Wie wird ein Land mit den Konsequenzen eines Völkermordes fertig?Zu den vielen offenen Fragen, gibt es mindestens ebenso viele Lösungsansätze. Die Internationale Gemeinschaft reagierte, wenn auch verspätet, mit der Errichtung des International Criminal Tribunal for Rwanda (ICTR), das wegen seiner mangelnden Effizienz bereits oft ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist. Nachdem die Regierung Ruandas erkannte, dass die innerstaatlichen Kapazitäten im Bereich der ordentlichen Gerichtsbarkeit nicht ausreichen würden, um alle Verantwortlichen einer gerechten Strafe zuzuführen, begann man, nach Alternativen zu suchen. Die Regierung der Nationalen Einheit entschloss sich schließlich ein rechtliches Experiment zu wagen, indem sie die Gacaca-Gerichtsbarkeit, einen in der ruandischen Rechtstradition fest verankerten Streitschlichtungsmechanismus, wiedereinführte. Dies stellt einen mutigen Versuch dar, erstmalig einen Völkermord unter intensiver Miteinbeziehung der Bevölkerung strafrechtlich aufzuarbeiten. Seitdem tobt eine heftige Kontroverse um dieses traditionelle Konfliktlösungsmodell, die auch Gegenstand dieses Buches sein soll.
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