Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1, Ludwig-Maximilians-Universität München, Veranstaltung: Erinnern - Bearbeiten - Gedenken - Vergessen: Nationalsozialismus und Sozialismus im Vergleich , Sprache: Deutsch, Abstract: EinleitungWörter sind kein Selbstzweck. Sie vermitteln Gedankengänge und dienen der Übermittlung in der Kommunikation. Wenn man in der Volkskunde ein gesellschaftliches Phänomen untersuchen möchte, bedient man sich der Wörter für die Untersuchung; ebenso kann man jedoch Phänomene untersuchen, indem man die Wörter in ihrer Bedeutung und in der Bedeutungsveränderung untersucht. Gesellschaftliche Phänomene bedienen sich ihnen angemessenen Wörtern. Durch die Beobachtung von Verschiebungen in der Bedeutung von Wörtern kann man in direkter Folge auf gesellschaftliche Verschiebungen oder Veränderungen schließen.Beim Hinterfragen, was Gedächtnis eigentlich ist, lässt sich beobachten, dass der Begriff meistens unscharf verwendet wird. Einerseits versteht man darunter die Fähigkeit, sich an etwas zu erinnern ("gutes Gedächtnis") und andererseits wird "Gedächtnis" ebenso verwendet, um das Erinnerte zu benennen. Der Begriff wird also zugleich für die Form wie auch für den Inhalt verwendet, "Gedächtnis" ist sowohl das Medium der Erinnerung als auch der Speicher des menschlichen Wissens. Ähnlich unscharf ist die Verwendung von "Erinnern". Ich definiere "Erinnern" als Gegenpol zu "Vergessen". Man kann nur etwas vergessen, das man einmal gewusst, erlebt, gesehen, gefühlt, gedacht hat. Das bedeutet, dass man sich auch nur an etwas erinnern kann, das man einmal gewusst, erlebt, gesehen, gefühlt, gedacht hat. Wenn in unserer Gesellschaft davon die Rede ist, dass die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus wach gehalten werden muss, dann kann dies nur für die Menschen gelten, die diese Zeit tatsächlich erlebt haben. Alle Nachgeborenen können nicht "erinnert werden an", sondern nur "informiert werden über".Diese Arbeit verfolgt das Ziel, das Phänomen "Gedächtnis" anzuleuchten und dabei verschiedene Gedächtniskategorien darzustellen, um den Begriff schärfer fassen oder zumindest bewusster verwenden zu können. Probleme wie die Reproduzierbarkeit von Gedächtnisinhalten werden dabei nicht berücksichtigt. Die Literatur zum Thema Gedächtnis füllt ganze Bibliotheken, es gibt unzählige Monographien und Aufsatzsammlungen. Auch empirische Untersuchungen liegen in großer Zahl vor. Diese Fülle an Material verlangt einen radikalen Aussonderungsprozess: In einem ersten Teil stelle ich exemplarisch verschiedene Gedächtniskategorien vor, wobei ein Fokus auf dem Diskurs des "sozialen" Gedächtnisses liegt, den Halbwachs begründete...
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