"Gebete aus Stein" ist Timo Köllings drittes Gedichtbuch nach "Begegnungen in Weiss" und "Versuch eines Winters". Es handelt sich um "kunstlose" Lieder im Sinne Hölderlins: hermetische Augenblicke reiner Erfahrung am Ende einer radikalen Zerstörung der "Lüge vor allem Anfang": des phantasmagorischen Bedeutungskosmos, der uns gefangen hält, noch immer. Gleichermaßen gegen das Pathos des Neuen und gegen die heillose Wiederkehr des Alten als eines Neuen gewendet, gestaltet sich in den Gedichten das Bewusstsein einer eschatologischen Indifferenz, für das etwas wie "Rettung" allein noch allegorisch zu haben ist. Und gerade indem sie auf nichts aus sind, als den gegenwärtigen Stand der Lyrik zu realisieren, bricht die Tradition in die Gedichte ein in Zitaten von den Wüstenvätern und der christlichen, jüdischen und islamischen Mystik bis zu Benjamin und Celan.