginn an Lebendigkeit ein, dass es ein Leichtes ist, in FÜR IMMER anzukommen.
Auch beeindruckende Sätze schimmern mit bleibenden Buchstaben:
„Es war anstrengend, einen neuen Menschen zu machen“, Worte einer Schwangeren.
„Bauchzwicken... so ist das eben, wenn man einen Körper hat“.
Und dann bleibt plötzlich alles stehen!
Alles, was mit dem körperlichen Wachstum oder Verfall zu tun hat. Menschen haben keine Schmerzen mehr, sie altern nicht mehr, sie werden nicht geboren, sie sterben nicht mehr, sie verspüren keinen Hunger mehr. Um sie herum geht das Leben weiter, Pflanzen und Tiere sind von diesem Stillstand ausgenommen. Die Zeit dreht sich um Montag, Dienstag, Mittwoch usw. weiter, nur der Mensch ist plötzlich in einer Blase gefangen, in der man zwar seinen Alltag weiter leben kann, aber das Leben an sich keine Veränderung mehr erfährt.
Wir verfolgen die Leben von Christian und Jenny mit ihren Kindern, von dem Rentnerpärchen Otto und Margo, die sich plötzlich ohne Gelenkschmerzen beinahe wie neugeboren fühlen, aber die beide sehr unterschiedlich mit der gewonnenen „Freiheit“ umgehen – von den zukünftigen Eltern Jakob und Lisa, deren Baby in Lisa’s Bauch aufhört zu wachsen, obwohl die Tage vergehen, eben weil durch den Stillstand das Wachstum aufgehört hat. Bleibt sie nun Dauerschwanger?
Wir bekommen Einblicke in Ellen’s Leben, die in einem Beerdigungsinstitut arbeitet und nun niemanden mehr zu beerdigen hat, ihre Freunde bei denen ein Unfall passiert, der im Normalfall zum Tode geführt hätte.
Plötzlich ist alles zeitlos ohne Veränderungen in einem Selbst.
Es ist spannend zu beobachten, wie die Protagonisten mit dieser Situation umgehen.
Auch hier gibt es Verschwörungstheoretiker wie in jeder Krise. Oder Menschen, die Veränderungen von Außen zuführen. Menschen, die etwas herbeizwingen und versuchen, einzugreifen. Menschen, die resignieren.
Das Thema ist außergewöhnlich und zeigt auf, dass auch in einem nicht alternden Prozess der Mensch nicht zufrieden wäre, einiges aus dem Ruder laufen würde und eine angespannte Hilflosigkeit Stimmunggeber wäre.
Das Cover einer zerpflückten Blume die schwerelos zu schweben scheint passt in ein Stilleben und damit zum Inhalt des Romans, dem ich viele Leser/innen wünsche.