Ich könnte vieles sagen über Susanne Gerdoms Bücher, aber die Worte "langweilig", "vorhersehbar", "Durchschnitt" oder "Klischee" würden dabei ganz sicher NICHT fallen. Tatsächlich ist das Allererste, was mir in den Sinn kommt, wie unglaublich originell, fantasievoll, intelligent geschrieben und
einfallsreich ihre Romane immer sind. Egal ob Urban Fantasy, Steampunk oder historische Fantasy, sie…mehrIch könnte vieles sagen über Susanne Gerdoms Bücher, aber die Worte "langweilig", "vorhersehbar", "Durchschnitt" oder "Klischee" würden dabei ganz sicher NICHT fallen. Tatsächlich ist das Allererste, was mir in den Sinn kommt, wie unglaublich originell, fantasievoll, intelligent geschrieben und einfallsreich ihre Romane immer sind. Egal ob Urban Fantasy, Steampunk oder historische Fantasy, sie drückt jedem Genre, jedem Thema und jedem mythologischen Wesen immer ihren ganz eigenen Stempel auf - und springt dabei auch schon mal locker-flockig über Genregrenzen.
"Für König und Vaterland" ist zum Beispiel eine wunderbare Mischung aus historischem Roman und Fantasy. Das Buch spielt im frühen 19. Jahrhunderts, und wer im Geschichtsunterricht ein bisschen aufgepasst hat, wird vieles wiederfinden. So spielen zum Beispiel historische Persönlichkeiten wie Napoleon oder Georg III. eine Rolle, und auch einige der politischen Konflikte gab es dementsprechend wirklich. Allerdings gibt es hier nicht nur Spannungen, Konflikte und diplomatische Beziehungen zwischen Nationen, sondern auch zwischen verschiedenen Wesen wie Vampiren, Werwölfen, Elfen oder Dämonen.
Ich muss aber zugeben, dass ich dieses Mal leichte Startschwierigkeiten mit dem Buch hatte - hauptsächlich wegen der Vielzahl an Charakteren, von denen die meisten auch noch mehrere Namen haben! So heißt der wichtigste Charakter dieses Bandes zum Beispiel mit vollem Namen und Titel "Idris Hathaway, Marquess von Auden" und wird dementsprechend mal "Idris", mal "Hathaway" und mal "Auden" genannt.
Es dauerte in meinen Augen auch ein bisschen, bis die Handlung so richtig in Fahrt kam. Erst nach etwa hundert Seiten hatte sie mich vollends gepackt, danach konnte ich das Buch dafür aber kaum noch weglegen! Zwei der Wendungen gegen Ende habe ich zwar kommen sehen (eine davon fand ich sogar ziemlich offensichtlich) - es war für mich jedoch dennoch spannend zu verfolgen, wie die Charaktere darauf reagieren.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen vier junge Adlige, die alle auf den ersten Blick wirken wie verwöhnte, dekadente Lebemänner, die außer Saufen, Weibern und Partys nichts im Kopf haben. In Wirklichkeit sind sie aber die besten Agenten des Innenministers! Und nicht nur das: so ganz "normal" sind sie alle nicht, aber da möchte ich gar nicht zu viel verraten. Sagen wir mal so: zwei davon betrachten sich aus verschiedenen Gründen selber als "Seelenlose", einer hat sich aus Versehen mit etwas Übernatürlichem angelegt und leidet jetzt unter drastischen Konsequenzen, und einer ist zwar genial, dabei aber so exzentrisch und eigentümlich, dass es schon mehrere Versuche seitens einer erbschleicherischen Tante gab, ihn als Wahnsinnigen in eine Irrenanstalt einzuweisen.
Ich fand sie alle sehr überzeugend und glaubhaft beschrieben, mit ganz eigenen Stärken, Schwächen und Marotten, es dauerte jedoch ein bisschen, bis sie mir auch sympathisch wurden... Denn die Ansichten der vier Männer über Frauen entspricht nun mal den Ansichten der damaligen Zeit, das kann einen als moderne Leserin schon mal befremden! Aber irgendwann sind mir die Herren des "Liederlichen Quartetts" dennoch richtig ans Herz gewachsen, und es gibt auch zwei interessante und auf ihre jeweilige Art starke Frauengestalten, die sich nicht einfach mit ihrem Schicksal abfinden. Nur war mir die schöne, intelligente, charmante und verruchte Lady Falconer manchmal ein bisschen ZU perfekt!
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir immer sehr gut. Sie schreibt locker und unterhaltsam, dabei aber nie platt oder abgedroschen. Interessante Metaphern und lebendige Bilder erzeugen Atmosphäre, und hier gelingt ihr wunderbar die Gratwanderung, die sich bei historischen Romanen immer ergibt: die Sprache darf nicht zu modern klingen, um das historische Ambiente nicht zu zerstören, sollte den Leser aber dennoch nicht abschrecken, indem sie zu sehr vom heutigen Sprachgebrauch abweicht. Ich fand das hier genau richtig!