Als der Klavierstudent Theo auf die charismatische Aida trifft, stürzt sein Weltbild in sich zusammen. Aida kämpft mit der ZUKUNFT gegen die Machtstrukturen an der Akademie. Die Studenten prangern Missstände an, wollen wachrütteln und das Leben feiern. Fasziniert lässt sich Theo von Aidas feurigen Reden mitreißen und folgt den waghalsigen Aktionen der ZUKUNFT. Bis er etwas Ungeheuerliches erfährt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Harald Eggebrecht liest Lea-Lina Oppermanns Coming-of-Age-Story um einen Jungpianisten und eine grünäugige Muse mit Spannung. Wie die Ahnung von der eigenen musikalischen Begabung mit dem Protagonisten durchgeht, die Zustände an der Akademie und die Begegnung mit der Muse schildert die Autorin laut Eggebrecht mit der nötigen nüchternen Geste, aber durchaus auch mit Tempo.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.02.2021Spiel von Lug und Trug
Lea-Lina Oppermanns „Fürchtet uns, wir sind die Zukunft“
Ein schneller Puls prägt diese Geschichte einer Selbstfindung, bebende Unruhe treibt sie bis ins Druckbild voran, wo das Wort „Zukunft“ stets groß oder kursiv gedruckt wird. Lea-Lina Oppermann, Jahrgang 1998, lässt den begabten Jungpianisten Theo Sandmann seine Erlebnisse als Student an der Akademie für Musik und Theater fast hastig mit fiebrigem Schwung erzählen. Aufregung und Neugier, verblüfftes Lernen und plötzliches Begreifen wechseln gleich bei der ersten Begegnung mit dem großen Klaviermeister Cornelius Goldstein. Der entpuppt sich nämlich als gelassener, psychologisch tief blickender Musikweiser, dem der Sinn nicht nach Oberflächenperfektion steht. Vielmehr interessiert den Professor das, was nicht in den Noten steht, und so lässt er seinen neuen Schüler „Der Mond ist aufgegangen“ einhändig spielen und mahnt: „Hören Sie sich zu beim Spielen!“
Dieser ersten erhellenden Lektion, in der Theo anfängt zu ahnen, wie er zum echten Musiker werden könnte, folgen Bekanntschaften in der Kantine mit den Kommilitonen Tofu, Michelle und Derek. Dann die Eröffnungsgala, wo nicht nur eine Studentin mit grünen Augen überraschenderweise die Tenorarie (!) des Radames aus Verdis „Aida“ singt, sondern auch noch eine Tuchbahn bei der Rede des wichtigen Honoratioren aus der Saaldecke fällt mit der drohenden Aufschrift: „Fürchtet uns, wir sind die Zukunft“. Und dann kommt die Begegnung mit eben jener Grünäugigen, die mit ihren aufrührerischen Reden, ihrem Bund der Eingeweihten die braven Zustände in der Akademie zum Tanzen bringen will. „Sie drehte sich um, und ich spürte ihren Blick, wie er mich von Kopf bis Fuß abtastete. Ich hielt die Luft an. Auf einmal sah ich mich wie durch eine Kamera mit fremden Augen.“
Theo verfällt der Zauberin, ohne ihr wirklich nahezukommen, geht mit ihr ins Risiko trotz Höhenangst, fühlt sich als Verschworener von Aidas spontihaftem Zukunftsclub, bis die Magierin plötzlich so prosaisch wird, dass Theos Kartenhaus aus Verliebtheit und überströmendem Zukunftsglauben und -aktionismus zusammenfällt. Am Ende muss er, wie jeder, der es ernst mit der Musik meint, ganz allein auf der Bühne sitzen und sich im Wettbewerb bewähren: Musik nämlich geschieht im Hier und Jetzt, nur dort kann er deren Aufgaben lösen: „Ich bin richtig, denke ich. Ich bin hier richtig. Ich bin hier ganz genau richtig.“
Oppermanns Coming-of-Age-Geschichte besticht bei allem Jugendschaum, weil sie auf Ernüchterung zielt, um der Selbstbegeisterung Herr zu werden. Außerdem entpuppt sich der Rausch von Theo nicht als verfehlte Liebesgeschichte, sondern als böses Spiel mit den Aufbruchsemphasen der Jungen.
HARALD EGGEBRECHT
Lea-Lina Oppermann: Fürchtet uns, wir sind die Zukunft. Beltz & Gelberg, 2021. 291 Seiten,14,95 Euro.
„Sie drehte sich um, und ich
spürte ihren Blick, wie er mich
von Kopf bis Fuß abtastete.“
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Lea-Lina Oppermanns „Fürchtet uns, wir sind die Zukunft“
Ein schneller Puls prägt diese Geschichte einer Selbstfindung, bebende Unruhe treibt sie bis ins Druckbild voran, wo das Wort „Zukunft“ stets groß oder kursiv gedruckt wird. Lea-Lina Oppermann, Jahrgang 1998, lässt den begabten Jungpianisten Theo Sandmann seine Erlebnisse als Student an der Akademie für Musik und Theater fast hastig mit fiebrigem Schwung erzählen. Aufregung und Neugier, verblüfftes Lernen und plötzliches Begreifen wechseln gleich bei der ersten Begegnung mit dem großen Klaviermeister Cornelius Goldstein. Der entpuppt sich nämlich als gelassener, psychologisch tief blickender Musikweiser, dem der Sinn nicht nach Oberflächenperfektion steht. Vielmehr interessiert den Professor das, was nicht in den Noten steht, und so lässt er seinen neuen Schüler „Der Mond ist aufgegangen“ einhändig spielen und mahnt: „Hören Sie sich zu beim Spielen!“
Dieser ersten erhellenden Lektion, in der Theo anfängt zu ahnen, wie er zum echten Musiker werden könnte, folgen Bekanntschaften in der Kantine mit den Kommilitonen Tofu, Michelle und Derek. Dann die Eröffnungsgala, wo nicht nur eine Studentin mit grünen Augen überraschenderweise die Tenorarie (!) des Radames aus Verdis „Aida“ singt, sondern auch noch eine Tuchbahn bei der Rede des wichtigen Honoratioren aus der Saaldecke fällt mit der drohenden Aufschrift: „Fürchtet uns, wir sind die Zukunft“. Und dann kommt die Begegnung mit eben jener Grünäugigen, die mit ihren aufrührerischen Reden, ihrem Bund der Eingeweihten die braven Zustände in der Akademie zum Tanzen bringen will. „Sie drehte sich um, und ich spürte ihren Blick, wie er mich von Kopf bis Fuß abtastete. Ich hielt die Luft an. Auf einmal sah ich mich wie durch eine Kamera mit fremden Augen.“
Theo verfällt der Zauberin, ohne ihr wirklich nahezukommen, geht mit ihr ins Risiko trotz Höhenangst, fühlt sich als Verschworener von Aidas spontihaftem Zukunftsclub, bis die Magierin plötzlich so prosaisch wird, dass Theos Kartenhaus aus Verliebtheit und überströmendem Zukunftsglauben und -aktionismus zusammenfällt. Am Ende muss er, wie jeder, der es ernst mit der Musik meint, ganz allein auf der Bühne sitzen und sich im Wettbewerb bewähren: Musik nämlich geschieht im Hier und Jetzt, nur dort kann er deren Aufgaben lösen: „Ich bin richtig, denke ich. Ich bin hier richtig. Ich bin hier ganz genau richtig.“
Oppermanns Coming-of-Age-Geschichte besticht bei allem Jugendschaum, weil sie auf Ernüchterung zielt, um der Selbstbegeisterung Herr zu werden. Außerdem entpuppt sich der Rausch von Theo nicht als verfehlte Liebesgeschichte, sondern als böses Spiel mit den Aufbruchsemphasen der Jungen.
HARALD EGGEBRECHT
Lea-Lina Oppermann: Fürchtet uns, wir sind die Zukunft. Beltz & Gelberg, 2021. 291 Seiten,14,95 Euro.
„Sie drehte sich um, und ich
spürte ihren Blick, wie er mich
von Kopf bis Fuß abtastete.“
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Oppermanns Coming-of-Age-Geschichte besticht bei allem Jugendschaum, weil sie auf Ernüchterung zielt, um der Selbstbegeisterung Herr zu werden. Außerdem entpuppt sich der Rausch von Theo nicht als verfehlte Liebesgeschichte, sondern als böses Spiel mit den Aufbruchsemphasen der Jungen.« Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung, 26.2.2021 »... die Autorin lässt nicht zu, dass es zu dramatisch und trivial wird, sie entlässt ihre Figuren alle mit einer Zärtlichkeit, dies ist die Kunst dieses Jugendbuches. Empfohlen ab 14 Jahren, empfinde ich es auch für eine ältere Leserschaft absolut erfüllend. Ich bin einmal mehr stark berührt wie kraftvoll und stark ein Jugendbuch ist, daher eine eindringliche Leseempfehlung!« Manuela Hofstätter, Lesefieber.ch, 18.2.2021 »Lea-Lina Oppermann erzählt sehr mitreißend. Ihre Sprache ist reflektiert und überschwänglich zugleich. Sehr genau beschreibt sie jugendliche Begeisterung und den unbändigen Drang, etwas zu verändern.« NDR Info, 8.5.2021 »...Oppermann schreibt alles so souverän, lässig und authentisch, als wäre sie Aida, Theo und Goldstein in einem. Sie komponiert Charaktere und Szenen wie andere Menschen Töne.« Christine Paxmann, Eselsohr, April 2021 »Das Buch hat mir sehr gut gefallen, weil man immer wieder überrascht wird und neue Fragen auftauchen.« Eva Bürger, Badische Zeitung, 30.4.2021 »Lea-Lina Oppermann erzählt in ihrem zweiten Roman ... rasant und mit viel Feingefühl von einen braven Jugendlichen , den die blinde Liebe packt und der dafür alles riskiert.« Dierk Wolters, Frankfurter Neue Presse, 27.3.2021 »Auch in ihrem zweiten Roman gelingt es der Berliner Jungautorin Lea-Lina Oppermann, für Jugendliche brisante Themen - wie Selbstzweifel, Zukunftsängste, Ausbruch aus familiären, sozialen Strukturen, Kreativität und Engagement für die Gesellschaft - zu einer dichten Handlungsspirale zu verweben.« Alice Werner, Buch & Maus, 2/2021 »Ein Buch, das nachwirkt.« Klaus Gaspari, 1001 Buch, 3/2021