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Hape Kerkeling in Bestform: In seinem neuen Buch setzt er nicht nur entscheidende Etappen seines Lebens fort, sondern taucht tief in die bewegte Geschichte seiner Vorfahren ein. Berührend und mit unvergleichlichem Sinn für Komik erzählt er von seiner Kindheit in den Siebzigern und den Glanzzeiten der TV-Unterhaltung, von Liebe, Vorsehung und dem Goldenen Zeitalter der Niederlande. Er führt in die Anfänge seiner Fernsehkarriere und bis in die Frühzeit der Kerckrings, ins blühende Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Verwebt dabei lustvoll Erinnerungen mit Recherchen, eigenes Erleben mit Historie und…mehr

Produktbeschreibung
Hape Kerkeling in Bestform: In seinem neuen Buch setzt er nicht nur entscheidende Etappen seines Lebens fort, sondern taucht tief in die bewegte Geschichte seiner Vorfahren ein. Berührend und mit unvergleichlichem Sinn für Komik erzählt er von seiner Kindheit in den Siebzigern und den Glanzzeiten der TV-Unterhaltung, von Liebe, Vorsehung und dem Goldenen Zeitalter der Niederlande. Er führt in die Anfänge seiner Fernsehkarriere und bis in die Frühzeit der Kerckrings, ins blühende Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Verwebt dabei lustvoll Erinnerungen mit Recherchen, eigenes Erleben mit Historie und Ahnenforschung. Und kommt schließlich auch hinter ein unglaubliches Geheimnis, das seine geliebte Großmutter Bertha zeit ihres Lebens umgab.
Autorenporträt
Hape Kerkeling, 1964 in Recklinghausen geboren, begann 1984 beim Fernsehen zu arbeiten; berühmt wurde er mit der Rolle 'Hannilein'. Es folgte eine Vielzahl erfolgreicher Live-Auftritte sowie TV-Shows und -Serien wie 'Känguru', 'Total Normal', 'Hape trifft' und 'Let's Dance', als Königin Beatrix, Uschi Blum oder Horst Schlämmer. Der Entertainer, Schlagersänger, Schauspieler, Moderator, Kabarettist und Autor wurde u.¿a. mit der Goldenen Kamera, dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Sein Buch 'Ich bin dann mal weg' über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg stand 100 Wochen auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und hat mehr als fünf Millionen Leserinnen und Leser begeistert. Auch seine Kindheitsgeschichte 'Der Junge muss an die frische Luft' erreichte ein Millionenpublikum. Beide Bücher wurden mit großem Erfolg verfilmt. Hape Kerkeling lebt in Bonn. Zuletzt erschienen 'Ich sach mal so', 'Frisch hapeziert' und 'Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich', das erneut monatelang die SPIEGEL-Bestsellerliste anführte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Im Grunde hält Rezensent Martin Zips mit dieser Chronik gleich zwei neue Bücher von Hape Kerkeling in den Händen: Zum einen nämlich ergründet Kerkeling mit Hilfe von Internet-Stammbäumen seine Ahnengeschichte und entdeckt nicht nur, dass er dank einer angeblichen Affäre seiner Urgoßmutter mit dem englischen König Eduard VII. verwandt sein könnte, auch Verbindungen zu einem Münsteraner Fastnachtsdichter oder einem Bordellbetreiber in Amsterdam macht er ausfindig. Das ist launig zu lesen, mitunter aber auch langatmig, wenn Kerkeling immer wieder Spinoza zitiert oder Wappen erläutert, räumt Zips ein. Deutlich spannender findet der Kritiker ohnehin Kerkelings persönliche Erinnerungen, etwa an seinen niederländischen Freund Duncan, der an Aids starb - oder an jene Jahre der miefigen Achtziger, als ihm vom WDR geraten wurde, lieber eine Scheinehe einzugehen als seine Homosexualität öffentlich zu machen. Beide Teile des Buches eint aber Kerkelings Witz, seine Tiefgründigkeit sowie die Selbstironie und das gute moralische Gespür, lobt der Rezensent, der findet: Kerkeling ist definitiv besser gealtert als manch anderer Kollege.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.09.2024

Der weise Ironiker
Hape Kerkeling führt mit seinem neuen Buch
eine große Gabe vor: Wie man gut altert.
Wer sind wir und warum eigentlich? Was wird in unserem Denken und Handeln vom Wir bestimmt und was vom Ich? Zur Beantwortung dieser wichtigen Fragen hat der Recklinghäuser Bestsellerautor Hans-Peter Kerkeling seine Ahnen erforscht. Während der Pandemie war es ihm langweilig geworden. Kerkeling ging also online und tummelte sich in irgendwelchen Speichel-Datenbanken herum. Dort möchte er herausgefunden haben, dass seine Oma Bertha die uneheliche Tochter des englischen Königs Eduard VII. ist. Das ganze Leben ist ein DNA-Quiz. Und wir sind nur die Kandidaten.
Kerkeling. Als Erstes sieht man jenen blonden Typen vor sich, der im Jahr 1991 mal auf dem Gelände der Internationalen Funkausstellung in Berlin vor 2000 Menschen eine Live-Show moderierte. Das war noch vor dem unschönen Zwangsouting durch den Filmemacher und Aktivisten Rosa von Praunheim, das ihn wenige Monate später ereilte. Schaut man sich heute auf Youtube Ausschnitte dieser IFA-Sendung an, so muss man wieder lachen: Kerkelings Figur des hektischen, heillos überforderten, manchmal pampigen Jungmoderators ist nicht nur komisch, sondern hat auch eine wundervolle Tiefe, eine zarte Verletzlichkeit und viel menschliche Wärme. Großartig, wie er den Nachrichtensprecher Werner Veigel die „Tagesschau“-Erkennungsmelodie singen lässt oder im Publikum Thermoskannen und Mitropa-Duschhauben-Sets verteilt, während hinter ihm eine Art Mumie auf einem Surfbrett in die Kulisse kracht.
Kerkelings Assistentin, eine Seniorin namens Hänel, wird von ihm entweder rüde zurechtgewiesen oder ganz versöhnlich in den Arm genommen: „Sie Hase, Sie“, sagt er dann zu ihr. Ja, denkt man sich, genau das ist er, der Wahnsinn des Lebens. Und damals ahnte man freilich noch nicht, dass dieser Mann mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“, das sich mehr als fünf Millionen Mal verkaufte, zum erfolgreichsten Sachbuchautor der deutschen Nachkriegsgeschichte werden würde. Zum Helden des Jakobswegs. Und zu einer Art ständigem Lebensbegleiter. Man entkommt ihm ja auch dann nicht, wenn man nicht Frau Hänel heißt.
Jetzt also das neue Buch: „Gebt mir etwas Zeit“. Zum ersten Mal überhaupt erfährt man hier, dass nur wenige Monate vor Kerkelings IFA-Auftritt sein holländischer Freund Duncan an Aids gestorben war. Ein weiterer Schlag nach dem (bereits im Buch „Der Junge muss an die frische Luft“ von ihm beschriebenen) Suizid seiner unter Depressionen leidenden Mutter, den Kerkeling als Achtjähriger erleben musste. Dagegen verblasst die – wie auch immer geartete – Begegnung seiner Urgroßmutter mit dem englischen König im damals österreichisch-ungarischen Marienbad, aus der seine Oma Bertha hervorgegangen sein könnte. Es sind eigentlich zwei Bücher, die er hier schreibt.
Als Kerkeling jung war, da habe ihm Deutschland „manchmal die Luft zum Atmen“ genommen, erinnert er sich. Duncan hatte er in einem schummrigen Amsterdamer Lokal kennengelernt. Dorthin war er gelegentlich gefahren, um endlich sein Leben als Homosexueller leben zu dürfen. Sein damaliger Sender, der WDR, hatte ihm den Rat gegeben, er solle eine Scheinbeziehung mit einer Frau eingehen, um seine Karriere nicht zu gefährden. Sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts standen in Deutschland da noch unter Strafe. Der Paragraf 175 StGB wurde erst im Juni 1994 abgeschafft.
Kerkeling wurschtelte sich durch. So wie damals schon, als er auf einer Englandfahrt mit der Arbeiterwohlfahrt Hillerheide im Ort Polegate bei einer ausgewiesenen Deutschland-Hasserin gelandet war („Polegate“, so schreibt er, sei „so hässlich wie Wattenscheid“). Als er wieder abfuhr, weinte seine englische Gastmutter, so sehr hatten sie sich angefreundet.
Gleich nach dem Tod seines Freundes Duncan hatte Kerkeling mit nur 24 Jahren bei Radio Bremen begonnen, dem Haussender Rudi Carrells und Vicco von Bülows, mit der Comedy-Reihe „Total normal“. Er wurde als Königin Beatrix auch international bekannt, moderierte auf der IFA, sang „Hurz“ mit (dem nicht minder großartigen) Achim Hagemann und spielte 1996 im Fernsehfilm „Willi und die Windzors“ einen – was für ein Zufall! – deutschen Möbelhändler, der englischer König wird.
Bei der Beschäftigung mit seinen Vorfahren fand er jetzt heraus, dass es im 15. Jahrhundert mal einen Fastnachtsdichter in Münster gab, der mit ihm verwandt gewesen sein könnte. Später auch einen Bordellbetreiber in Amsterdam. Bereits seine Vorfahren waren gut im Durchwurschteln: Als Katholiken unter Protestanten, als unehelich geborene Königskinder (Eduard VII. soll 55 Geliebte gehabt haben, da ergibt das mit der Oma vielleicht schon Sinn) oder als Kommunisten unter den Nazis (Berthas Mann Hermann landete nach 1933 im KZ Buchenwald – und überlebte). Und auch darüber ist sich der Autor bewusst: „Die Abstammung könnte wieder, wie zu Zeiten der Nazis, übel missbraucht und absichtlich fehlgedeutet werden. Wir müssen jetzt schon die Riegel bauen, die zukünftig vorgeschoben werden können, um totalitären Denkern den Zugang zu diesen Daten zu verweigern.“
Kerkeling aber macht den Riegel erst mal ganz weit auf, er könnte ja theoretisch wirklich Nummer 111 in der britischen Thronfolgerliste sein – und diesen Gag möchte er nicht vermasseln. Junge Leser (die ihn eher als Horst Schlämmer, einem Vertreter der deutschen Altmedien, oder als Stimme von Olaf aus der „Eiskönigin“ sowie Kung-Fu-Panda Po kennen) werden sich manchmal vielleicht fragen, wer eigentlich Petra Gerster, Alfred Biolek und Willy Millowitsch sind, die hier ebenfalls Erwähnung finden. Also neben dem kaiserlichen Kammerherrn und der Tochter eines rumänisch-moldawischen Großfürsten, welche Oma Bertha einst aufgezogen haben sollen. Ist aber letztlich auch egal. Viel interessanter als etwa der Auftritt von Gilbert Bécaud auf den Rheinterrassen, das Treffen mit Shirley Bassey oder eben die Frage, ob König Charles III. nicht doch Kerkelings „entfernter Neffe“ sein könnte – sind vor allem solche Sätze, bei denen man zumindest kurz innehält und den Kopf gelüftet bekommt: „Warum hat mir damals bloß niemand mal direkt ins Gesicht gesagt, wie bombig ich eigentlich aussehe und wie unfassbar viele, schöne Haare ich habe?“ Dieses Deutschland Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger muss ein unglaublich verklemmter Haufen aus Saumägen gewesen sein.
Es ist ein verplaudertes, in seinen gelegentlich zu üppig ausgeschmückten Geschichten mitunter zäh zu lesendes Buch; auch wird der Philosoph Spinoza etwas zu oft bemüht, und Wappen – vom Buckelrind bis zur Kaiserkrone – werden wirklich bis ins letzte Detail erläutert. Und doch beweist Hobbyheraldiker Kerkeling auch hier, dass er neben Talent, Tiefgang, Humor und Selbstironie einen guten moralischen Kompass besitzt. Und dass er deutlich besser gealtert ist als zum Beispiel jener Kollege, der mit Ende fünfzig noch versuchte, eine Frau im Boxring zu verprügeln, nur um auf seine neue Show aufmerksam zu machen. Er ist auch deutlich besser in die Jahre gekommen als jene Game-Show-Moderatoren, die derzeit für Versicherungskonzerne, Hörgeräte oder Online-Apotheken werben, weil sie offenbar Angst haben, ihnen könnte sonst das Geld ausgehen. Vor allem ist er würdevoller gereift als jene ehemaligen SWF-3-Moderatoren, die mittlerweile auf Facebook gegen Migranten hetzen oder auf X für die Höcke-Partei die Trommel rühren.
Am wichtigsten, so schreibt Hape Kerkeling, sei die Erkenntnis, dass jeder mit jedem verwandt ist und die Menschheit daher nur ein gemeinsames Ziel haben dürfe: Freiheit. Man würde ihm dafür – Sie Hase, Sie! – gerne mal ein Surfbrett schenken.
MARTIN ZIPS
Es ist ein verplaudertes,
mitunter zäh zu
lesendes Buch
Talent, Tiefgang, Humor, Selbstironie: Hape Kerkeling im September 2024.
Foto: Britta Pedersen /Picture Alliance / dpa
Hape Kerkeling:
Gebt mir etwas Zeit –
Meine Chronik der
Ereignisse.
Piper Verlag,
München 2024.
368 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Ein wunderbar kluges und wunderbar klug konstruiertes Buch!« Markus Reiter Stuttgarter Zeitung 20241025