Die Beiträge des Bandes widmen sich der Hamburgischen Dramaturgie in einer entschieden komparatistischen und praxeologischen Perspektive. Sie gehen von der These aus, dass Lessing in produktiver Weise die Analyse einzelner Dramen mit grundsätzlichen dramenpoetischen Fragen verbindet. Die Hamburgische Dramaturgie ist nämlich keine eigentliche Theorie oder systematische Ästhetik des Dramas, sondern eine prozessuale Reflexion der Dramatik, innerhalb derer die besprochenen, allenfalls historisch interessanten Dramen exemplarische Funktion für spezifische Probleme der Poiesis und Poetik haben. Dazu zählen die Themen Mitleid, Angemessenheit, poetische Wahrheit und historische Wahrscheinlichkeit. Die mit den besprochenen Dramen verbundenen Stücke ergeben dann in der Zusammenschau zwar kein Ganzes im Sinne der Theoria, wohl aber ein Mosaik, das eine sinnliche Erkenntnis des Theaters qua Vergegenwärtigung ermöglicht.