Unbemerkt von den Büromenschen hinter den Fenstern umkreisen tausende Zugvögel das trügerische Licht des Wolkenkratzers in Manhattan. Ein Scharlachkardinal löst sich aus der erbarmungslosen Falle, zieht gen Süden über die Wunden hinweg, die der Mensch in die Erde geschlagen hat, Plantagen, Mauern, Gefängnisse. In einer Küche weit unter ihm wird ein Käferweibchen mit dem ersehnten Mangold verpackt und weckt hunderte Kilometer weiter Erinnerungen, während in den lauten Straßen Bogotás zwei Hündinnen vor dem Alleinsein flüchten.
Zahllose Wesen fliegen, kuscheln, kriechen, knurren und werden im Verborgenen Zeuge menschlicher Krisen und Hoffnungen. Aus einzigartiger Perspektive lässt uns María Ospina Pizano den amerikanischen Kontinent als zusammenhängenden Organismus begreifen.
Zahllose Wesen fliegen, kuscheln, kriechen, knurren und werden im Verborgenen Zeuge menschlicher Krisen und Hoffnungen. Aus einzigartiger Perspektive lässt uns María Ospina Pizano den amerikanischen Kontinent als zusammenhängenden Organismus begreifen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Ulrich Rüdenauer scheint ein bisschen erleichtert zu sein, dass es in Maria Ospina Pizanos Erzählband nicht nur um Vögel geht, sondern auch um Menschen, die die Wege der Tiere kreuzen. Zunächst erscheint das Buch mit seiner Annäherung an das Leben der Vögel im allgemeinen und das des Scharlachkardinals im besonderen dem Rezensenten possierlich, dann aber merkt er: Der Autorin ist es ernst mit ihrem Interesse, und sie "anthropomorphisiert" auch nicht. Pizanos behutsame Erzählweise nimmt Rüdenauer schließlich gefangen, und die Texte verbinden sich zu einem veritablen Roman, staunt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ospina Pizano beschwört eine Erzählstimme herauf, die sich mit dem Scharlachkardinal in die Lüfte erhebt, sein Verhalten beschreibt, in seinen kleinen Kopf eindringt und versucht, die Gedanken, die dort kreisen, das Geheimnis, das ihn in Bewegung setzt, zu ergründen. Der Roman entfaltet eine geradezu hypnotische Wirkung und hebt uns in luftige Höhen.« Pablo Concha Revista Corónica