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Dies ist die fesselnde Biographie eines Mannes aus fränkischem Hochadel, der die Geschicke deutscher Politik im 19. Jahrhundert jahrzehntelang mitgestaltet hat, zunächst als bayerischer Ministerpräsident nach dem deutsch-österreichischen Krieg von 1866, dann als Abgeordneter im neuen Reichstag, als langjähriger deutscher Botschafter in Paris, als Statthalter in Elsass-Lothringen und schließlich als dritter deutscher Reichskanzler nach Bismarck und Caprivi (1894-1900).
Volker Stalmann rekonstruiert einfühlsam und mit großem Gespür für Nuancen das Leben einer faszinierenden Persönlichkeit,
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Produktbeschreibung
Dies ist die fesselnde Biographie eines Mannes aus fränkischem Hochadel, der die Geschicke deutscher Politik im 19. Jahrhundert jahrzehntelang mitgestaltet hat, zunächst als bayerischer Ministerpräsident nach dem deutsch-österreichischen Krieg von 1866, dann als Abgeordneter im neuen Reichstag, als langjähriger deutscher Botschafter in Paris, als Statthalter in Elsass-Lothringen und schließlich als dritter deutscher Reichskanzler nach Bismarck und Caprivi (1894-1900).

Volker Stalmann rekonstruiert einfühlsam und mit großem Gespür für Nuancen das Leben einer faszinierenden Persönlichkeit, die zu den beeindruckendsten des deutschen Adels im 19. Jahrhundert zählt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Volker Stalmann, Dr. phil., geboren 1964 in Duisburg, studierte Geschichte und Romanistik, seit 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter der KGParl.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Champagner gegen Hauptmann
Ein liberaler Katholik als Reichskanzler: Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der dritte Kanzler des 1871 gegründeten Kaiserreichs, ist weitgehend vergessen. 1894 mit 75 Jahren ins Amt gekommen, galt er schon den Zeitgenossen als schwach und zögerlich. Die Führung des Reichs schienen andere in der Hand zu haben, der aufstrebende Bernhard von Bülow (später Hohenlohes Nachfolger), Alfred von Tirpitz als Marinestaatssekretär, die "Graue Eminenz" des Auswärtigen Amtes Friedrich von Holstein und natürlich der Kaiser selbst. Der Abschied Hohenlohes im Jahr 1900 überraschte niemanden, eher schon, dass er sich so lange im Amt gehalten hatte.

Historisch ist Hohenlohe schon deswegen von einigem Interesse, weil der 1819 geborene Fürst als Parlamentarier, Diplomat und leitender Minister gleich an mehreren Weichenstellungen der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts in Erscheinung trat. Völlig zu Recht konzentriert sich Volker Stalmann in seiner Biographie somit nicht nur auf die Zeit Hohenlohes als Reichskanzler, sondern bezieht ausführlich auch die anderen Stationen in seine Darstellung ein. Zum Beispiel die Revolution 1848/49: Als liberaler Katholik mit Sympathien für eine kleindeutsche Einigung bereiste Hohenlohe im Auftrag der kurzlebigen Frankfurter Reichsregierung verschiedene Höfe Südeuropas. Nicht überall konnte er seine diplomatische Mission erfüllen; der Papst in Rom war gerade selbst vor der Revolution auf der Flucht. Zurück in Deutschland, machten ihn seine Verbindungen zur Paulskirche zunächst politisch unmöglich.

In seiner bayerischen Heimat, wo er als "mediatisierter" Standesherr aus dem fränkischen Schillingsfürst automatisch dem "Reichsrat" angehörte, galt er nicht nur als Liberaler, sondern auch als Freund Preußens. Seine Stunde schlug erst nach der Niederlage Österreichs im Deutsch-Deutschen Krieg von 1866. Nun wurde er gerade wegen seiner preußischen Orientierung zum geeigneten Kandidaten für den Posten des bayerischen Ministerpräsidenten und gestaltete als solcher zwischen 1866 und 1870 die komplizierte Annäherung Bayerns an die sich abzeichnende kleindeutsch-preußische Reichseinigung mit. Im 1871 gegründeten Reich nahm Hohenlohe bald wiederum wichtige Positionen ein. 1874 schickte ihn Bismarck als Botschafter nach Paris. 1885 wechselte er ins schwierige Amt des Statthalters von Elsass-Lothringen nach Straßburg. Bei allen seinen Ämtern erwies sich Hohenlohe vor allem als Mann der Moderation und des Ausgleichs. Und diese Qualitäten waren es wohl auch, die ihn im komplizierten Machtgefüge des Reichs schließlich zum geeigneten Kanzlerkandidaten machten. Als es 1894 so weit war, galt er aber von vornherein auch als Übergangslösung beziehungsweise als jemand, der es anderen - allen voran dem Kaiser - nicht schwermachen würde, eigene Vorstellungen durchzusetzen.

Die einzelnen Stationen von Hohenlohes Leben werden von Stalmann weitgehend linear im Stile einer traditionellen Biographie erzählt. Nur selten unterbrechen analytische Passagen die aus umfangreichen Quellenstudien hervorgegangene Darstellung. Einige grundlegende Einsichten in die politische Struktur des Kaiserreichs oder die Weltsicht eines den regierenden Familien "ebenbürtigen" Standesherrn ergeben sich bei der Lektüre dennoch. Im langen Streit um das "persönliche Regiment" Wilhelms II. nimmt Stalmann eine vermittelnde Position ein. Zwar gelang es Hohenlohe durch Geduld und List immer wieder, die schlimmsten Auswirkungen des kaiserlichen Machtanspruchs zu glätten. Vor allem in der wichtigen Personalpolitik zog der Kanzler aber regelmäßig den Kürzeren. Die Frage, ob der zögerlich-abwartende Stil Hohenlohes der politischen Struktur des Reichs angemessen war oder doch vor allem dem Kaiser in die Hände spielte, lässt Stalmann offen.

Die vor allem aus Frustration über die relativ starke Stellung des Reichstags sowie der Sozialdemokratie resultierenden Staatsstreichpläne des Kaisers und seiner Umgebung unterstützte Hohenlohe allerdings nie. Vielmehr vertrat er auch als Kanzler manche liberale oder zumindest "liberal-konservative" Position. In dieser relativen Liberalität Hohenlohes liegt ein weiterer grundsätzlicher Befund, der sich dem Leser aufdrängt. Schon in Bayern hatte Hohenlohe verschiedene innenpolitische Reformen auf den Weg gebracht. Als Kanzler gehörte eine Liberalisierung des Militärstrafrechts zu seinen am hartnäckigsten verfolgten Vorhaben. Verschärfungen des Vereinsrechts oder erweiterte Zensurbestimmungen versuchte er regelmäßig zu verhindern. Dass jemand wie Hohenlohe Reichskanzler wurde, zeigt somit wohl auch, wie weit das aristokratisch und militärisch-bürokratisch geprägte Establishment des Kaiserreichs am Ende des 19. Jahrhunderts in der Lage war, sich ohne größere innere Verwerfungen den Erfordernissen der modernen Gesellschaft anzunähern. An Hohenlohe werden aber auch die Grenzen dieser Entwicklung deutlich.

Das betrifft auch sein privates Leben. Bei allem aristokratischen Gebaren wies dieses durchaus bürgerliche Züge auf. Auch die moderne Kunst traf bei Hohenlohe (anders als beim Kaiser) auf Verständnis. Von der Ausstellung der Berliner Sezession 1899 war er sehr angetan. Die Darstellung der sozialen Realität in Gerhart Hauptmanns "Hanneles Himmelfahrt" war ihm einige Jahre zuvor aber doch zu viel. Nach dem Theaterbesuch in Berlin bezeichnete er es in seinem Tagebuch als "grässliches Machwerk". Der Fürst musste sich erst einmal erholen: "Wir gingen nachher zu Borchardt, um uns durch Champagner und Kaviar wieder in eine menschliche Stimmung zu versetzen."

FRIEDRICH KIESSLING

Volker Stalmann: Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. 1819-1901. Ein deutscher Reichskanzler. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009. 485 S., 49,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dass Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst weitgehend vergessen ist, findet Friedrich Kiessling eigentlich ein Unding. Umso mehr freut er sich über Volker Stalmanns Biografie, die des Fürsten historische Taten innerhalb der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts, seine Rolle als Parlamentarier, Diplomat und Reichskanzler gleichermaßen würdigt. Dass der Autor dabei traditionell linear vorgeht und seine quellensatte Darstellung nur selten mit analytischen Passagen unterbricht, bringt den Rezensenten nicht aus der Ruhe. Immerhin vermittelt der Text Kiessling die ein oder andere grundlegende Einsicht in die politische Struktur des Kaisereichs, ohne dass Stalmann sich allerdings festlegen lässt, wie der Rezensent einräumt, ob die hier attestierte Liberalität des Fürsten dieser Verfasstheit angemessen war oder nicht.

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