"Als ich, mindestens zum zwanzigsten Mal den berühmten Gaspard de la Nuit von Aloysius Bertrand durchblätterte (...), kam mir die Idee, etwas Gleichartiges zu versuchen und auf die Beschreibung des modernen Lebens oder vielmehr einer Seite des modernen und abstrakteren Lebens die Vorgehensweise anzuwenden, die er auf das Gemälde des altertümlichen, so seltsam malerischen Lebens angewandt hat.Wer von uns hat nicht in seinen ehrgeizigen Zeiten von dem Wunder einer poetischen Prosa geträumt, musikalisch ohne Rhythmus und ohne Reim, geschmeidig und schroff genug, um sich den lyrischen Regungen der…mehr
"Als ich, mindestens zum zwanzigsten Mal den berühmten Gaspard de la Nuit von Aloysius Bertrand durchblätterte (...), kam mir die Idee, etwas Gleichartiges zu versuchen und auf die Beschreibung des modernen Lebens oder vielmehr einer Seite des modernen und abstrakteren Lebens die Vorgehensweise anzuwenden, die er auf das Gemälde des altertümlichen, so seltsam malerischen Lebens angewandt hat.Wer von uns hat nicht in seinen ehrgeizigen Zeiten von dem Wunder einer poetischen Prosa geträumt, musikalisch ohne Rhythmus und ohne Reim, geschmeidig und schroff genug, um sich den lyrischen Regungen der Seele, den Schwingungen des Traums, den Zuckungen des Bewußtseins anzupassen."Charles Baudelaire, 1861 in einem Brief an den Dichter Arsène Houssaye
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Autorenporträt
Aloysius Bertrand, 1807 in Ceva (Piemont) geboren, verbrachte seine Jugend in und um Dijon und siedelte 1833 nach Paris über. Er gilt mit seinem einzigen Buch Gaspard de la nuit, das aus dem Geist der Spätromantik erwachsen ist, als Begründer der Gattung »Poémes en Prose«, die von Baudelaire, Rimbaud, Mallarmé u. a. weiter entwickelt wurden.
Rainer G. Schmidt, 1950 im Saarland geboren, begann 1978 mit der Übersetzung des Gesamtwerks von Arthur Rimbaud und übersetzte seither viele Werke u. a. von Henri Michaux, Victor Segalen, Herman Melville. Er erhielt u. a. den Paul-Celan-Preis und übersetzt derzeit das 12bändige Tagebuch von Henry D. Thoreau.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Hanno Helbling freut sich nachdrücklich, dass mit diesem Band das 1842 in Paris erschienene Buch endlich vollständig als zweisprachige Ausgabe vorliegt. Dieses einzige Werk des 1841 mit 34 Jahren verstorbenen Autors hat großen Einfluss auf französische Schriftsteller wie Mallarme, Rimbaud und Baudelaire gehabt und war bisher nur teilweise ins Deutsche übersetzt worden, informiert der Rezensent. Die Übersetzung lobt er zunächst als "im Großen und Ganzen angenehm" zu lesen, um dann aber im Detail einiges zu monieren. Mitunter sind ihm die Übertragungen zu ungenau, auch stören ihn allzu umgangssprachliche oder manierierte Wendungen. Dennoch lässt er sich dadurch, wie er abschließend betont, seine "Freude" über das Erscheinen dieses Buches nicht "verderben".