Wie man mit dem Mittel der Psychoanalyse den Menschen als gesellschaftliches Wesen erfassen kann Das zweite Pionierwerk der deutschsprachigen Ethnopsychoanalyse beruht auf den 1966 begonnenen Untersuchungen bei den westafrikanischen Agni in Côte d'Ivoire. Die Agni produzieren Kaffee und Kakao für den Weltmarkt - mit Hilfe von Gastarbeitern, die in die Großfamilien integriert werden. Die Familienorganisation bei den Agni folgt der mütterlichen Linie, die Sozialordnung hebt sich scharf von unserer patriarchalen ab. Auf der Basis von psychoanalytisch orientierten Gesprächen werden hier die Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen religiösen, rechtlichen, politischen, familiären Institutionen und der seelischen Entwicklung der Individuen erfasst und deutlich gemacht, welche Dialektik zwischen Individuum und Gesellschaft bei diesem noch traditionsgeleiteten Volk herrscht. Es ist eine konfliktreiche Gesellschaft, der konfliktreiche Menschen entsprechen. Ein grundlegendes Un-Vertrauen in die Mitmenschen kann zweckmäßig sein, wenn sichere Bindungen nicht zu erwarten sind. Die Untersuchung zeigt, wie man mit dem Mittel der Psychoanalyse den Menschen in seinen bewussten und unbewussten Motiven als gesellschaftliches Wesen erfassen kann, wie die Gesellschaft als Produkt materieller Gegebenheiten und als Gegenstand der geschichtlichen Entwicklung auf ihre Träger zurückwirkt und selbst von ihnen geformt wird.