Großbritannien, 1984. George Orwells düstere Vision ist Wirklichkeit geworden. Die Bergarbeiter sind in Streik getreten und kämpfen um ihre Arbeitsplätze, um ihre Zukunft. Doch die Premierministerin und ihre Handlanger sind gnadenlose Gegner. Sie hetzen die Presse auf, lassen Gewerkschaften bespitzeln, säen Gewalt. Inmitten dieser Eskalation, die das Land an den Rand eines Bürgerkrieges treibt, beginnt ein Spiel um Leben und Tod. Terry Winters, der als Gewerkschaftsführer schon bald mit dem Rücken zur Wand steht, hat in Stephen Sweet, dem zwielichtigen Strippenzieher der Regierung, einen gefährlichen Kontrahenten. Der Geheimdienst schickt David Johnson los, der die Jobs erledigt, die anderen zu schmutzig sind. Aber dann läuft ein Auftrag schief, und es gibt die ersten Toten. Spuren und Zeugen müssen beseitigt werden, wobei Johnson schließlich selbst ins Visier rückt. Als seine Frau entführt wird, gerät er außer Kontrolle Unnachgiebig zerrt David Peace die Leichen aus dem Keller der englischen Zeitgeschichte. "GB84" ist ein finsteres, atemloses Epos über den Verrat moralischer Werte und die Verzweiflung von Menschen, die alles verlieren können - und deshalb zu allem bereit sind.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Mustergültig findet Rainer Moritz den bereits 2004 im englischen Original erschienenen Roman über den Bergarbeiterstreik 1984 von David Peace. Modellhaft scheint dem Rezensenten, wie der Autor politische Vorgänge und ein ideologisch unvoreingenommenes Gesellschaftsbild recherchiert hat und im Text darstellt. Die für Moritz unzweifelhaft vorhandenen Thrillerelemente des Buches fallen dahinter zurück. Was bleibt, ist für Moritz ein Zeitroman in 52 den Streik im Wochenrhythmus darstellenden Kapiteln von großer Brisanz. Das die Geschehnisse bestimmende Gewirr aus politischen und wirtschaftlichen Interessen vermag ihm der Autor stilistisch geschickt mit raschen Schnitten und treffenden, präzisen Dialogen zu durchdringen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Der große Bergarbeiterstreik von 1984 hat sich tief ins nationale Gedächtnis der Briten gegraben, weiß Sylvia Staude, ziemlich exakt dreißig Jahre später erscheint dessen Romanbearbeitung "GB84" von David Peace, im Original bereits vor zehn Jahren herausgekommen, nun auf deutsch. Darin verfolgt der Autor eine Doppelstrategie, berichtet die Rezensentin: zum einen penibelste Archivrecherche, zum anderen Mut zur Stilisierung, zu formaler Strenge und Rhythmisierung. Das Ergebnis, übrigens "vorzüglich" übersetzt von Peter Torberg, ist für Staude ein "herzzerreißend beklemmendes, nachtschwarzes Puzzle", das dem Leser die Geschehnisse mit unbarmherziger Härte vor Augen führt.
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