An den besprochenen Beispielbauten kann gezeigt werden, dass die Hauptaufgabe einer Krypta in der Aufnahme des Heiligengrabs gelegen hat. Dabei spielte es keine Rolle, welchen Typus der Heilige und seine Sepultur verkörperten, ob eine Bestattung am Ort des Martyriums, ein durch Translation geschaffenes Grab eines spätantiken Märtyrers und Bekenners oder die Beisetzung eines zeitgenössischen Klerikers, der sich durch seine Taten besonders hervorgetan hatte, so dass die Kanonisation angestrebt wurde. Oftmals sind mit Kirchenneubauten Kultbegründungen verbunden, so dass die Auffindung der Grabstätte einer als heilig angenommenen Person die Vergrößerung und Verschönerung der Kirche nicht nur zu rechtfertigen, sondern zu bedingen scheint. Aus dieser Tatsache kann nun leicht geschlossen werden, die Hallenkrypta setze ebenso wie die Ringkrypta das Heiligengrab voraus. Doch sie geht noch darüber hinaus. Durch Fenster, Sichtschächte und Hörverbindungen zeigt sie in der Oberkirche an, dasssich unter dem Hochaltar, im Verborgenen, das Heiligste der Kirche befindet.
Gleichzeitig schafft und sichert diese Anlage Authentizität. Sie suggeriert eine "traditio" des Bestattungsorts und betont die Bedeutung der jeweiligen Stadt. Oftmals sind die verehrten Personen nicht kanonisiert, ein Verfahren, das sich erst im 11. Jahrhundert entwickelt. Noch liegt die Kultbegründung in den Händen des jeweiligen Bischofs oder Abts, die Bestattung in der Krypta ist gleichbedeutend mit einer Kanonisation und legitimiert den Kult; der Besitz einer vollständigen Körperreliquie ist damit die "Kapitalanlage" der Kirche und sichert durch zu erwartende Stiftungen und Schenkungen an den Venerierten ihre Einkünfte auf unbestimmte Sicht.
Neben ihrer kultischen Funktion dienen Krypten der Vergrößerung der Grundfläche für den Bau der Oberkirche und der Nivellierung von unebenem Gelände. Dafür bietet sich die Halle an, da ihr Grundriss dem der Oberkirche folgt und ihr System aus kleinen Kreuzgratgewölben dem Bau Stabilität gibt. Die Fülle an unterschiedlichen Lösungen zeigt deutlich, dass diese Bauform den individuellen, ortsgebundenen Anforderungen entgegenkommt. Sie ergeben sich zum einen aus der topographischen Situation, zum anderen aus dem Anspruch des Bauherrn. Die Krypta hebt den Chor oder vergrößert die Kirche, sie rahmt durch ihre anspruchsvolle und kostbare Architektur mit Gewölben und Säulen das Heiligengrab und wertet die Kirche auf, deren Herr sich derartiges leisten kann.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Gleichzeitig schafft und sichert diese Anlage Authentizität. Sie suggeriert eine "traditio" des Bestattungsorts und betont die Bedeutung der jeweiligen Stadt. Oftmals sind die verehrten Personen nicht kanonisiert, ein Verfahren, das sich erst im 11. Jahrhundert entwickelt. Noch liegt die Kultbegründung in den Händen des jeweiligen Bischofs oder Abts, die Bestattung in der Krypta ist gleichbedeutend mit einer Kanonisation und legitimiert den Kult; der Besitz einer vollständigen Körperreliquie ist damit die "Kapitalanlage" der Kirche und sichert durch zu erwartende Stiftungen und Schenkungen an den Venerierten ihre Einkünfte auf unbestimmte Sicht.
Neben ihrer kultischen Funktion dienen Krypten der Vergrößerung der Grundfläche für den Bau der Oberkirche und der Nivellierung von unebenem Gelände. Dafür bietet sich die Halle an, da ihr Grundriss dem der Oberkirche folgt und ihr System aus kleinen Kreuzgratgewölben dem Bau Stabilität gibt. Die Fülle an unterschiedlichen Lösungen zeigt deutlich, dass diese Bauform den individuellen, ortsgebundenen Anforderungen entgegenkommt. Sie ergeben sich zum einen aus der topographischen Situation, zum anderen aus dem Anspruch des Bauherrn. Die Krypta hebt den Chor oder vergrößert die Kirche, sie rahmt durch ihre anspruchsvolle und kostbare Architektur mit Gewölben und Säulen das Heiligengrab und wertet die Kirche auf, deren Herr sich derartiges leisten kann.
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"(D)ie Studie (stellt) einen wichtigen Beitrag zu den in den letzten Jahrzehnten verstärkten Bemühungen um eine funktionsgeschichtliche Betrachtung von Sakralräumen dar. Sie bietet erstmals eine systematische Zusammenstellung und vergleichende Analyse verschiedener Quellen und Indizien für eine Nutzung der italienischen Krypten des I 1. und 12. Jabrhunderts. Im Ergebnis wird der Blick nicht nur auf Krypten als Teil eines mehrräumigen Sanktuariums und prädestinierter Ort für Heiligengräber gelenkt, sondern auch auf einen Wandel der Nutzungskonzepte und Bedeutungsebenen."
Von Markus Thome
In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, 32/2013, S. 425-426.
Von Markus Thome
In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, 32/2013, S. 425-426.