Mit Gartenbüchern ist der Büchermarkt förmlich überschwemmt, von guten und weniger guten, von hilfreichen und weniger hilfreichen, von dicken bis dünnen. Die „Dicken“ sind vor allem die die ins Deutsche übersetzte Enzyklopädien in hervorragender fachlicher und fotografischer Qualität aus „Great
Britain“, gefolgt von zahllosen „Billigausgaben“ in Nachdrucken anderer Verlage, teils mit viele Jahre…mehrMit Gartenbüchern ist der Büchermarkt förmlich überschwemmt, von guten und weniger guten, von hilfreichen und weniger hilfreichen, von dicken bis dünnen. Die „Dicken“ sind vor allem die die ins Deutsche übersetzte Enzyklopädien in hervorragender fachlicher und fotografischer Qualität aus „Great Britain“, gefolgt von zahllosen „Billigausgaben“ in Nachdrucken anderer Verlage, teils mit viele Jahre alten Inhalten unverändert im Billigausland in teils schlichter, mit dem Original nicht vergleichbaren Druckqualität neu gedruckt und auf den Billigmarkt geworfen.
Dann folgen viele Ratgeber in kleineren Formaten, dem Trend der letzten Jahre folgend viele zum Thema „ökologisch“ oder „biologisch“ gärtnern, manche auch zu Möglichkeiten, mit der Natur zu gärtnern und v. a. auch für die Förderungsmöglichkeiten der Natur und Artenvielfalt im eigenen Garten. Letzteren Themenkreisen hat sich beim Thema Garten auch der Haupt Verlag verschrieben. In diesem völlig neuen Buch stellt der Autor – wie er selbst schreibt erklärter Biogärtner – gut 100 wirkliche „Gartenschätze“ vor. Es sind allesamt vollkommen winterharte Zwiebelpflanzen, Stauden und Sträucher, die auch hinsichtlich Pflanzung und Pflege kaum besondere Ansprüche haben. Aber: Es sind auch zumeist Pflanzen, die zwar nicht selten sind, aber im Pflanzenhandel zumeist heute kaum eine Rolle spielen und eher selten im Handel und demzufolge auch in unseren Gärten zu finden sind.
Wenn man selbst Botaniker und naturgemäßer Gärtner ist und dazu noch in botanischen Gärten regelmäßig unterwegs ist, wird man so manche Art in dem Büchlein entdecken, die man selbst schon einmal in Parks oder botanischen Gärten gesehen hat, aber die im Gartenhandel vor Ort oder online kaum zu bekommen sind. Darunter so manche mittlerweile weitgehend vergessene Art. Sieht man sich in den zunehmend schlechteren Sortimenten (und Qualitäten) der Bau- und Gartenmarktketten in Deutschland um, verliert man immer mehr die Lust dort zu kaufen. Jedes Jahr zur gleichen Zeit finden sich die weitgehend unveränderten Pflanzenangebote, die oft über Stauden- und Polster-Phlox aus dem Billig-Massenhandel kaum hinausgehen. Sicher gibt es den einen oder anderen gut ausgestatten lokalen Staudenhandel, aber auch die werden immer rarer.
Mit Freude findet man im Buch von F.-I. Klee viele Arten, die man selbst im eigenen Garten hat, wenn man sich über Jahre bemüht hat, solche weniger bekannten Arten zu bekommen und zu kultivieren. Das beginnt mit den Zwiebel- und Knollenpflanzen, die uns v.a. im Frühjahr erfreuen. Da findet sich das Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) ebenso wie das Kaukasus-Alpenveilchen (Galanthus elwesii). Letzteres fehlte in kaum einen Garten in der ehemaligen DDR und ist eine äußerst attraktive Erscheinung im Vergleich zum eher „mickrigen“, in Teilen Deutschlands heimischen und oft aus Gartenabfällen verwilderten „Normal“-Schneeglöckchen (G. nivalis). Aber versuchen Sie mal, diese Arten im Handel zu bekommen, das ist fast ausschließlich bei guten online-Zwiebelpflanzen-Anbietern möglich. Der zierliche, sehr früh blühende Elfen-Krokus, Hasenglöckchen, Weinbergtulpe und Weinberg-Traubenhyazinthe sind weitere, eher selten in Gärten zu findende Arten, die der Autor uns vorstellt.
Dem folgen zahlreiche Stauden, die man heute vergeblich im Gartenmarkt sucht, die aber in Gärten früher weiterverbreitet waren. Immenblatt, orange blühende Nelkenwurz-Arten, Brandkraut, Waldgeißbart, das alles sind Arten, die ich in meinem Garten von unserem Vorgänger „übernommen“ habe, die dort seit Jahrzehnten wachsen, aber die fast ausnahmslos kaum im Gartenhandel erhältlich sind.
Unter den Sträuchern sind es dann deutlich mehr vorgestellte Arten, die man auch heute im Gartenhandel findet. Darunter viele Winter- und Frühblüher, wie z.B. die Zaubernuss-Arten, von denen man bei uns leider nahezu ausschließlich verschiedene Hamamelis intermedia-Sorten zu kaufen bekommt. Und von „Flieder & Co.“ werden im Buch nicht die allgegenwärtigen Arten vorgestellt, wie der nicht so leicht „ausbüchsende“ Zwergflieder und selten zu sehende kleinblütige Rhododendron-Arten statt der zahllosen „catawbiense & Co.“-Hybriden, mit denen alljährlich der Gartenhandel überschwemmt wird.
Abgeschlossen wird das schöne wie lesenswerte Büchlein von kurzen Kapiteln mit Tipps zur Planung, Anlage und Pflege von Gärten und einige wenigen Pflanzplänen. Außerdem listet der Autor am Ende auf einer Seite noch Händler und Bezugsquellen von Pflanzenarten für den Garten abseits des „Mainstreams“ der Gartenmarktketten an.
Fazit: Sehr empfehlenswert!
Dr. Frank Zimmermann