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Fünf Millionen Einwohner und täglich Stau auf dem Ruhrschnellweg - doch der Ruhrpott ist viel mehr: Heimatstolz mit großer Klappe, urbanes Bermuda-Dreieck mit Herz. Grüne Halden und Industrie-Romantik, moderner IT-Standort und idyllische Ruhe an der Ruhr. Sonnenbad im Duisburger Innenhafen, Weltkunst im Gasometer Oberhausen, Bochum-ich-komm-aus-dir, »Essen ... verwöhnt« und Dortmunder Herbst in der Westfalenhalle. Die Heimat von Schalke und BVB, Currywurst und Pommes-Schranke, Helge Schneider, Tegtmeier und Frank Goosen. Lässig, aber verläßlich. Bodenständig und doch grenzenlos mobil. Ein starkes Stück Deutschland.…mehr

Produktbeschreibung
Fünf Millionen Einwohner und täglich Stau auf dem Ruhrschnellweg - doch der Ruhrpott ist viel mehr: Heimatstolz mit großer Klappe, urbanes Bermuda-Dreieck mit Herz. Grüne Halden und Industrie-Romantik, moderner IT-Standort und idyllische Ruhe an der Ruhr. Sonnenbad im Duisburger Innenhafen, Weltkunst im Gasometer Oberhausen, Bochum-ich-komm-aus-dir, »Essen ... verwöhnt« und Dortmunder Herbst in der Westfalenhalle. Die Heimat von Schalke und BVB, Currywurst und Pommes-Schranke, Helge Schneider, Tegtmeier und Frank Goosen. Lässig, aber verläßlich. Bodenständig und doch grenzenlos mobil. Ein starkes Stück Deutschland.
Autorenporträt
Peter Erik Hillenbach, »mentaler Bochumer«, geboren 1959, lebt heute in Dortmund. In den Neunzigern prägte er das Ruhrgebietsmagazin »Marabo« mit Reportagen und Kritiken. Er ist Chefredakteur der Gastroführer »Essen geht aus« und »Dortmund geht aus« und betreibt die Ruhrgebietsagentur »Medienlandschaft«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.07.2005

DAS HÖRBUCH
Von Rhein und Ruhr
Ein Sprachführer und Gebrauchsanweisungen zum Hören
Seit zwanzig Jahren tourt der gebürtige Südtiroler Konrad Beikircher durchs Rheinland und lehrt die Rheinländer ihre eigene Sprache. Sein Kabarettprogramm „Rheinische Trilogie” hat sich darüber zu einer inzwischen achtteiligen Reihe ausgewachsen. Auch in seinem Best-of-Programm „Neues und Altes zwischen Himmel und Ääd” widmet sich Beikircher ausgiebig und hingebungsvoll den Freuden und Fallen des rheinischen Dialekts.
Des rheinischen Dialekts? Der Zugereiste wird zwischen Kölsch und Bönnsch so schnell keinen Unterschied machen können. Beikircher aber ist mit den Feinheiten vertraut; er ist ein aufmerksamer Grammatiker. So beschäftigt er sich nicht nur mit den verschiedenen Fällen und ihrer spezifischen Funktion im Rheinischen, untersucht nicht nur den rhythmischen und den „chinesischen” Aspekt des geliebten Dialekts, sondern auch die letzten Feinheiten im Gebrauch der Fürwörter. Alles garniert mit zahlreichen Beispielen. So etwa für die Relativpronomina: „Und es Mariechen is schwanger. Awer dä die det Kind jemacht hat, dä is fort”.
Dabei war es jemand vom Rhein, der, wie Beikircher sagt, das Hochdeutsch erfunden hat, der Konrad Duden nämlich. Deswegen vielleicht auch sind die Rheinländer hin und wieder und je nach Laune durchaus zum Hochdeutschen in der Lage. Des Kabarettisten Zimmerwirtin in Bonn, anno 1965, sprach es allerdings sehr selten, und wenn, dann hatte es „eine schneidende Schärfe, die mich immer daran denken ließ, dass es letztlich wohl militärische Zwecke gewesen sein müssen, die dem Hochdeutschen zum Durchbruch verholfen haben”.
Doch auf „Himmel und Ääd” geht es nicht nur um die rheinische Sprache, sondern auch um die rheinische Skepsis, um Salatdressings aus Kondensmilch und „Versöhnung mit Düsseldorf”. Ein Außenstehender mag meinen, nach Düsseldorf seien es von Köln nur ein paar Schwimmzüge rheinaufwärts, für den Lokalpatrioten aber liegen Welten dazwischen. Wie Max Goldt einmal festgestellt hat, interessiert sich außer den Beteiligten wirklich niemand für die Konkurrenz zwischen Köln und Düsseldorf. Man möchte, ehrlich gesagt, mit diesem Zirkus verschont bleiben.
Asphaltcowboy im Proletenland
Nicht von der Hand zu weisen ist, dass noch ein paar Rheinmeter weiter, in Duisburg/Ruhrort, alles ganz anders aussieht. Nicht mehr der joviale Medienunternehmer, wie man ihn aus Köln kennt, auch nicht der geschniegelte Düsseldorfer Bankangestellte prägen hier die Landschaft, sondern ein ganz anderer Menschen- und Zungenschlag. Dass man „Himmel und Ääd” auch essen kann, wissen hier nur noch die wenigsten.
Eine „Gebrauchsanweisung” für diese Gegend zwischen Oberhausener Gasometer und Dortmunder Pilsbierbrauerei hat Peter Erik Hillenbach geschrieben. Die Lokalgrößen Gerburg Jahnke und Stephanie Überall haben sie nun eingesprochen. Und zwar auf gemäß schnodderige bis maulfaule Art. Dabei weiß Hillenbach manches zu berichten, denn an Stereotypen über das Ruhrgebiet mangelt es nicht. Die wollen abgearbeitet sein, und siehe da: die meisten treffen zu. Der Ruhrpott ist tatsächlich, Ruhrtriennale hin oder her, Proletenland. Der Fußball bestimmt das Leben, und statt im Schacht ergeht man sich heute im Einkaufscenter. Doch das Wichtigste: Auch wenn das Ruhrgebiet keine Metropole ist und vielleicht nicht einmal urban, so findet gerade derjenige hier Schönheit, der mit unberührter Natur nichts anzufangen weiß.
Hillenbach auf jeden Fall ist ein passionierter Industriebrachenbetrachter und Asphaltcowboy, einer, der mit allen per Du ist, am Bahnhof sein Bierchen zischt, und, so beklagenswert auch vieles scheint, niemals seiner Heimat untreu werden würde. Lieber schimpft er, ein müßiges Unterfangen, das reichlich fehl am Platze wirkt, auf die Lokalpolitik.
Bochum, Essen, Gelsenkirchen. Das Ruhrgebiet ist nicht nur ein Konglomerat von Ballungszentren, sondern auch eine Ansammlung von Zugereisten, die es, anders als in Köln, mit der sprachlichen Integration recht einfach haben. Ob Pole oder Italiener, mit dem Pidgindeutsch, das man hier schnellwegs pflegt, kann sich jeder arrangieren. Man könnte also, einmal dort angekommen, sich auch einfach durchfragen und käme ganz gut ohne Gebrauchsanweisung aus.
TOBIAS LEHMKUHL
KONRAD BEIKIRCHER: Neues und Altes zwischen Himmel und Ääd. Tacheles, Bochum 2005. 2 CD, 136 Minuten, 19,90 Euro.
PETER ERIK HILLENBACH: Gebrauchsanweisung für das Ruhrgebiet. Sprecherinnen: Stephanie Überall, Gerburg Jahnke. Tacheles, Bochum 2005. 2 CD, 139 Minuten, 19,90 Euro.
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