Dieses Buch versammelt Texte über Musik, die zu der Zeit ihrer Veröffentlichung die Zukunft scheinbar vorhersagen konnte - egal, ob diese Zukunft nun als Utopie oder als Dystopie verstanden wurde. Musik also, die ähnlich wie das literarische Genre der Science-Fiction eine Prognose künftiger Gegebenheiten wagte und bewusst auf das Andere als auf das Gegenwärtige, sattsam Bekannte setzte. Demgemäß rücken in »Futuromania« die elektronischen Soundpionier:innen von Kraftwerk und Giorgio Moroder bis Missy Elliot, Migos und Daft Punk mit ihren neuartigen Erzählungen in den Fokus; (vormals) vorwärtsgewandte Spielarten des Pop wie Electronic Body Music, Detroit Techno, Synthpop und New Age werden als Soundtrack für unsere Vorstellungen von einem ungewissen Morgen in Erinnerung gebracht.»Futuromania« ist Simon Reynolds' ganz bewusste Referenz auf seinen eigenen Popkultur-Klassiker »Retromania«; nur eben als eine »positive Umkehrung« des von ihm entwickelten Begriffs verstanden. Reynolds analysiert hier also nicht das Recyceln und die Wiederkehr des Gestern, sondern vielmehr die nahezu »fantastische« Ungeduld und Vitalität, die Musik, die bestens über ihre eigene Historie Bescheid weiß, auch bedeuten kann.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Uwe Schütte schwelgt in den musikalischen Zukunftsvisionen, die Simon Reynolds retrospektiv in seinen hier versammelten Essays aus Pitchfork u.a. bei Visionären wie Giorgio Moroder oder Kraftwerk ausmacht oder in technischen Neuerungen wie Autotune. Reynolds' Gedaken zu Moroders "brutalem Futurismus" im Hit "I Feel Love" oder zum Breakbeat im Jungle ergeben zusammen Sinn, findet Schütte. Dass die zukunftsträchtigste Zeit des Pop vorbei sein könnte, ist für Schütte die traurige Quintessenz der Lektüre.
© Perlentaucher Medien GmbH
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