Dieter Hildebrandt über die Arbeit an seinem Buch "Man schreibt seine Lebenserinnerungen nur einmal. Danach hat man die Aufgabe, unverzüglich zu sterben. Wenn das nicht gelingt, beginnt man am ersten Buch zu zerren und zu mäkeln. Was blieb mir übrig, als ein zweites zu schreiben. Das aber brachte ich nur mit Hilfe von Tausenden von Denkzetteln zustande. Am zweiten zupfte und zauste ich nun wieder, was dazu führte, dass ich mich entschloss, endlich Geschichten zu erzählen, die ich in den ersten zwei Büchern weggelassen habe. Das Problem, das nun entstanden ist, entbehrt nicht der Komik.…mehr
Dieter Hildebrandt über die Arbeit an seinem Buch "Man schreibt seine Lebenserinnerungen nur einmal. Danach hat man die Aufgabe, unverzüglich zu sterben. Wenn das nicht gelingt, beginnt man am ersten Buch zu zerren und zu mäkeln. Was blieb mir übrig, als ein zweites zu schreiben. Das aber brachte ich nur mit Hilfe von Tausenden von Denkzetteln zustande. Am zweiten zupfte und zauste ich nun wieder, was dazu führte, dass ich mich entschloss, endlich Geschichten zu erzählen, die ich in den ersten zwei Büchern weggelassen habe. Das Problem, das nun entstanden ist, entbehrt nicht der Komik. Inzwischen bin ich merklich älter geworden, in Würde und totaler Gelassenheit, versteht sich, habe also Anspruch darauf, ernst genommen zu werden, wenn ich feststelle: Den gesamten Kritikansatz an den ersten beiden Büchern habe ich total vergessen. Mein Erinnerungsvermögen lässt nach und nach immer mehr nach, und im nächsten Jahr könnte ich schon behaupten, ich sei ein Verbindungsmann der Gestapo zum stalinistischen Geheimdienst gewesen. Der "Stern" würde es mir glauben. "Stern-TV" auch. Man muss nur glaubwürdig alt genug sein. Diese Vorbedingung erfülle ich."
Dieter Hildebrandt, geboren 1927 in Bunzlau, Niederschlesien, studierte in München Theaterwissenschaften. Mit Sammy Drechsel Gründer der 'Münchner Lach- und Schießgesellschaft', deren Ensemble er bis 1972 angehörte. In den Jahren 1974 bis 1982 arbeitete er eng mit Werner Schneyder zusammen. Von 1973 bis 1979 machte er 'Notizen aus der Provinz' für das ZDF, ab 1980 den 'Scheibenwischer' im Sender Freies Berlin. Daneben hatte er Auftritte in Filmen (z.B. 'Kehraus') und TV-Serien (z.B. 'Kir Royal'). Dieter Hildebrandt hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den 'Grimme-Preis' in Gold, Silber und Bronze, den Schiller-Preis der Stadt Mannheim, 'Der goldene Löwe' (RTL), 'München leuchtet' in Gold, den 'Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2014', u.a.. Dieter Hildebrandt lebte mit seiner zweiten Frau, der Kabarettistin Renate Küster, in München. Im November 2013 verstarb er im Alter von 86 Jahren.
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