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Die Königliche Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam spiegelt mehr als zwei Jahrhunderte preußischer Geschichte wider. Erbaut ab 1731 unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm I., erlangte sie einen besonderen Platz in der Kirchenbaugeschichte. Aber nicht nur als Ort von Gottesdiensten, sondern vor allem als Schauplatz großer Ereignisse des preußischen Staates macht die Militärkirche Geschichte. Sieges- und Friedensfeiern, Regierungsjubiläen, Aufmärsche der Garnisonen und Trauerkundgebungen wurden hier festlich begangen. Am 21. März 1933 fand in der Garnisonkirche ein zum geschichtlichen…mehr

Produktbeschreibung
Die Königliche Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam spiegelt mehr als zwei Jahrhunderte preußischer Geschichte wider. Erbaut ab 1731 unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm I., erlangte sie einen besonderen Platz in der Kirchenbaugeschichte. Aber nicht nur als Ort von Gottesdiensten, sondern vor allem als Schauplatz großer Ereignisse des preußischen Staates macht die Militärkirche Geschichte. Sieges- und Friedensfeiern, Regierungsjubiläen, Aufmärsche der Garnisonen und Trauerkundgebungen wurden hier festlich begangen. Am 21. März 1933 fand in der Garnisonkirche ein zum geschichtlichen Symbol gewordenes Ereignis statt: Reichspropagandaminister Joseph Goebbels inszenierte hier den "Tag von Potsdam", an dem sich Adolf Hitler und Reichsfeldmarschall Paul von Hindenburg die Hand reichten und damit scheinbar das Bündnis von Preußen und NS-Bewegung schlossen. Zwölf Jahre später war das Schicksal des Bauwerks besiegelt: Luftangriffe zerstörten die Potsdamer Altstadt und mit ihr die Garnis onkirche. Ihre Ruine wurde 1968 aus dem Stadtbild getilgt, weil sie den Machthabern in der DDR als Sinnbild des preußischen Militarismus galt. Im Zuge der Debatte um die Rekonstruktion des historischen Stadtbilds wird auch ein Wiederaufbau der Garnisonkirche diskutiert. Bundesweit befürworten Politiker wie Städteplaner vor allem die Wiedererrichtung des Turms mitsamt des Glockenspiels. Eine spannende und kenntnisreiche Geschichte der Potsdamer Garnisonkirche, die über zwei Jahrhunderte lang Schauplatz preußischer und europäischer Ereignisse war. Zahlreiche historische Abbildungen veranschaulichen die Bedeutung des 1945 weitgehend zerstörten Bauwerks.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2001

Einmal ohne Ideologie
Was die Liebe zur Potsdamer Garnisonskirche möglich macht

Wenn es nach der vor wenigen Tagen gegründeten Stiftung "Preußisches Kulturerbe" ginge und ihrem Schirmherrn, dem Innenminister von Brandenburg, Jörg Schönbohm (CDU), würde die Potsdamer Garnisonkirche oder wenigstens doch ihr Turm sehr bald und sehr schnell wiederaufgebaut werden (siehe Berliner Seiten vom 21. Mai). So schnell wird es indes nicht gehen, denn der Gegner und Kritiker sind viele. Sie sehen in der Kirche den "Militärtempel der Hohenzollern", wie der aus der DDR-Zeit noch bekannte Publizist Karl Gass die Garnisonkirche in seiner vor zwei Jahren erschienenen Kampfschrift wider dieselbe genannt hatte.

Die Gegner betrachten den schrecklichen "Tag von Potsdam" im März 1933 als Ergebnis einer logischen Entwicklung des preußischen Militarismus. Daß nun auch ehemalige oder aktive Bundeswehroffiziere für den Wiederaufbau der Garnisonkirche eintreten, erscheint ihnen offenbar nur als eine Fortschreibung jener für sie logischen Entwicklung.

Die Stimmung, ohnehin schwierig in Potsdam, das von der DDR mehr geprägt scheint als von seiner großen Geschichte vor dem Dritten Reich, dürfte sich weiter aufheizen. Da ist es eine geistige Wohltat, ein Buch zu lesen, das die Geschichte der Garnisonkirche erzählt, ohne gleich ideologisch zu werden. Der kurz nach Erscheinen seines Buches gestorbene Werner Schwipps beleuchtet das preußische Militärkirchwesen nicht etwa, weil er hier die Wurzel allen Übels sieht, sondern weil es vieles von der Tradition der Garnisonkirche erklärt. Er erzählt spannend und mit vielen Details von der Irrfahrt der Särge von Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., die bis 1945 in der Kirche gestanden hatten. Er porträtiert Prediger oder Musiker wie den kleinen Otto Becker, der so großartig auf dem Glockenspiel spielen konnte. Er schildert die Potsdamer Bombennacht, in der die Kirche schwer getroffen wurde.

Er erzählt von den Umständen der Turmsprengung 1968. "Die Funktionäre hatten die Macht, Garnisonkirche und Schloß aus dem Stadtbild zu tilgen, nicht jedoch aus der Erinnerung der Menschen" - das ist schon das höchste, was Schwipps sich an Meinung erlaubt. Sonst soll der Leser sich seine Meinung selbst bilden, auch darüber, was er vom Wiederaufbau hält. Schwipps' Liebe zur Garnisonkirche ist nur daran zu erkennen, daß er überhaupt über sie geschrieben hat.

Für das kleine Buch wurden sorgfältig die Abbildungen ausgesucht. Dazu gehört auch - das zu betrachten ist fast schmerzhaft - ein Foto vom Aufbau des Rechenzentrums dort, wo zuvor die Kirche stand. Der typisch sozialistische Bau aus Fertigteilen einschließlich einfältig-buntem Wandmosaik steht noch immer da. Er ist vermutlich sowenig leicht abzureißen, wie es leicht ist, den Turm der Garnisonkirche wieder aufzubauen - selbst wenn das Geld für diese Projekte gesammelt wäre.

FRANK PERGANDE.

Werner Schwipps: "Garnisonkirche Potsdam", be.bra-Verlag, 136 Seiten, 43 Abbildungen, 29 Mark.

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