Mit langjähriger Reiseerfahrung und Kennerschaft betrachtet der Autor den Gardasee nicht iloliert, sondern in größerem Zusammenhang. So gewinnen auch die Landschaften im Dreieck von Trient, Verona, Brescia - die Colli Veronesi, die Monti Lessini und der Valpolicella, das Illasi- und Chiesetal, die Val Camonica, Tignaleund Tremosine, der Belegion, Judikarien, das Sarcatal oder das meist verkannte alte Brescia - eine besondere Bedeutung.
"Gardasee und das Veronese" von Werner Krumm. Prestel Verlag, München 1996. 518 Seiten mit schwarzweißen und farbigen Abbildungen, Karten und Stadtplänen. Gebunden mit Schutzumschlag, 48 Mark. ISBN 3-7913-1658-3.
Bei jeder neuen Aufgabe der Prestelschen Landschaftsbücher fragt man sich, ob damit nun der letzte Band der Reihe erschienen ist. Wie lange noch wird es dem Verlag gelingen, diese im besten Sinn traditionelle Reiselektüre auf dem Markt zu halten? Wie lange noch wird es für diese Bücher Leser geben, denen Text mehr bedeutet als Bildchen? Wer sich in den Buchläden für wirkliche Reiseliteratur interessiert, wird mit ganzen Serien und hohen Stapeln sogenannter visueller Reiseführer geradezu erschlagen. Weil die Visuellen sich auf Wesentliches und Auswahl konzentrieren, wird man wohl in Zukunft in Verona, Avignon oder Barcelona nur noch das kennenlernen, über das man sowieso fast stolpert und schon tausendmal "reproduziert" worden ist. Noch steuert der Münchner Prestel-Verlag dagegen, verzichtet auf aufwendiges, farbiges Bildmaterial und den üblichen Design-Schnickschnack und läßt Werner Krumm auf 518 Seiten ein textliches Bild jener Region entwerfen, die seit ewigen Zeiten das Italien-Erlebnis der Deutschen vor allem und wohl zuerst geprägt hat. Was Autor und Verlag im Jahre 1996 vorlegen, ist 1979 schon einmal erschienen. Nach mehr als siebzehn Jahren war wohl diese vierte und überarbeitete Auflage überfällig. Wer die Bücher von Prestel kennt, weiß, was ihn erwartet. Geschichte, Landschaft, Kunst und Leben hier. Ob mit dem Gang durch Verona oder dem Ausflug auf der Gardesana an der Westküste des Gardasees, der Autor läßt sich und dem Leser Zeit für diese schöne Gegend. Es mag sein, das manchem 518 Seiten über Trient, Verona und Brescia zu viel sind. Doch niemand verlangt, alles auf einmal zu lesen, alles auf einmal zu erleben. "Gardasee und das Veronese" ist ein fundiertes Standardwerk über den Tag hinaus, ein verläßliches Nachschlagewerk, in das man immer einmal wieder hineinschauen kann, wenn die Lust am Reisen wieder geweckt ist. Das schließlich macht die Qualität dieses Landschaftsbuches aus. (hph)
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