Ob das Stadtbad, das Sparkassengebäude in der Rathausstraße oder der Wasserturm Süd - sie alle prägen das Stadtbild von Halle. Sie sind ein Verdienst des Stadtbaurates Wilhelm Jost (1874-1944). In seiner 27jährigen Amtszeit (1912 bis 1939) hinterließ er mit über sechzig Gebäuden und Gebäudekomplexen
deutlich sichtbare Spuren im Bild der Saalestadt.
Im inzwischen 25. (!) „Mitteldeutschen…mehrOb das Stadtbad, das Sparkassengebäude in der Rathausstraße oder der Wasserturm Süd - sie alle prägen das Stadtbild von Halle. Sie sind ein Verdienst des Stadtbaurates Wilhelm Jost (1874-1944). In seiner 27jährigen Amtszeit (1912 bis 1939) hinterließ er mit über sechzig Gebäuden und Gebäudekomplexen deutlich sichtbare Spuren im Bild der Saalestadt.
Im inzwischen 25. (!) „Mitteldeutschen kulturhistorischen Heft“ des Hasenverlags werden die hallischen Schaffensjahre von Wilhelm Jost ausführlich und reich illustriert vorgestellt. Autor Mathias Homagk beleuchtet anhand von zahlreichen Bauprojekten Josts städtebauliche und architektonische Leistung.
Der hallische Oberbürgermeister Richard Robert Rive hatte den gebürtigen Darmstädter Jost nach Halle geholt. Hier traf dieser auf einen aufgestauten Baubedarf in der Saalestadt. Der Sparkassenbau in der Rathausstraße war sein erstes Projekt, das im Kriegsjahr 1916 fertiggestellt wurde. Im selben Jahr konnte auch das Stadtbad feierlich eröffnet werden. Josts nächste Bauvorhaben waren (neben Erweiterungsbauten für das Alters- und Pflegeheim Beesener Straße und das Hospital St. Cyriaci et Antonii) der neue städtische Gertraudenfriedhof, die Reihenhaussiedlung „Im Winkel“ oder das Kraftwerk Trotha.
In seine Amtszeit fielen auch solche Aufgaben wie die Errichtung eines Raubtierhauses für den Zoo oder die Umformstation auf dem Hallmarkt. Eine Herzensangelegenheit für Jost war das Solbad Wittekind, das unter seiner Führung zu einem Gesamtkunstwerk umgebaut wurde. Sein letztes Projekt war in den Jahren 1938/39 die Kinderbewahranstalt Stiftung Adelheidsruh. Fünf Jahre später, am 6. Juni 1944, starb Wilhelm Jost und fand auf dem Gertraudenfriedhof seine letzte Ruhestätte.
Am Schluss reflektiert Mathias Homagk die fast provozierende Frage: „Baute Wilhelm Jost modern oder konservativ?“ Verglichen mit den Entwürfen anderer Architekten weisen die Jost-Bauten tatsächlich eine „verhaltene Modernität“ auf, doch sie zeigen ihn als einen verantwortungsbewussten Architekten, „der für die historische Substanz und Tradition der Stadt eintrat“.
Wie alle Publikationen der Reihe „Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte“ ist auch diese Neuerscheinung mit zahlreichen historischen Fotos und Dokumenten ausgestattet und bietet so einen wunderbaren Einblick in die Stadtgeschichte zwischen den beiden Weltkriegen.