Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.12.2004Unvergleichliche Leistungen
Rolf-Dieter Müllers Handbuch über Deutschland im Zweiten Weltkrieg
Rolf-Dieter Müller: Der Zweite Weltkrieg 1939-1945. Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte, Band 21. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2004. 461 Seiten, 42,- [Euro].
Der Zweite Weltkrieg steht in Deutschland im Mittelpunkt des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses. Erstaunlicherweise wurde trotzdem seit etlichen Jahrzehnten keine größere Monographie aus deutscher Feder publiziert, die das epochale Ereignis auf dem neuesten Stand der Forschung zusammengefaßt hat. Diese Lücke schließt nun Rolf-Dieter Müller. Dem vorgegebenen Rahmen des Handbuches entsprechend, skizziert er vor allem die deutsche Perspektive. Diese Gewichtung führt dazu, daß beispielsweise der Krieg im Pazifik auf lediglich 17 Seiten abgehandelt wird. Freilich gewinnt der Autor dadurch Raum für den Schwerpunkt seiner Studie: die Darstellung und Analyse der politischen und vor allem der militärischen Aspekte des Ringens auf dem europäischen Kontinent.
Müller verliert dabei die ökonomischen, sozialen und ideologischen Implikationen keineswegs aus dem Auge und versteht es immer wieder geschickt, die Wechselwirkungen zwischen dem Kriegsverlauf einerseits sowie von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft andererseits aufzuzeigen. Themen wie die Herrschaftsstruktur des "Dritten Reiches", die NS-Justiz oder der Holocaust werden nicht vertieft, weil sie anderen Bänden der Gebhardt-Handbuchreihe vorbehalten sind. Die Perspektive der einfachen Soldaten fließt nur gelegentlich in die Abhandlung ein. So mag Müller mit seiner Bemerkung recht haben, daß "für die meisten Soldaten der Wehrmacht der Krieg größtenteils aus Langeweile und schwerer Arbeit bestand". Über die Bandbreite ihrer Erfahrungen und Erlebnisse wären weiter führende Ausführungen indes wünschenswert gewesen. So hätte ein kurzer vergleichender Blick etwa auf das Sanitätswesen weitreichende Einblicke in die Welt des einfachen "Landsers" vermitteln können. Bemerkenswert ist seine Bewertung der deutschen Soldaten des Ostheeres: Müller weist nicht nur darauf hin, daß sie zu einem erbarmungslosen Kampf angetrieben worden seien, in dem sie bald Täter und Opfer zugleich wurden, er bemerkt auch, daß sie "auf dem Schlachtfeld unvergleichliche Leistungen vollbrachten"; eine Feststellung, die man so meist nur in der angelsächsischen Literatur findet.
Das Werk ist in neun chronologische und drei thematische Kapitel gegliedert. Der eigentliche Krieg wird hier nicht als zu vernachlässigender, allenfalls für Spezialisten relevanter Gegenstand abgetan, sondern ihm wird eine zentrale Rolle für die Zeit zwischen 1939 und 1945 zugebilligt. Freilich ist der Rezensent skeptisch, ob die deutsche Weltkriegsforschung "nach der Woge mentalitäts- und kulturgeschichtlicher Themen wie die Forschung zum Ersten Weltkrieg vor einer möglichen Wiederentdeckung der militärischen Geschichte sowie der ,alten Themen' von Politik und Strategie" steht.
Müllers Darstellung durchziehen zwei interessante Bewertungen grundsätzlicher Art: Zum einen distanziert er sich von der insbesondere in Deutschland weitverbreiteten Ansicht, daß der Ausgang des Krieges bereits am 3. September 1939 entschieden gewesen sei. Der britische Historiker Richard Overy hat vor einigen Jahren darauf hingewiesen, daß man den Zweiten Weltkrieg nicht von seinem Ende her betrachten dürfe und der alliierte Sieg im September 1939 noch keineswegs feststand, sondern erst durch eine Reihe von nicht vorauszusehenden Umständen gewonnen werden konnte. Müller schließt sich dieser Haltung an: "Jedenfalls bestimmt der quantitative Vergleich von Potentialen nicht automatisch den Ausgang eines Krieges. Der deutschen Führung ist die langfristige eigene Unterlegenheit in materieller und personeller Hinsicht durchaus bewußt gewesen. Eine militärische Entscheidung auf dem Kontinent schien dennoch zu ihren Gunsten nicht unmöglich zu sein." Zum anderen weist der am Potsdamer Militärgeschichtlichen Forschungsamt tätige Historiker immer wieder auf die "heuchlerische" sowjetische Geschichtsschreibung hin, die auch in der Bundesrepublik ihre Wirkung nicht verfehlte und zur Verharmlosung des Stalinismus beigetragen habe. Ähnlich geharnischte Worte findet er für die DDR-Weltkriegshistoriographie, von der sich mit Ausnahme von Editionen und Quellensammlungen "kaum etwas als beständig erwiesen" habe.
Müller ist es offenbar ein Anliegen, auch auf das menschenverachtende System der Sowjetunion und das Schicksal der ostmitteleuropäischen Völker hinzuweisen, die nach den Schrecken der NS-Herrschaft noch jahrzehntelang in Unfreiheit leben mußten. Für den Fall der DDR spricht er gar von einer "vierzigjährigen Geiselhaft von 17 Millionen Deutschen, die dem Experiment der kommunistischen Besatzungsmacht und ihrer Handlanger ausgeliefert waren". Dem Verfasser liegt es freilich fern, in irgendeiner Art und Weise kommunistische gegen nationalsozialistische Verbrechen aufzurechnen oder gar das "Dritte Reich" zu verharmlosen. Seine Ausführungen über die nationalsozialistischen Untaten und die Verstrickung der Wehrmacht in diese lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die in der Öffentlichkeit immer wieder diskutierte Hypothese, daß Stalin 1941 selbst einen Überfall auf das Deutsche Reich plante und ihm Hitler nur um Tage zuvorgekommen sei, weist er als wissenschaftlich nicht haltbar zurück. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß Müller nicht nur die bekannte Fixierung Hitlers auf den Krieg gegen die Sowjetunion schildert, sondern auch den Einfluß des Oberkommandos des Heeres auf die sich unmittelbar nach dem Frankreichfeldzug vollziehende Kehrtwende nach Osten unterstreicht.
Vollkommen zu Recht weist Müller darauf hin, daß die Forschung bei der Analyse der zunehmenden Härte des Krieges wohl zu kurz greife, wenn die Ausuferung der Gewalt einzig mit der politischen Radikalisierung erklärt wird. Es sei vielmehr notwendig, noch andere Aspekte wie die primitiven Lebensverhältnisse der Soldaten oder die hohen Mortalitätsraten vermehrt einzubeziehen. Letztlich könne aber nur ein epochenübergreifender Vergleich mit anderen Armeen die Spezifika des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Kriegführung herausarbeiten. Müllers Arbeit vermeidet das Lavieren zwischen allzu vielen Interpretationsmöglichkeiten und beeindruckt durch ihre klaren und dezidierten Aussagen. Daher ist es nicht verwunderlich, daß der Rezensent seine Bewertungen nicht immer im vollen Umfang zu teilen vermag: So gibt es gewichtige Gründe, an der von Tobias Jersak aufgeworfenen These zu zweifeln, daß der Holocaust durch die Atlantik-Charta im August 1941 den entscheidenden Radikalisierungsschub erhalten habe. Ebenso erscheint fraglich, ob das "Wunder" von Dünkirchen im Juni 1940 für Großbritannien wirklich die Voraussetzung dafür war, den Kampf alleine fortzusetzen. Provokant ist auch Müllers Einschätzung, daß Churchill und nicht Roosevelt oder Stalin der eigentliche Sieger über Hitler gewesen sei. Sicherlich kommt der Entscheidung des Premierministers, nach dem Fall Frankreichs den Kampf gegen Deutschland entschlossen fortzusetzen, eine herausragende Bedeutung für die spätere Niederringung Hitlers zu. Man wird freilich darüber diskutieren können, ob dieser Entschluß ein "entscheidender Wendepunkt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts" war, denn Roosevelts Entschlossenheit, die Vereinigten Staaten in den Krieg zu führen oder Stalins Vermögen, trotz gewaltiger eigener Verluste der deutschen Militärmaschinerie Einhalt zu gebieten, waren für den Ausgang des Krieges von ebenso großer Bedeutung. Wenige Fehler sind anzumerken: Die deutschen Meteorologen waren sehr wohl über die Wetterverbesserung kurz vor der alliierten Landung in der Normandie informiert, die Seeluftschlacht bei den Marianen fand erst am 19. Juni 1944 statt, und es ist irreführend, wenn in der Zeittafel am Ende des Bandes unter dem Eintrag 9. November 1918 vermerkt wird, daß der Erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand endete. Derartige kleine Druckfehler und Irrtümer schmälern den Wert des Werkes in keiner Weise. Denn hier ist ein rundum gelungenes Handbuch entstanden, das den aktuellen Wissensstand souverän zusammenfaßt und der Forschung zahlreiche Anregungen gibt.
SÖNKE NEITZEL
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Rolf-Dieter Müllers Handbuch über Deutschland im Zweiten Weltkrieg
Rolf-Dieter Müller: Der Zweite Weltkrieg 1939-1945. Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte, Band 21. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2004. 461 Seiten, 42,- [Euro].
Der Zweite Weltkrieg steht in Deutschland im Mittelpunkt des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses. Erstaunlicherweise wurde trotzdem seit etlichen Jahrzehnten keine größere Monographie aus deutscher Feder publiziert, die das epochale Ereignis auf dem neuesten Stand der Forschung zusammengefaßt hat. Diese Lücke schließt nun Rolf-Dieter Müller. Dem vorgegebenen Rahmen des Handbuches entsprechend, skizziert er vor allem die deutsche Perspektive. Diese Gewichtung führt dazu, daß beispielsweise der Krieg im Pazifik auf lediglich 17 Seiten abgehandelt wird. Freilich gewinnt der Autor dadurch Raum für den Schwerpunkt seiner Studie: die Darstellung und Analyse der politischen und vor allem der militärischen Aspekte des Ringens auf dem europäischen Kontinent.
Müller verliert dabei die ökonomischen, sozialen und ideologischen Implikationen keineswegs aus dem Auge und versteht es immer wieder geschickt, die Wechselwirkungen zwischen dem Kriegsverlauf einerseits sowie von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft andererseits aufzuzeigen. Themen wie die Herrschaftsstruktur des "Dritten Reiches", die NS-Justiz oder der Holocaust werden nicht vertieft, weil sie anderen Bänden der Gebhardt-Handbuchreihe vorbehalten sind. Die Perspektive der einfachen Soldaten fließt nur gelegentlich in die Abhandlung ein. So mag Müller mit seiner Bemerkung recht haben, daß "für die meisten Soldaten der Wehrmacht der Krieg größtenteils aus Langeweile und schwerer Arbeit bestand". Über die Bandbreite ihrer Erfahrungen und Erlebnisse wären weiter führende Ausführungen indes wünschenswert gewesen. So hätte ein kurzer vergleichender Blick etwa auf das Sanitätswesen weitreichende Einblicke in die Welt des einfachen "Landsers" vermitteln können. Bemerkenswert ist seine Bewertung der deutschen Soldaten des Ostheeres: Müller weist nicht nur darauf hin, daß sie zu einem erbarmungslosen Kampf angetrieben worden seien, in dem sie bald Täter und Opfer zugleich wurden, er bemerkt auch, daß sie "auf dem Schlachtfeld unvergleichliche Leistungen vollbrachten"; eine Feststellung, die man so meist nur in der angelsächsischen Literatur findet.
Das Werk ist in neun chronologische und drei thematische Kapitel gegliedert. Der eigentliche Krieg wird hier nicht als zu vernachlässigender, allenfalls für Spezialisten relevanter Gegenstand abgetan, sondern ihm wird eine zentrale Rolle für die Zeit zwischen 1939 und 1945 zugebilligt. Freilich ist der Rezensent skeptisch, ob die deutsche Weltkriegsforschung "nach der Woge mentalitäts- und kulturgeschichtlicher Themen wie die Forschung zum Ersten Weltkrieg vor einer möglichen Wiederentdeckung der militärischen Geschichte sowie der ,alten Themen' von Politik und Strategie" steht.
Müllers Darstellung durchziehen zwei interessante Bewertungen grundsätzlicher Art: Zum einen distanziert er sich von der insbesondere in Deutschland weitverbreiteten Ansicht, daß der Ausgang des Krieges bereits am 3. September 1939 entschieden gewesen sei. Der britische Historiker Richard Overy hat vor einigen Jahren darauf hingewiesen, daß man den Zweiten Weltkrieg nicht von seinem Ende her betrachten dürfe und der alliierte Sieg im September 1939 noch keineswegs feststand, sondern erst durch eine Reihe von nicht vorauszusehenden Umständen gewonnen werden konnte. Müller schließt sich dieser Haltung an: "Jedenfalls bestimmt der quantitative Vergleich von Potentialen nicht automatisch den Ausgang eines Krieges. Der deutschen Führung ist die langfristige eigene Unterlegenheit in materieller und personeller Hinsicht durchaus bewußt gewesen. Eine militärische Entscheidung auf dem Kontinent schien dennoch zu ihren Gunsten nicht unmöglich zu sein." Zum anderen weist der am Potsdamer Militärgeschichtlichen Forschungsamt tätige Historiker immer wieder auf die "heuchlerische" sowjetische Geschichtsschreibung hin, die auch in der Bundesrepublik ihre Wirkung nicht verfehlte und zur Verharmlosung des Stalinismus beigetragen habe. Ähnlich geharnischte Worte findet er für die DDR-Weltkriegshistoriographie, von der sich mit Ausnahme von Editionen und Quellensammlungen "kaum etwas als beständig erwiesen" habe.
Müller ist es offenbar ein Anliegen, auch auf das menschenverachtende System der Sowjetunion und das Schicksal der ostmitteleuropäischen Völker hinzuweisen, die nach den Schrecken der NS-Herrschaft noch jahrzehntelang in Unfreiheit leben mußten. Für den Fall der DDR spricht er gar von einer "vierzigjährigen Geiselhaft von 17 Millionen Deutschen, die dem Experiment der kommunistischen Besatzungsmacht und ihrer Handlanger ausgeliefert waren". Dem Verfasser liegt es freilich fern, in irgendeiner Art und Weise kommunistische gegen nationalsozialistische Verbrechen aufzurechnen oder gar das "Dritte Reich" zu verharmlosen. Seine Ausführungen über die nationalsozialistischen Untaten und die Verstrickung der Wehrmacht in diese lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die in der Öffentlichkeit immer wieder diskutierte Hypothese, daß Stalin 1941 selbst einen Überfall auf das Deutsche Reich plante und ihm Hitler nur um Tage zuvorgekommen sei, weist er als wissenschaftlich nicht haltbar zurück. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß Müller nicht nur die bekannte Fixierung Hitlers auf den Krieg gegen die Sowjetunion schildert, sondern auch den Einfluß des Oberkommandos des Heeres auf die sich unmittelbar nach dem Frankreichfeldzug vollziehende Kehrtwende nach Osten unterstreicht.
Vollkommen zu Recht weist Müller darauf hin, daß die Forschung bei der Analyse der zunehmenden Härte des Krieges wohl zu kurz greife, wenn die Ausuferung der Gewalt einzig mit der politischen Radikalisierung erklärt wird. Es sei vielmehr notwendig, noch andere Aspekte wie die primitiven Lebensverhältnisse der Soldaten oder die hohen Mortalitätsraten vermehrt einzubeziehen. Letztlich könne aber nur ein epochenübergreifender Vergleich mit anderen Armeen die Spezifika des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Kriegführung herausarbeiten. Müllers Arbeit vermeidet das Lavieren zwischen allzu vielen Interpretationsmöglichkeiten und beeindruckt durch ihre klaren und dezidierten Aussagen. Daher ist es nicht verwunderlich, daß der Rezensent seine Bewertungen nicht immer im vollen Umfang zu teilen vermag: So gibt es gewichtige Gründe, an der von Tobias Jersak aufgeworfenen These zu zweifeln, daß der Holocaust durch die Atlantik-Charta im August 1941 den entscheidenden Radikalisierungsschub erhalten habe. Ebenso erscheint fraglich, ob das "Wunder" von Dünkirchen im Juni 1940 für Großbritannien wirklich die Voraussetzung dafür war, den Kampf alleine fortzusetzen. Provokant ist auch Müllers Einschätzung, daß Churchill und nicht Roosevelt oder Stalin der eigentliche Sieger über Hitler gewesen sei. Sicherlich kommt der Entscheidung des Premierministers, nach dem Fall Frankreichs den Kampf gegen Deutschland entschlossen fortzusetzen, eine herausragende Bedeutung für die spätere Niederringung Hitlers zu. Man wird freilich darüber diskutieren können, ob dieser Entschluß ein "entscheidender Wendepunkt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts" war, denn Roosevelts Entschlossenheit, die Vereinigten Staaten in den Krieg zu führen oder Stalins Vermögen, trotz gewaltiger eigener Verluste der deutschen Militärmaschinerie Einhalt zu gebieten, waren für den Ausgang des Krieges von ebenso großer Bedeutung. Wenige Fehler sind anzumerken: Die deutschen Meteorologen waren sehr wohl über die Wetterverbesserung kurz vor der alliierten Landung in der Normandie informiert, die Seeluftschlacht bei den Marianen fand erst am 19. Juni 1944 statt, und es ist irreführend, wenn in der Zeittafel am Ende des Bandes unter dem Eintrag 9. November 1918 vermerkt wird, daß der Erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand endete. Derartige kleine Druckfehler und Irrtümer schmälern den Wert des Werkes in keiner Weise. Denn hier ist ein rundum gelungenes Handbuch entstanden, das den aktuellen Wissensstand souverän zusammenfaßt und der Forschung zahlreiche Anregungen gibt.
SÖNKE NEITZEL
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Bei all dem öffentlichen Interesse für den Zweiten Weltkrieg sei es schon erstaunlich, dass es seit Jahrzehnten keine Monographie eines deutschen Historikers gegeben habe, die die jüngsten Forschungen präsentiere, äußert Sönke Neitzel sein Befremden. Der Potsdamer Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller hat diese Lücke erkannt und genutzt. Neitzel ist von Müllers Handbuch zum Zweiten Weltkrieg, das in neun chronologische und drei thematische Kapitel gegliedert ist, durchgängig begeistert, auch wenn er nicht alle inhaltlichen Positionen Müllers teilen mag. Das liegt daran, schreibt er wohlwollend, dass Müller nicht hin- und herlaviere, sondern Position beziehe. Geschickt verknüpfe Müller die Wechselwirkungen zwischen dem Verlauf des Krieges und der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der NS-Zeit, wobei bestimmte Themenschwerpunkte wie Holocaust oder NS-Justiz nicht vertieft würden, da sie anderen Handbüchern der Gebhardt-Reihe vorbehalten blieben. Dem Rahmen entsprechend skizziere der Autor das epochale Ereignis Zweiter Weltkrieg im übrigen vorwiegend aus deutscher Perspektive, ergänzt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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