Jetzt haben sie s endlich begriffen! Spätestens der dramatische Report des Weltklimarats IPCC aus dem Frühjahr 2007 hat auch dem letzten Politiker klargemacht: Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, der sich die Menschheit je hat stellen müssen. Was nun die Reaktion der Politik, aber auch jedes Einzelnen von uns betrifft, so geht es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie. Wie bereiten wir uns auf die schon jetzt absehbaren drastischen klimatischen Veränderungen in der nahen Zukunft vor? Wie lässt sich der CO2-Ausstoß weltweit spürbar verringern? Wie gewinnen wir die nötige"emissionsfreie"Energie, um möglichst vielen Menschen weiterhin ein Leben in Sicherheit und Wohlstand zu ermöglichen? Wie lassen sich auf internationaler Ebene verbindliche Maßnahmen vereinbaren? Eines ist klar: Die Suche nach Lösungen und adäquaten Reaktionen duldet keinen Aufschub. Kein anderes Buch über den Klimawandel bietet bislang eine vergleichbar umfassende internationale Perspektive und beschreibt so klar und kompetent, mit welchen wissenschaftlichen, technologischen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen - aber auch Lösungsansätzen - wir es zu tun haben.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2008Klimaschurken
Das Buch bringt es auf den Punkt: Nicht allein die Erfindungskraft der Naturwissenschaftler wird uns vor dem Kollaps bewahren, sondern indem wir das unaufhörliche Wachstum nicht mehr als Menschenrecht verstehen. „Allerdings müssen wir rasch handeln”, sagen die Autoren. Aber dann haben sie wieder zu viel Verständnis. Die Flugzeuge seien zu den „neuen Klimaschurken” geworden. Das sei nicht fair. Die Luftfahrt sei für 700 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich verantwortlich, was „nur” 1,6 Prozent der Treibhausgasemissionen entspreche. Doch weiß jedes kleine Kind: Die Schadstoffe zerstören das in großer Höhe für die Erde lebenswichtige Ozon.
Es gibt bereits einen Klimakrieg: im westsudanesischen Darfur. Mindestens 400 000 Zivilisten wurden getötet. Landwirtschaftlicher Raubbau und Überweidung hatten das Land in eine Staubwüste verwandelt. Dann gab es mit der Dürre die Vernachlässigung der Nomaden und Halbnomaden und die Entfesselung machtgieriger Warlords durch die Regierung in Khartum. Katrina ist die andere Katastrophe: 2005 brach dieser Hurrikan über New Orleans herein. 1800 Menschen starben, die wirtschaftlichen Schäden betragen 80 Milliarden Dollar. Die Autoren rechnen als dritte Katastrophe die Hitzewelle, die 2003 Europa erreichte. Sie ließ 35 000, andere sagen 52 000 Menschen, weit vor ihrer Zeit sterben.
Die Schwellenländer werden bei der „Aufholjagd” am stärksten zum künftigen Anstieg der Emissionen beitragen: China, Indien, Brasilien, Mexiko, Südafrika. „Ein neues Abkommen nach Kyoto kann nur sinnvoll sein, wenn China mitmacht”, schreiben die Autoren. Im Schlusskapitel wird es konkret. „Fahren Sie weniger Auto”, heißt es da. Und: „Wenn Sie doch fliegen, suchen sie sich möglichst eine Fluggesellschaft mit einer relativ energieeffizienten Flotte.” Etwas blauäugig: Jeder wird den billigeren Flug nehmen. RUPERT NEUDECK
GABRIELLE WALKER/DAVID KING: Ganz heiß. Die Herausforderungen des Klimawandels. Berlin Verlag 2008. 304 Seiten, 22,90 Euro.
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Das Buch bringt es auf den Punkt: Nicht allein die Erfindungskraft der Naturwissenschaftler wird uns vor dem Kollaps bewahren, sondern indem wir das unaufhörliche Wachstum nicht mehr als Menschenrecht verstehen. „Allerdings müssen wir rasch handeln”, sagen die Autoren. Aber dann haben sie wieder zu viel Verständnis. Die Flugzeuge seien zu den „neuen Klimaschurken” geworden. Das sei nicht fair. Die Luftfahrt sei für 700 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich verantwortlich, was „nur” 1,6 Prozent der Treibhausgasemissionen entspreche. Doch weiß jedes kleine Kind: Die Schadstoffe zerstören das in großer Höhe für die Erde lebenswichtige Ozon.
Es gibt bereits einen Klimakrieg: im westsudanesischen Darfur. Mindestens 400 000 Zivilisten wurden getötet. Landwirtschaftlicher Raubbau und Überweidung hatten das Land in eine Staubwüste verwandelt. Dann gab es mit der Dürre die Vernachlässigung der Nomaden und Halbnomaden und die Entfesselung machtgieriger Warlords durch die Regierung in Khartum. Katrina ist die andere Katastrophe: 2005 brach dieser Hurrikan über New Orleans herein. 1800 Menschen starben, die wirtschaftlichen Schäden betragen 80 Milliarden Dollar. Die Autoren rechnen als dritte Katastrophe die Hitzewelle, die 2003 Europa erreichte. Sie ließ 35 000, andere sagen 52 000 Menschen, weit vor ihrer Zeit sterben.
Die Schwellenländer werden bei der „Aufholjagd” am stärksten zum künftigen Anstieg der Emissionen beitragen: China, Indien, Brasilien, Mexiko, Südafrika. „Ein neues Abkommen nach Kyoto kann nur sinnvoll sein, wenn China mitmacht”, schreiben die Autoren. Im Schlusskapitel wird es konkret. „Fahren Sie weniger Auto”, heißt es da. Und: „Wenn Sie doch fliegen, suchen sie sich möglichst eine Fluggesellschaft mit einer relativ energieeffizienten Flotte.” Etwas blauäugig: Jeder wird den billigeren Flug nehmen. RUPERT NEUDECK
GABRIELLE WALKER/DAVID KING: Ganz heiß. Die Herausforderungen des Klimawandels. Berlin Verlag 2008. 304 Seiten, 22,90 Euro.
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