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Die fußballinteressierte - auch die linke - Welt blickt auf Brasilien, wo vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 die Fußballweltmeisterschaften der Männer stattfinden. Zugleich wird das Land von massiven sozialen Protesten erschüttert. Sie richten sich gegen mangelnde öffentliche Dienstleistungen bei anhaltend sozialer Kluft in der aufstrebenden Regionalmacht. In einem Land, in dem die Fußballbegeisterung im Alltag der Straßen und Strände zu Hause ist, richten sie sich auch gegen die Überkommerzialisierung des 'National'sports.

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Produktbeschreibung
Die fußballinteressierte - auch die linke - Welt blickt auf Brasilien, wo vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 die Fußballweltmeisterschaften der Männer stattfinden. Zugleich wird das Land von massiven sozialen Protesten erschüttert. Sie richten sich gegen mangelnde öffentliche Dienstleistungen bei anhaltend sozialer Kluft in der aufstrebenden Regionalmacht. In einem Land, in dem die Fußballbegeisterung im Alltag der Straßen und Strände zu Hause ist, richten sie sich auch gegen die Überkommerzialisierung des 'National'sports.
Autorenporträt
Die Herausgeber:Gerhard Dilger, Journalist, lebt seit 1992 in Südamerika, leitet seit 2013 das Regionalbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung für Brasilien, Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay in São Paulo.Thomas Fatheuer leitete von 2003 bis Juli 2010 das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Brasilien. Zur Zeit lebt er als Autor und Berater in Berlin.Christian Russau lebt als Autor, Übersetzer und Journalist in Berlin. Er ist u.a. aktiv beim Netzwerk der Brasiliensolidarität KoBra.Stefan Thimmel ist stellvertretender Leiter des Bereichs Politische Kommunikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Zuvor war er als freiberuflicher Journalist, Publizist und Gutachter tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2014

Brasiliens schattige Seite

Vom Zürcher Sonnenberg aus betrachtet mögen Politik und Fußball zwei getrennte Welten sein. Millionen Brasilianer aber sehen das ein bisschen anders, und etliche von ihnen haben das bei den Demonstrationen rund um den Confed Cup im vergangenen Jahr und danach zum Ausdruck gebracht. Auch wenn sich der große Zorn in erster Linie auf die Verhältnisse in Brasilien richtet, waren es die gigantischen Ausgaben für die beiden Fifa-Turniere, die die Proteste (mit) ausgelöst haben. Es ist nicht zu übersehen: Mit dieser WM hat die Debatte um Sinn und Grenzen kommerzieller Mega-Sportevents, wie sie bei Olympia schon länger geführt wird, auch den Fußball erreicht. Wer sich für diese schattige Seite des schönen Spiels interessiert, kann sich in diesem WM-Sommer in dem von der Rosa-Luxemburg-Stiftung herausgegebenen Band "Fußball in Brasilien: Widerstand und Utopie" auf Spurensuche begeben. Dort wird die WM 2014 eingebettet in die Entwicklung von 2006 (Wie die Deutschen der Fifa den Teppich ausgerollt haben) über 2010 (Warum Südafrika keine Erfolgsgeschichte war) bis, perspektivisch, 2018 (Was in Russland zu erwarten ist). Wer profitiert auf wessen Kosten - das ist die Kernfrage, um die sich alles dreht. Das Buch geht aber noch ein Stück weiter und beschreibt auch Versuche der Mitsprache, der Kritik und des Widerstands - etwa in den sogenannten Basiskomitees an den WM-Standorten. Bei der Qualität der Beiträge gibt es zwar den einen oder anderen Ausreißer nach unten, und die Auswahl der Bilder erfüllt auf merkwürdige Weise gerade jene Klischees, die der Band eigentlich zu zerstreuen sucht. In den Analysen der Mitherausgeber Thomas Fatheuer ("Brasilien vom Fußball aus denken") und Christian Russau ("Die Juni-Proteste") aber steckt so viel Substanz und Anregendes, dass sich allein dafür die Lektüre lohnt. "Die Überraschung liegt im Falle Brasiliens in der Fehleinschätzung über die Geschichte des Landes, dessen Image mit Karneval, Fußball, schönen Stränden und nackten Frauen assoziiert wird. Nichts ist verkehrter: Brasiliens Vergangenheit ist durch Volksaufstände von Nord bis Süd gekennzeichnet", schreibt Juca Kfouri, Journalist und prominentester Vorkämpfer des Landes gegen die Missstände im (brasilianischen) Fußball. So weit muss es diesen Sommer ja nicht kommen. Aber wenn sich Brasilien als der Ort erweist, an dem der Diskurs über die bisweilen unheimliche Macht des Fußballs die Masse erreicht, war es doch eine ziemlich gute Wahl der Fifa-Herren vom Sonnenberg.

camp.

Gerhard Dilger/Thomas Fatheuer/Christian Russau/Stefan Thimmel (Hg.): Fußball in Brasilien: Widerstand und Utopie. VSA Verlag, 240 Seiten, 16,80 Euro (oder kostenlose Download auf der Internetseite der Rosa-Luxemburg-Stiftung)

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