Neuer Blick auf Alte Meister
Wohin sollte man bei einem Bild als Erstes sehen? Wie wird ein Gemälde zum Klassiker? Der Autor, einer der größten Kunstkenner, fordert dazu auf, den Blick fürs Detail zu üben. Er verrät, was Bilder erzählen, wenn man sie aufmerksam genug betrachtet. Welche Kunstwerke zu Unrecht unterschätzt werden, welche Museumsstädte eine Entdeckungsreise wert sind. Was Museen in Berlin oder Braunschweig, Neuburg an der Donau oder New York, Paris oder Rom außer Kulturgenuss sonst noch zu bieten haben: von kühner Architektur über originelle Museumsshops und raffinierte Küche bis hin zum besten Blick auf die Stadt. Und was es mit dem »Bilbao-Effekt« auf sich hat.
Wohin sollte man bei einem Bild als Erstes sehen? Wie wird ein Gemälde zum Klassiker? Der Autor, einer der größten Kunstkenner, fordert dazu auf, den Blick fürs Detail zu üben. Er verrät, was Bilder erzählen, wenn man sie aufmerksam genug betrachtet. Welche Kunstwerke zu Unrecht unterschätzt werden, welche Museumsstädte eine Entdeckungsreise wert sind. Was Museen in Berlin oder Braunschweig, Neuburg an der Donau oder New York, Paris oder Rom außer Kulturgenuss sonst noch zu bieten haben: von kühner Architektur über originelle Museumsshops und raffinierte Küche bis hin zum besten Blick auf die Stadt. Und was es mit dem »Bilbao-Effekt« auf sich hat.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.12.2019REISEBUCH
Eins sein
mit Schiele
Museumsbesichtigungen können
auch lustig sein. Wenn entweder
die Ausstellungsstücke
kurios sind oder die Besucher
Die Eintrittskarte für das Disgusting Food Museum in Malmö ist auf eine Spucktüte gedruckt, ausgestellt wird unter anderem ein sardischer Madenkäse. Diese touristische Kuriosität und 85 weitere „Schräge Museen“ stellt Jana Duran in ihrem Band vor, der damit selbst zu einer skurrilen Sammlung wird. In Hamburg gibt es etwa das Deutsche Zusatzstoffmuseum, in England eines, in dem Hunde-Halsbänder ausgestellt sind, und in Indien (!) ein Toilettenmuseum. Nicht alles ist albern, das Museum für gescheiterte Erfindungen oder das Museum für Illusionen ermöglichen interessante Perspektiven auf unsere Gegenwart, erst recht das Museum für hässliche Kunst.
Der Fotograf Stefan Draschan hält sich unterdessen viel lieber in Museen auf, in denen Gemälde ausgestellt sind, die unstrittig als große Kunst gelten. Und passt dort Momente ab, in denen Betrachter und Bild in eine besondere Wechselwirkung treten. Weil Kleidungsstücke, Frisuren, Körperhaltungen der Museumsbesucher mit dem Dargestellten korrespondieren. Auf den ersten Blick ist das vor allem witzig und skurril, aber anders als bei Durans „Schräge Museen“ bleibt es nicht bei dieser kurzen Erheiterung vor dem Weiterblättern. Die Besucher sind meist versunken in der Betrachtung, besehen Details, lassen sich umfangen von der Atmosphäre der Gemälde. Und werden selbst ein Teil davon. Insofern zeigen die Fotografien mehr als lustige „Zufälle im Museum“.
Eine „Gebrauchsanweisung fürs Museum“ hat derweil der Kunsthändler Konrad O. Bernheimer geschrieben. Er hat unter den Alten Meistern einige der bekanntesten ausgewählt und erklärt sie den Lesern – auf gehobenem Wikipedia-Niveau. Das Buch macht weder Lust auf Kunst noch auf Museen in seiner beinahe lexikalischen Eintönigkeit und in seiner Erwartbarkeit.
STEFAN FISCHER
Konrad O. Bernheimer: Gebrauchsanweisung fürs Museum. Piper Verlag, München 2019. 224 Seiten, 15 Euro.
Stefan Draschan: Zufälle im Museum. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2019. 120 Seiten, 16 Euro.
Jana Duran: Schräge Museen. Eine Reise zu den skurrilsten Sammlungen der Welt. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2019. 128 Seiten, 14,95 Euro.
Haare wie im Eichwald bei Caspar David Friedrich (o. r.) oder wie das Herbstlaub bei Egon Schiele (u. r.), eine Schwester der Danae von Jan Gossaert (o. l.), eine Garderobe wie bei Ernst Ludwig Kirchner (u. l.) und eine tänzerische Drehung wie bei Erich Heckel: Durch ihre Betrachter wird die Kunst lebendig.
Fotos: Stefan Draschan
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Eins sein
mit Schiele
Museumsbesichtigungen können
auch lustig sein. Wenn entweder
die Ausstellungsstücke
kurios sind oder die Besucher
Die Eintrittskarte für das Disgusting Food Museum in Malmö ist auf eine Spucktüte gedruckt, ausgestellt wird unter anderem ein sardischer Madenkäse. Diese touristische Kuriosität und 85 weitere „Schräge Museen“ stellt Jana Duran in ihrem Band vor, der damit selbst zu einer skurrilen Sammlung wird. In Hamburg gibt es etwa das Deutsche Zusatzstoffmuseum, in England eines, in dem Hunde-Halsbänder ausgestellt sind, und in Indien (!) ein Toilettenmuseum. Nicht alles ist albern, das Museum für gescheiterte Erfindungen oder das Museum für Illusionen ermöglichen interessante Perspektiven auf unsere Gegenwart, erst recht das Museum für hässliche Kunst.
Der Fotograf Stefan Draschan hält sich unterdessen viel lieber in Museen auf, in denen Gemälde ausgestellt sind, die unstrittig als große Kunst gelten. Und passt dort Momente ab, in denen Betrachter und Bild in eine besondere Wechselwirkung treten. Weil Kleidungsstücke, Frisuren, Körperhaltungen der Museumsbesucher mit dem Dargestellten korrespondieren. Auf den ersten Blick ist das vor allem witzig und skurril, aber anders als bei Durans „Schräge Museen“ bleibt es nicht bei dieser kurzen Erheiterung vor dem Weiterblättern. Die Besucher sind meist versunken in der Betrachtung, besehen Details, lassen sich umfangen von der Atmosphäre der Gemälde. Und werden selbst ein Teil davon. Insofern zeigen die Fotografien mehr als lustige „Zufälle im Museum“.
Eine „Gebrauchsanweisung fürs Museum“ hat derweil der Kunsthändler Konrad O. Bernheimer geschrieben. Er hat unter den Alten Meistern einige der bekanntesten ausgewählt und erklärt sie den Lesern – auf gehobenem Wikipedia-Niveau. Das Buch macht weder Lust auf Kunst noch auf Museen in seiner beinahe lexikalischen Eintönigkeit und in seiner Erwartbarkeit.
STEFAN FISCHER
Konrad O. Bernheimer: Gebrauchsanweisung fürs Museum. Piper Verlag, München 2019. 224 Seiten, 15 Euro.
Stefan Draschan: Zufälle im Museum. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2019. 120 Seiten, 16 Euro.
Jana Duran: Schräge Museen. Eine Reise zu den skurrilsten Sammlungen der Welt. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2019. 128 Seiten, 14,95 Euro.
Haare wie im Eichwald bei Caspar David Friedrich (o. r.) oder wie das Herbstlaub bei Egon Schiele (u. r.), eine Schwester der Danae von Jan Gossaert (o. l.), eine Garderobe wie bei Ernst Ludwig Kirchner (u. l.) und eine tänzerische Drehung wie bei Erich Heckel: Durch ihre Betrachter wird die Kunst lebendig.
Fotos: Stefan Draschan
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»Wer sich auf Marien-Verkündigungen, mythologische Szenen oder Stillleben einlassen möchte, der findet eine unterhaltsame Augenschulung.« Handelsblatt 20200619