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Alter Adel und Drum `n` Bass, Vorstadtromantik und Boomtownflair, verträumte Intellektuelle und trendige Szenekünstler – Wien hat viele Seelen, und Monika Czernin kennt sie alle. Eine Reise in die Stadt des Morbiden, die nie so lebendig war wie heute. Eine Melange trinken, wo Joseph Roth den Radetzkymarsch verfaßte; sich im Dreivierteltakt um die eigene Achse drehen, wo die Hautevolee auf rauschende Bälle geht. Hier hat Adolf Loos mit seiner Architektur Skandale ausgelöst. Hier gehört heftiges Debattieren immer noch zum Alltag wie der weiße Gespritze zum Tafelspitz. Wien – eine Stadt zwischen…mehr

Produktbeschreibung
Alter Adel und Drum `n` Bass, Vorstadtromantik und Boomtownflair, verträumte Intellektuelle und trendige Szenekünstler – Wien hat viele Seelen, und Monika Czernin kennt sie alle. Eine Reise in die Stadt des Morbiden, die nie so lebendig war wie heute.
Eine Melange trinken, wo Joseph Roth den Radetzkymarsch verfaßte; sich im Dreivierteltakt um die eigene Achse drehen, wo die Hautevolee auf rauschende Bälle geht. Hier hat Adolf Loos mit seiner Architektur Skandale ausgelöst. Hier gehört heftiges Debattieren immer noch zum Alltag wie der weiße Gespritze zum Tafelspitz. Wien – eine Stadt zwischen Nostalgie und Moderne. Monika Czernin, selbst aus einer alten österreichischen Familie, weiß, was den Wiener heute umtreibt, warum Oberkellner respektierte Persönlichkeiten sind, Obdachlose standesbewußt und fesche Ministersekretäre immer Karriere machen. Hier erfahren wir, was den »Schmäh« ausmacht, warum man »Sackerl« und nicht Plastiktüte sagen sollte und wieso Wien der absolute Geheimtip ist.
Autorenporträt
Monika Czernin studierte Pädagogik, Politikwissenschaft, Publizistik und Philosophie in Wien und arbeitete für Radio und Fernsehen, anschließend als Kulturredakteurin für die Tageszeitung 'Die Presse'. Seit der Geburt ihrer Tochter lebt sie als freie Autorin und Journalistin in München, wo sie für 'Focus' und andere Zeitschriften tätig ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2003

NEUE REISEBÜCHER

Für den Tisch In Wien stapelt sich Geschichte. Einst war es herzogliche Residenz, dann kaiserliche Residenz des Heiligen Römischen Reiches, später kaiserliche Residenz von Österreich und ist heute die Hauptstadt der Republik. Das glanzvolle höfische Leben hat seine Spuren hinterlassen. Die Stadt ist voll von Kirchen, Palästen, Konzertsälen, Theatern, Museen und Kaffeehäusern. Wien ist immer noch ein Vergnügungsort von europäischem Rang.

Der Grundton der Wiener Seele, erklärt Monika Czernin in ihrer "Gebrauchsanweisung für Wien", liegt im Walzer: Süße, beschwingte Melodien verleiten zum Tanz, der Taumel verspricht und doch Taktgefühl verlangt, der Tuchfühlung gestattet und doch jede Emanzipation verbietet. Immer eins, zwei, drei! Immer rund und beständig! Die Musik und das Theater geben den Ton in der Stadt an, ob vereint in der Oper, ob getrennt in Konzertsälen und Schauspielhäusern, ob auf dem Tanzparkett oder beim Auftritt im Kaffeehaus. Es herrscht ein Spiel von Sein und Schein. Man pflegt den Schmäh, ist charmant und scherzhaft, auch doppelbödig, hinterlistig, wenn es sein muß. Man gibt sich elegant, nonchalant, meidet das Übertriebene, Prahlerische.

Der Wiener streitet es ab, daß es gutes Benehmen, echte Kaffeehäuser oder Beisln überhaupt noch gibt, während er gerade in diesen Institutionen sitzt. Czernin weist auf bekannte und weniger bekannte Kaffeehäuser, Beisln, Restaurants und Hotels hin, gibt gute Tips. Sie geht auf den Stephansdom, den Prater oder das neue Museumsquartier ein, regt aber auch dazu an, das eine oder andere entlegene Viertel zu entdecken. Die Autorin hat ein beschwingtes, kluges Büchlein über Wien geschrieben.

Das traditionelle Wiener Beisl scheint tatsächlich auszusterben. Ursprünglich verstand man darunter ein schlichtes Wirtshaus, in dem es einfache Dinge, Bier und Blutwurst gab. Seit Anfang der achtziger Jahre erlebt das Beisl jedoch in veredelter Form eine Wiedergeburt. Es wird ausgestattet mit Parkettboden und dunkler Vertäfelung. Die Tische werden weiß gedeckt, die Kellner treten in Schwarz und Weiß auf und servieren Gerichte der klassischen Wiener Küche. Noch zu Zeiten von Kaiser Franz Joseph, im Jahr 1911, hat das Hofratsehepaar Adolf und Olga Hess das Standardwerk "Wiener Küche" verfaßt. Peter Kirischitz, der jüngst an der Wiederbelebung der Beislkultur mitwirkte, hat nun das Werk des Hofratsehepaares unter Berücksichtigung heutiger Eß- und Kochgewohnheiten überarbeitet und neu herausgegeben. Man entdeckt im Grunde die klassische süddeutsch-österreichische Küche, bereichert durch Einflüsse aus Böhmen, Ungarn und Italien. Es gibt Rindssuppe mit Nudeln, Risotto, Tafelspitz mit Röstkartoffeln, Gulasch mit Semmelknödel, Wiener Schnitzel, Apfelstrudel oder Powidltascherln. Man kann die Rezepte gut nachkochen oder sich auf einen Beislbesuch einstimmen lassen.

Im jährlich aufgelegten Gastronomieführer "Wien, wie es ißt" werden rund viertausend Adressen genannt. Das handliche Buch ist nach Bezirken geordnet und stellt die Lokale jeweils unter Stichpunkten wie "Wiener Küche", "Luxus", "Vegetarisch" und so weiter vor. Man erfährt Öffnungszeiten, typische Gerichte und Preise. Vorneweg gibt eine Gruppe unterschiedlicher Autoren besondere Empfehlungen.

Wien erlebt seit dem Fall des Eisernen Vorhangs einen neuen Aufschwung; es herrscht, so vermitteln es die Autoren, das genußfreudige Klima globaler Wirtschaftsordnung. Zur neuen Beislkultur gesellen sich italienische und fernöstliche Restaurants mit klarem Design und kreativ anmutender Pasta- oder Wokküche. Die örtlichen, regionalen Journalisten können sich gar nicht damit genug tun, das Internationale, Newyorkische am neuen Wien herauszustreichen. Eine Flut von Anglismen ergießt sich über die Texte. Reihenweise gibt es Lokale, die "cool" oder "cool-urban" sind, die zu den "absoluten In-Spots", zu den "absoluten Top-Scorern" zählen. Die Attitüde des Kreativen genügt schon, damit Inhaber, Köche und Publikum als Künstler erscheinen. Wien tanzt nicht mehr, es ißt.

eiz

Monika Czernin: Gebrauchsanweisung für Wien. Piper Verlag, 189 Seiten, 12,90 Euro.

Adolf und Olga Hess: Wiener Küche. Neu bearbeitet von Peter Kirischitz. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft, 616 Seiten mit mehreren Farbbildern, 29 Euro.

Wien, wie es ißt. Ein Führer durch Wiens Lokale. Falter Verlag, 616 Seiten, 14,50 Euro.

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»Es ist eine heitere Annäherung an die Donaumetropole und ihre Menschen in Form von Geschichten und Anekdoten.« Goslarsche Zeitung 20161201