Es ist kaum zu fassen, was Autor Max Göldi passiert ist: Als Mitarbeiter einer schweizer Firmenrepräsentanz in Tripolis wird er unversehens und völlig unschuldig zum politischen Spielball.
Hannibal Gaddafi wird samt Ehefrau in Genf verhaftet, in den Augen seines Vaters und libyschen Diktators ein
nicht hinnehmbarer Gesichtsverlust. Als Rache werden mehrere schweizer Firmensitze in Tripolis…mehrEs ist kaum zu fassen, was Autor Max Göldi passiert ist: Als Mitarbeiter einer schweizer Firmenrepräsentanz in Tripolis wird er unversehens und völlig unschuldig zum politischen Spielball.
Hannibal Gaddafi wird samt Ehefrau in Genf verhaftet, in den Augen seines Vaters und libyschen Diktators ein nicht hinnehmbarer Gesichtsverlust. Als Rache werden mehrere schweizer Firmensitze in Tripolis geschlossen; dort tätige Mitarbeiter mit schweizer Pass werden inhaftiert. Es folgen kafkaeske Schauprozesse, Entführungen im Stil eines Hollywood-Action-Films und ein jahrelanger erzwungener Aufenthalt im goldenen Käfig der schweizer Botschaft.
Ein Plot wie ihn sich Starautoren nicht spannender ausdenken hätten können.
Und dennoch habe ich mich über Dutzende, wenn nicht gar Hunderte Seiten hinweg (sic!) richtiggehend durch die Geschichte gequält, war mehrmals kurz davor, die Lektüre abzubrechen. Dies hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen fiel es mir trotz des Personenregisters im Anhang sehr schwer, den Überblick über die handelnden Personen zu behalten. Es ist eine wahre Flut an Namen, die man sich als Leser merken müsste. Und das Register (alphabetisch nach Familiennamen sortier) ist hier nur bedingt eine Hilfe, da der komplette Name oft nur anfangs genannt wird und bei Wiederholungen nur der Vorname aufgeführt ist. Hat man den Nachnamen nicht mehr parat, muss man sich also mühsam durch das Register kämpfen, bis man auf den richtigen Vornamen stößt. Dies hat meinen Lesefluss sehr behindert und den Genuss der Lektüre massiv beeinträchtigt.
Zum anderen beruht das Buch, wie der Untertitel schon vermuten lässt, auf Göldis Tagebuchaufzeichnungen während seiner Geiselschaft. Und dies merkt man für meinen Geschmack zu sehr. Seiten über Seiten wird Belangloses aufgezählt. Nicht für den psychisch ohne Frage extrem unter Druck stehenden Göldi. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nach monatelangem unfreiwilligem Aufenthalt in der Botschaft der Höhepunkt des Tages sein kann, wenn der Botschafter aus dem Heimaturlaub Bircher Müsli mitbringt. Aber nach immer und immer wiederkehrenden Wiederholungen langweilt man sich als Leser doch sehr, wenn die Einträge nur daraus bestehen, wer wann mit wem Tischtennis gespielt hat, wer was gekocht und mit wem gegessen hat etc.
Anfang und Ende sind wirklich spannend; im Mittelteil hätte ich mir vom Lektorat mehr Straffung und deutliche Kürzung gewünscht.
Daher nur eine mittlere Leseempfehlung.