"Jahre später, als ich zuschaute, wie sich das Trauergefolge meines Meisters durch den Paseo de Gracia bewegte, erinnerte ich mich an den Tag, an dem ich Gaudí kennengelernt hatte und sich mein Schicksal für immer änderte."
Ein junger Architekturstudent begleitet den berühmten Architekten nach Amerika, wo Antonio Gaudí den Auftrag, einen Wolkenkratzer zu bauen, erhalten soll. Doch als sie in Manhattan ankommen, nehmen die Dinge einen ganz anderen Verlauf.Das Phantastische ist, wie Carlos Ruiz Zafón, der Autor des Welterfolgs Der Schatten des Windes, sagt, "der Grund- und Schlußstein im großen Palast der Literatur". Das bestätigt auch diese kleine phantastische Erzählung, die Karl-Georg Hirsch mit unheimlichen Zeichnungen illustriert hat.
Ein junger Architekturstudent begleitet den berühmten Architekten nach Amerika, wo Antonio Gaudí den Auftrag, einen Wolkenkratzer zu bauen, erhalten soll. Doch als sie in Manhattan ankommen, nehmen die Dinge einen ganz anderen Verlauf.Das Phantastische ist, wie Carlos Ruiz Zafón, der Autor des Welterfolgs Der Schatten des Windes, sagt, "der Grund- und Schlußstein im großen Palast der Literatur". Das bestätigt auch diese kleine phantastische Erzählung, die Karl-Georg Hirsch mit unheimlichen Zeichnungen illustriert hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2009Etüde des Rätselhaften
Der Bau der "Sagrada Família" in Barcelona ist kostspielig, da ist es gut, wenn man als Architekt zahlungskräftige Kunden hat. Dafür kann man schon mal über den Atlantik reisen, selbst als eingefleischter Katalane, der die mediterrane Heimat nur ungern verlässt. Aber das Geld ruft, und so macht sich Gaudí mit seinem Assistenten, der die Geschichte zwanzig Jahre später erzählt, auf den Weg nach New York. Ein gewaltiges Gebäude soll er dort errichten - und von dem Honorar dann auch den Kirchbau finanzieren können, so jedenfalls ist es versprochen. Doch dann kommt es in New York ganz anders, und zwar auf genau die Art, die man erwartet, wenn man Carlos Ruiz Zafón schon mal gelesen hat. Gut fünfzig Seiten ist die Erzählung lang, breit gedruckt auf kleinem Format, und auf jeder zweiten Seite finden sich historische Aufnahmen von Bauten des katalanischen Architekten - will sagen: Man ist mit der Erzählung rasch durch. So hüpft man auch schnell durch das Unheimliche, das Zafón ein paar Seiten lang aufblitzen lässt, atmet den Hauch jener merkwürdigen Untoten, der Gaudí in New York begegnete, jedenfalls begegnet sein könnte. Ist vielleicht alles nur Einbildung? Unwirklich wie die verschnörkelte Architektur des katalanischen Baumeisters kommt der Text daher, als Hommage an die Todessehnsucht der Belle Époque, stimmungsvoll und suggestiv, als kleine Etüde des Rätselhaften - eines Rätselhaften, dessen Auflösung Zafón verweigert, nach der aber auch nicht jeder Leser brennend verlangt. (Carlos Ruiz Zafón: "Gaudí in Manhattan". Eine phantastische Erzählung. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2009. 59 S., geb., 10,80 [Euro].) nipp
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Der Bau der "Sagrada Família" in Barcelona ist kostspielig, da ist es gut, wenn man als Architekt zahlungskräftige Kunden hat. Dafür kann man schon mal über den Atlantik reisen, selbst als eingefleischter Katalane, der die mediterrane Heimat nur ungern verlässt. Aber das Geld ruft, und so macht sich Gaudí mit seinem Assistenten, der die Geschichte zwanzig Jahre später erzählt, auf den Weg nach New York. Ein gewaltiges Gebäude soll er dort errichten - und von dem Honorar dann auch den Kirchbau finanzieren können, so jedenfalls ist es versprochen. Doch dann kommt es in New York ganz anders, und zwar auf genau die Art, die man erwartet, wenn man Carlos Ruiz Zafón schon mal gelesen hat. Gut fünfzig Seiten ist die Erzählung lang, breit gedruckt auf kleinem Format, und auf jeder zweiten Seite finden sich historische Aufnahmen von Bauten des katalanischen Architekten - will sagen: Man ist mit der Erzählung rasch durch. So hüpft man auch schnell durch das Unheimliche, das Zafón ein paar Seiten lang aufblitzen lässt, atmet den Hauch jener merkwürdigen Untoten, der Gaudí in New York begegnete, jedenfalls begegnet sein könnte. Ist vielleicht alles nur Einbildung? Unwirklich wie die verschnörkelte Architektur des katalanischen Baumeisters kommt der Text daher, als Hommage an die Todessehnsucht der Belle Époque, stimmungsvoll und suggestiv, als kleine Etüde des Rätselhaften - eines Rätselhaften, dessen Auflösung Zafón verweigert, nach der aber auch nicht jeder Leser brennend verlangt. (Carlos Ruiz Zafón: "Gaudí in Manhattan". Eine phantastische Erzählung. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2009. 59 S., geb., 10,80 [Euro].) nipp
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