„Passione per l‘art“ hat der italienische Künstler Sandro Chia die Bronzeskulptur genannt, die er Mitte der 1980er Jahre eigens für den Bielefelder Rathausplatz geschaffen hat und die auf dem Titel dieses Bandes zu sehen ist. Leidenschaft für die Kunst – was für ein schöner, inspirierender Name für eines der beeindruckendsten Exponate aus dem reichen Fundus an Kunst im öffentlichen Raum dieser Stadt! Mehr als 200 Kunstwerke unter freiem Himmel sind in Bielefeld zu finden: gut sichtbar an viel frequentierten Orten, aber auch in eher versteckten Winkeln. Umsonst und draußen trifft man auf Skulpturen international renommierter Künstlerinnen und Künstler wie Auguste Rodin, Henry Moore, Richard Serra, Olafur Eliasson, Ulrich Rückriem, Joseph Beuys und Isa Genzken. Darüber hinaus haben viele lokale Kunstschaffende ihre Spuren in der Stadt hinterlassen, darunter der Bildhauer Hans Perathoner, der an der hiesigen Handwerker- und Kunstgewerbeschule lehrte und dem im Jahr 1909 ein Weber namens Heinrich Heienbrock Modell für das Wahrzeichen Bielefelds stand – das Leineweberdenkmal. Kunst im öffentlichen Raum, das ist Kunst, die für jedermann und zu jeder Zeit zugänglich ist, das ist ein Stück Lebensqualität, eine große Portion Sinnenfreude und bisweilen auch ein wenig Seelentrost. Denn so mancher, der zuvor vielleicht eher achtlos an ihr vorbei gegangen ist, wird ihren Wert erst in den langen Monaten der coronabedingten Museumsschließungen so richtig schätzen gelernt haben … Für eine Dokumentation hat der Fotograf Klaus Hansen für das Projekt „Kunst im öffentlichen Raum” (Dez. II) die Skulpturen, Denkmäler und Brunnen, also die im wahrsten Sinne des Wortes Sehens- und Fühlenswürdigkeiten aus Stein, Muschelkalk und Holz, aus Eisen, Edelstahl und Bronze mit seiner Kamera festgehalten. Dabei hat er den Blick auf besondere Details gerichtet und dem Betrachter neue, oftmals überraschende Perspektiven eröffnet. So nimmt etwa die dicke Schneeschicht auf den Schultern des Reichskanzlers Bismarck dem Denkmal augenzwinkernd seine historische Wucht. „Ganz nah“ ist Klaus Hansen den Werken gekommen, bei denen die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk mitunter fließend sind. Der vorliegende Band zeigt eine Auswahl seiner Aufnahmen und will vor allem eines: die Neugier wecken, die Kunst im Bielefelder Stadtbild mit all ihren Facetten zu entdecken.