Fundstücke? Wer etwas finden will, braucht einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit. Oft scheint uns das was uns begegnet zu gewöhnlich, um unserer Aufmerksamkeit wert zu sein. Wir sind es gewohnt, nach dem Besonderen zu streben, nach etwas, was der Bemerkung, der Würdigung wert ist. Dabei übersehen wir Vieles, was seine Schönheit erst unseren Blicken offenbart, wenn wir genauer hinschauen. Doch zu Verweilen ist uns ungewohnt. Es geht uns oft so, wie Rilke es in seinem wunderbaren Gedicht: "Orpheus, Eurydike, Hermes" beschreibt: "Indes der Blick ihm wie ein Hund vorauslief, umkehrte, kam und immer wieder weit und wartend an der nächsten Wendung stand..." Diese Ruhe- und Rastlosigkeit prägt unser Leben, und viele von uns bemerken dies nicht einmal. Wir kennen es nicht anders. Diesen Zustand zu transzendieren, können Gedichte hilfreich sein. Sowohl für den Verfasser, als auch für den Leser. Rilke hat das in seinem Gedicht "Orpheus, Eurydike, Hermes" auf eine beeindruckende Weise gezeigt und allein das wiederholte Lesen dieses einen Gedichtes hat mich immer wieder innehalten lassen und meine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche gerichtet. Und das Wesentliche ist meist nicht das, was uns bedeutend und bemerkenswert erscheint. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit - inne-haltend - auf Einfaches und Schlichtes richten - dann bekommt das Einfache und Schlichte mit einem Male einen Glanz, eine Anmut und eine Klarheit, die wir mit unseren flüchtigen, rastlosen Blicken, nie gesehen hätten. So bin ich im Verlaufe meines Lebens immer wieder Dingen, Menschen und Situationen begegnet, die ich durch einen klaren, "verdichtenden" Blick, als "Fundstücke" erkannt, und hier in diesem Büchlein versammelt habe.