Azime – einfach nur Azime
Azime lebt in London, ist zwanzig Jahre alt, unverheiratet und erledigt in dem kleinen Möbelgeschäft ihres Vaters die Büroarbeiten. Eine junge moderne Frau wie jede andere? Nein, eines unterscheidet sie von anderen Londonerinnen ihres Alters, sie ist Muslima. Ihre Eltern
stammen aus einem kurdischen Dorf in der Türkei und leben immer noch nach alten, überlieferten…mehrAzime – einfach nur Azime
Azime lebt in London, ist zwanzig Jahre alt, unverheiratet und erledigt in dem kleinen Möbelgeschäft ihres Vaters die Büroarbeiten. Eine junge moderne Frau wie jede andere? Nein, eines unterscheidet sie von anderen Londonerinnen ihres Alters, sie ist Muslima. Ihre Eltern stammen aus einem kurdischen Dorf in der Türkei und leben immer noch nach alten, überlieferten Regeln. Zwar trägt Azime kein Kopftuch und konnte sich auch erfolgreich den vielen Versuchen ihrer Mutter, sie mit einem Landsmann (meist im Alter ihres Vaters) zu verheiraten, widersetzen, doch auch für sie gilt: Der Mann hat das Sagen, die Frau muss gehorchen. Aber plötzlich will Azime mehr, sie will aufrütteln, will die starren Regeln durchbrechen. Auslöser sind ein Terroranschlag radikaler Islamisten in London und der vermeintliche Selbstmord einer Freundin, die verbotenerweise mit einem Italiener eine Beziehung hatte. Azime vermutet einen Ehrenmord der Familie und beginnt mit Nachforschungen.
Auch Azime hat ihre Heimlichkeiten, die sie vor ihrer Familie verbergen muss. Mit einem Freund besucht sie, eher zufällig, einen Kurs für angehende Comedians und ist begeistert. Auf der Bühne kann man beinahe alles sagen, was man sonst nur denken darf. Sie erkennt die Chance, gegen Intoleranz anzukämpfen und mit Humor zwischen den Kulturen zu vermitteln. Bald schon hat sie ihren ersten Auftritt zu dem sie, um nicht erkannt zu werden, eine schwarze Burka überzieht. Sofort hat sie großen Erfolg, das Publikum ist begeistert. Die erste muslimische Frau, die auf der Bühne steht und Comedy macht erregt natürlich Aufsehen, und am nächsten Tag erscheint ihr Foto im Guardian. Die Familie ist entsetzt und verstößt sie, ihr jüngerer Bruder wird handgreiflich und von muslimischen Glaubensbrüdern bekommt sie sogar Morddrohungen.
Doch Azime ist nicht mehr zu bremsen, sie kann nicht anders, sie muss ihr Talent nutzen, muss sich mitteilen, muss Witze erzählen und ihr Publikum zum Lachen bringen. Gemeinsames Lachen verbindet, ist ein Mittler zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen. Erste Erfolge zeigen sich bereits in ihrer Familie …
Mit dem Roman „funny girl“ ist es Anthony McCarten wieder einmal gelungen, ein ernsthaftes, brisantes Thema auf unterhaltsame Weise zu vermitteln. Sein unaufdringlicher, humorvoller Schreibstil ist wie geschaffen für diese Geschichte. Azime ist eine junge Muslima die zwischen den Kulturen steht, zwischen Tradition und Moderne. Schlagfertig und manchmal auch voller Selbstzweifel verfolgt sie mutig ihr Ziel, die Welt durch Humor etwas menschlicher zu machen. Kritik an der Gesellschaft und an deren Verhältnis zur Integration wechseln gekonnt mit humorigen Passagen. Ganze Bühnenauftritte Azimes werden geschildert, Witze als Waffe gegen intolerante Zeitgenossen. Klischees werden bedient, Unerwartetes geschieht, alles ist dynamisch miteinander verwoben – und zum Ende ist es dann doch anders als erwartet.
Fazit: Ein Buch das nachdenklich stimmt, zum gelegentlichen Schmunzeln verführt, gefühlvoll ist und dennoch enormen Tiefgang hat. Sehr lesenswert!