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Paul Rudolf "Rolf" Kauka (1917-2000), der Comic-Pionier und selbsternannte deutsche Walt Disney, gilt nach wie vor als erfolgreichster Produzent dieses Genres in Deutschland. Kauka erschuf über 80 Comic-Figuren, allen voran die legendären Fuchszwillinge Fix und Foxi. Auch berühmte ausländische Serien wie "Asterix", "Tim und Struppi", "Die Schlümpfe" oder "Lucky Luke" führte er in Deutschland zum Erfolg. Kauka war Selfmade-Millionär, überzeugter Patriot und Kalter Krieger, eine ebenso schillernde wie kontroverse Persönlichkeit, die Abschnitte des eigenen Lebens erfolgreich schönte oder…mehr

Produktbeschreibung
Paul Rudolf "Rolf" Kauka (1917-2000), der Comic-Pionier und selbsternannte deutsche Walt Disney, gilt nach wie vor als erfolgreichster Produzent dieses Genres in Deutschland. Kauka erschuf über 80 Comic-Figuren, allen voran die legendären Fuchszwillinge Fix und Foxi. Auch berühmte ausländische Serien wie "Asterix", "Tim und Struppi", "Die Schlümpfe" oder "Lucky Luke" führte er in Deutschland zum Erfolg. Kauka war Selfmade-Millionär, überzeugter Patriot und Kalter Krieger, eine ebenso schillernde wie kontroverse Persönlichkeit, die Abschnitte des eigenen Lebens erfolgreich schönte oder verschwieg. Bodo Hechelhammers Biografie, entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Familie Kauka, erforscht alle Facetten im Leben des "Fürsten der Füchse" und überrascht mit bisher unbekannten Details.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2022

Der böse Onkel Rolf

Mann der Winkelzüge: Bodo V. Hechelhammer legt die erste Biographie des Comicverlegers Rolf Kauka vor und zeigt sich dabei von den Nachtseiten eines schillernden Lebens fasziniert.

Spaß" - das ist das Leitwort dieser Biographie über Rolf Kauka, den Erfinder und Verleger der Comic-Heftserie "Fix & Foxi". In ihrem Grußwort zu Beginn vermutet die Witwe des Porträtierten, dieser hätte seinen Spaß am Buch gehabt. Und dessen Autor, Bodo V. Hechelhammer, beschließt seine Darstellung mit dem Satz: "Rolf Kauka hätte an dieser runden Geschichte seine spezielle Freude gehabt, auch wenn er selbst sein Leben nicht so, sondern mit Sicherheit anders aufgeschrieben hätte."

Von "Spaß" ist da wohl nur deshalb nicht explizit die Rede, weil der schon vier Seiten vorher zur Sprache kam, als Fazit der Bemühungen, die Welt von "Fix & Foxi" auch nach dem mittlerweile zweiundzwanzig Jahre zurückliegenden Tod ihres Schöpfers lebendig zu halten: "Der Fürst der Füchse hätte seinen Spaß daran." Und wieder zurück zum Anfang der Biographie: Gleich nach dem Grußwort von Alexandra Kauka folgt im Vorwort das selbst gewählte Motto Kaukas: "Mach anderen Freude, dann hast du deinen Spaß." Scheint ein lustiger Mann gewesen zu sein, der Rolf Kauka.

Er gab sich jedenfalls so. Und leutselig: Die Vorworte zu den Comics seines Verlags - und deren Zahl ging seit dem Debüt 1952 in die Tausende - unterschrieb er mit "Euer Onkel Rolf". Allerdings hatte dieser gute Onkel ein pädagogisch-politisches Anliegen: Kauka war ein deutscher Patriot, der mit seinen Heften die Möglichkeit sah, diese Haltung auch im westlichen Nachkriegsdeutschland unter die Jugend zu bringen. Und seine Methoden dabei darf man als berüchtigt bezeichnen. So war Kauka etwa der Erste, der "Asterix" nach Deutschland brachte, aber er trimmte die französische Antikensatire auf tagespolitische Aktualität. Zur immensen Kraft des germanischen Kriegers Babarras (so hieß damals Obelix; Asterix wurde zu Siggi) hieß es in den Kauka-Übersetzungen: "Wie andere einen Schuldkomplex, so schleppt er stets einen riesigen Findling mit sich herum."

Diese reaktionäre Germanisierung des Comics war auch schon lange vor Hechelhammers Biographie allgemein bekannt; nicht jedoch, dass es deutsche Journalisten der Satirezeitschrift "Pardon" waren, die ihre französischen Kollegen von "Hara-Kiri" damals darauf aufmerksam machten, sodass die Asterix-Väter René Goscinny und Albert Uderzo davon erfuhren und dafür sorgten, dass Kauka seine Rechte an der Übersetzung ihrer Serie wieder verlor - und damit eine Lizenz zum Gelddrucken. Wobei natürlich nicht ausgemacht ist, ob "Siggi und Babarras" hierzulande jemals so viel Erfolg wie dann "Asterix und Obelix" gehabt hätten.

Kauka, das macht Hechelhammers Buch deutlich, blieb seinen Überzeugungen aber kompromisslos treu - auch gegen persönliche und pekuniäre Interessen. Die Basis seines Weltbilds wird im "Dritten Reich" aufgespürt: Der 1917 in Markranstädt bei Leipzig geborene Sohn eines Weltkriegsversehrten machte Karriere in Hitlerjugend und Wehrmacht. Mit ermüdender Liebe zum Detail nimmt Hechelhammer uns mit auf den deutschen Einmarsch in Frankreich und zu späteren Abwehrschlachten im Osten, bei denen sich Kauka auszeichnete und vielfach ausgezeichnet wurde. Den einzigen anderen Orden bekam er erst kurz vor seinem Tod: 1998 das Bundesverdienstkreuz. Da lebte Kauka schon seit anderthalb Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten, nachdem er seinen Verlag lukrativ verkauft hatte (und zwar mehrfach).

Hechelhammer geht Kaukas kühlen Kniffen als Geschäftsmann mit Akribie nach, obwohl ihm kein Unternehmensarchiv zur Verfügung stand; das Buch resultiert zum wichtigsten Teil aus Gesprächen mit Wegbegleitern seines Protagonisten. Nicht einmal Hechelhammers Brotberuf als Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes hat ihm Vorteile bei der Recherche beschert, denn obwohl Kauka eine enge Freundschaft mit dem früheren BND-Präsidenten Gerhard Wessel pflegte und auch mit seinem Unternehmen für den Dienst tätig wurde, unterliegt dieser bislang nur ummunkelte Aspekt weiterhin der Geheimhaltung: "Leider durften nicht alle Details genannt und nur offenes Material verwendet werden" - eine Formulierung, die impliziert, dass Hechelhammer auch das verschlossene kennt. Umso aufmerksamer liest man seine Darstellung.

Die allerdings nur zu empfehlen ist, wenn man sich für eine exemplarisch reaktionäre Existenz interessiert und nicht für einen innovativen (und skrupellosen) Verleger. Bis überhaupt der erste Comic in Kaukas Leben tritt, sind hundert Seiten absolviert (und eben zahllose Feldzüge bestritten), und wer erhoffen sollte, reiche Anschauung geboten zu bekommen, wird enttäuscht: Es gibt gerade einmal drei schwarz-weiß (wie alle Abbildungen im Buch) reproduzierte Titelbilder von Kauka-Comics, während immerhin vier seiner Karikaturen aus Kriegs- und unmittelbarer Nachkriegszeit abgedruckt werden. Sie zeigen allerdings auch, wes Ungeistes Kind Kauka damals war, und vor allem hat er diese Cartoons selbst gezeichnet, während das bei keiner einzigen Geschichte jener Figuren, die er populär machte, der Fall war.

In dieser Hinsicht stimmt das oft gebrauchte Klischee vom "deutschen Disney", denn auch Walt Disney war ein Organisator seines Erfolgs, der viel zu schlecht zeichnete, um selbst Hand anzulegen. Kauka engagierte vor allem billiges künstlerisches Personal aus Südost- und Südeuropa und klaute Story-Ideen aus der "Micky Maus". Letzteres ist vielfach belegt, bleibt bei Hechelhammer aber unerwähnt. Wie man auch im ganzen Buch kein einziges Mal den Namen so populärer "Fix & Foxi"-Figuren wie Professor Knox, Tante Eusebia oder Lupinchen finden wird.

Hechelhammer, obwohl laut Klappentext "Comicliebhaber", interessiert sich nicht für die Comics von Kauka, sondern für dessen biographische und ökonomische Winkelzüge, inklusive eines rasanten Frauenverschleißes. Über ein totes Pferd konnte der begeisterte Reiter Kauka Tränen vergießen, anlässlich des Unfalltods seiner dritten Ehefrau beim Reiten ist dergleichen nicht dokumentiert. Hechelhammer setzt denn auch immer wieder moralische Differenzakzente zur Abgrenzung von seinem Gegenstand, aber die Faszination für die Nachtseiten dieses schillernden Lebens ist unübersehbar - böser Onkel Rolf. Diese erste Biographie des Comic-Verlegers sollte nicht die letzte bleiben. ANDREAS PLATTHAUS

Bodo V. Hechelhammer: "Fürst der Füchse". Das Leben des Rolf Kauka.

Langen Müller Verlag, München 2022. 392 S., Abb., geb., 25,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wenn Fritz Göttler etwas lernt aus Bodo V. Hechelhammers Biografie über Rolf Kauka, dann, dass Kauka alles andere als ein Freigeist war, der den Comic in Deutschland hätte voranbringen können. Kaukas verklemmte Spießigkeit, seine Germanisierungsversuche bei Asterix und Obelix und seine Beziehungen zur Spionageabwehr findet Göttler alles andere als sympathisch. Die Detailfreude der Biografie gerade bei diesen Themen scheint dem Rezensenten allerdings bemerkenswert. Leider ist vom Comic-Machen im Buch eher wenig die Rede, bedauert Göttler.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2022

Im Geist des
Revanchismus
Wie Comic-Verleger Rolf Kauka
Asterix germanisierte
Der Hinkelstein gehört zur europäischen Kultur. In den Sechzigern wurde er zusammengebracht mit dem Holocaust, als in der ersten deutschen Asterix-Ausgabe über Obelix bemerkt wurde: „Wie andere einen Schuldkomplex so schleppt er stets einen riesigen Findling mit sich herum.“ Der Schuldkomplex der Deutschen war hier gemeint, der sie nach dem verlorenen Krieg und dem Holocaust belastete.
Der deutsche Comic-Verleger Rolf Kauka, bekannt und erfolgreich mit dem Füchsepaar Fix & Foxi und anderen Comicwesen von Lupo bis Bussi Bär, war für die ziemlich dreiste Neudeutung verantwortlich. Er hatte – eigentlich eine gute Nachricht – früh die franko-belgischen Comics entdeckt und Lizenzverträge abgeschlossen für Lucky Luke, Spirou und Fantasio, Asterix und Obelix; leider aber – eine triste Nachricht – auch das Recht für die Eindeutschung. Kauka war wahrlich nicht der richtige Mann für den lässigen Esprit dieser Comics, das macht nun die Kauka-Biografie von Bodo V. Hechelhammer unmissverständlich klar (anders als etwa Erika Fuchs, die sich des Konkurrenten Micky Maus annahm). Die gallischen Krieger wurden bei Kauka germanisiert zu Siggi und Babarras, das gallische Dorf nannte sich Bonnhalla, der greise weise Druide Miraculix wurde Konradin (wie Adenauer).
„Fürst der Füchse“ nennt Bodo V. Hechelhammer seine Biografie, aber von fürstlichem Stil und feudaler Großzügigkeit ist in diesem eher verklemmten deutschen Comic-Pionier-Leben nichts zu spüren. Geboren wurde Kauka am 9. April 1917 in der Nähe von Leipzig, am 13.September 2000 starb er in den USA. Seine Jugend war geprägt von starkem Engagement in Hitlerjugend und Wehrmacht, er war erst im Westen im Einsatz, dann im Osten. Jugendliche Skizzen und Karikaturen zeigen, welch revanchistischen Geistes Kind er war und bleiben sollte.
Nach dem Krieg zog er an den Chiemsee, später nach München, trickste sich durch die Verfahren der Entnazifizierung, konnte endlich seinen Verlag gründen und begann Bildgeschichten zu produzieren, im Geist von Wilhelm Busch und Till Eulenspiegel, mit wachsendem Erfolg. In einem Schloss in Grünwald bezog er Domizil und Büro, in günstiger Nähe zur Filmstadt Geiselgasteig und zum Bundesnachrichtendienst, mit dessen Chef Gerhard Wessel ihn eine lange Bekanntschaft verband.
Er wollte ein bayerischer Walt Disney werden, sein Ehrgeiz war also einen langen Zeichenfilm zu produzieren. Es reichte dann doch nur zu einem Schwung erfolgreicher Comic-Magazine, zu Fernsehserien und Werbefilmen (für Salamander und BMW), mehr oder weniger diskret von Disney inspiriert. Und: Dank Gerhard Wessel erhielt Kauka Aufträge für „Ausbildungsfilme für die Bundeswehr bzw. für die Spionageabwehr“ – mit Zugang zu klassifiziertem Material und daher obligatorischer Sicherheitsüberprüfung. Der Autor Hechelheimer ist Chef des Historischen Büros des Bundesnachrichtendienstes, sein Buch ist also ungemein detailfreudig, aber er hält sich eisern an die Regeln: „Leider durften nicht alle Details genannt und nur offenes Material verwendet werden.“
Vom Abenteuer, Comics zu entwickeln und mit neuen Formen zu experimentieren, ist im Buch selten die Rede, obwohl es doch interessant gewesen wäre, wie genau das gewesen ist in einem Land, das sich sehr lange sehr schwer tat mit Formen populärer Kultur. Der Fürst kommt eher rüber wie ein Salonlöwe und bemühter Selbstdarsteller, mit spießiger Onkelhaftigkeit, Jagdleidenschaft und Pferdesport. Mit erschütternder Unbefangenheit schreibt Kauka in der Weihnachtsausgabe 1966 reaktionäre Floskeln in ein Editorial: „Was ich mir, Euch und Euren lieben Eltern vom Nikolaus wünsche: Friede in allen Ländern, Freilassung der unschuldig Gefangenen in Spandau und allen anderen Gefängnissen, Freude und Lachen auf der ganzen Welt – und ein ganz besonders fröhliches Weihnachten.“ Über einen Text in der Zeitschrift Pardon! erhielten damals die Asterix-Autoren Albert Uderzo und René Goscinny Kenntnis von den germanisierten Galliern – und Kauka verlor die Lizenzen. Ein Lehrstück über einen riesigen finanziellen Verlust, provoziert durch politische Naivität.
FRITZ GÖTTLER
Eher spießiger Onkel als bayerischer Walt Disney: Rolf Kauka.
Foto: dpa
Bodo V. Hechelhammer: Fürst der Füchse – Das Leben des Rolf Kauka. Langen Müller, München 2022. 392 Seiten, 25 Euro.
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