Zwei deutsche Legenden erinnern sich
Egon Bahr, Grandseigneur der deutschen Sozialdemokratie, enger Wegbegleiter Willy Brandts, und Peter Ensikat, einer der bekanntesten Kabarettisten und Intellektuellen der DDR, sind seit vielen Jahren befreundet. Immer wieder trafen sie sich zu langen Gesprächen, in denen sie einander ihr Leben erzählten und ihr Nachdenken über die deutsche Nachkriegs- und Nachwendegeschichte teilten.
Das Elend der Nachkriegszeit, der Mauerbau, der Aufstand am 17. Juni 1953, die zaghafte Politik des Wandels durch Annäherung der beiden deutschen Staaten, die Bahr maßgeblich bestimmte, bis hin zum Fall der Mauer und den Debatten der Nachwendezeit dieses Buch bietet einen ebenso kurzweiligen wie prägnanten Überblick über die jüngere deutsche Geschichte.
Egon Bahr, Grandseigneur der deutschen Sozialdemokratie, enger Wegbegleiter Willy Brandts, und Peter Ensikat, einer der bekanntesten Kabarettisten und Intellektuellen der DDR, sind seit vielen Jahren befreundet. Immer wieder trafen sie sich zu langen Gesprächen, in denen sie einander ihr Leben erzählten und ihr Nachdenken über die deutsche Nachkriegs- und Nachwendegeschichte teilten.
Das Elend der Nachkriegszeit, der Mauerbau, der Aufstand am 17. Juni 1953, die zaghafte Politik des Wandels durch Annäherung der beiden deutschen Staaten, die Bahr maßgeblich bestimmte, bis hin zum Fall der Mauer und den Debatten der Nachwendezeit dieses Buch bietet einen ebenso kurzweiligen wie prägnanten Überblick über die jüngere deutsche Geschichte.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.01.2012„Herr Bundeskanzler, das reiten wir auf einer Backe ab“
Ein anregendes Gespräch: Der SPD-Politiker Egon Bahr und der Kabarettist Peter Ensikat unterhalten sich über Deutschland und ihr Leben
Es war die Pechblende. Sie behinderte und verzögerte die im Potsdamer Abkommen vereinbarte deutsche Einheit. Ein Mann aus Aue war kurz nach dem Krieg zu dem Redakteur der Allgemeinen Zeitung , Egon Bahr, gekommen und hatte ihm erzählt, dass die Russen im sächsischen Erzgebirgskreis Pechblende gefunden hatten, wie das Mineral seit dem 16. Jahrhundert von den sächsischen Bergleuten genannt wurde, die den seltsamen Stein in den Silber-Kobaltgängen des Gebirges entdeckt hatten. Wir nennen es heute Uraninit, eine starke natürliche Quelle radioaktiver Strahlung.
Bahr erkannte sofort, dass er eine „Weltmeldung“ vorliegen hatte, doch der amerikanische Chef der deutschen Zeitung untersagte ihm vorerst die Veröffentlichung, darüber habe allein Washington zu entscheiden. Der ostdeutsche Informant erhielt zur Belohnung eine Stange Zigaretten, die begehrteste Währung jener Zeit. Ein recht magerer Sold, wenn man bedenkt, dass die Russen ihn für diesen Verrat liebend gern ein
paar Jahrzehnte nach Sibirien geschickt hätten. Bahr hatte begriffen, dass die Russen den Rohstoff für ihre Atombombe in der von ihnen besetzten Zone gefunden hatten und diesen Teil Deutschlands nicht aus der Hand geben würden.
Sechzig Jahre später erinnert er in einem langen Gespräch mit dem Kabarettisten und Autor Peter Ensikat an dieses vergessene Ereignis. Die beiden Freunde erzählen einander, wie sie die vergangenen sechzig Jahre der deutschen und der deutsch-deutschen Geschichte verbracht haben. Sie versuchen, „Gedächtnislücken“ aufzufüllen, vor allem aber sich gegenseitig zu erzählen, wie unterschiedlich sie dieselben Ereignisse, die heute zur deutschen Geschichte gehören, wahrgenommen haben.
Der eine, Egon Bahr, war ein durchaus mächtiger und einflussreicher Politiker, ein Strippenzieher, der die eine und andere Weiche stellen konnte, die seinem Vaterland nützlich war und Zukunft eröffnete. Und sein Vaterland war nie nur der eine Teil des geteilten Landes, für ihn waren immer die ganze Nation und die Einheit der Deutschen der Kompass all seiner Bemühungen, auch als die Teilung zementiert zu sein schien, beide Staaten und viele Bürger sich auf den entstandenen Status eingerichtet hatten. Menschliche Erleichterungen für die Deutschen auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze zu schaffen: Dafür war er in die Politik gegangen, und immer handelte er in dem Wissen, dass er seine Bemühungen sorgsam und listig austarieren mussten, um nicht den politischen Gegner, aber auch nicht die Freunde und Verbündeten vor den Kopf zu stoßen.
Der andere, Peter Ensikat, war in diesen Spielen der deutschen und der Weltpolitik der sprichwörtlich kleine Mann von der Straße, der aus den Medien erfuhr, was in den oberen Etagen über sein Land und damit über ihn selbst beschlossen worden war, und der sich auf die unterschiedlichen Meldungen aus Ost und West einen Reim zu machen suchte. „Während Sie mit der Weltpolitik beschäftigt waren“, sagt er zu Bahr, „habe ich damals Kindertheater gemacht.“
Es ist ein ungewöhnliches Buch, ein ungewöhnliches Gespräch. Es sind nicht zwei Elderstatesmen, die Erinnerungen austauschen, ihre eigene Leistung herausstreichen oder sarkastisch den Weltlauf in einer gottähnlichen Haltung paraphrasieren. Bahr erzählt, wie die deutsche Geschichte seiner Zeit entstand, wer sie und wie beeinflusste, wie man mit dem Gegner, aber auch mit den Verbündeten, den stets misstrauischen Siegermächten umgehen musste, um für das gesamte Deutschland etwas zu erreichen. Ensikat merkt dazu an, wie er selbst und seine Bekannten ein Verhandlungsergebnis wahrnahmen, wie sie zustimmend und begeistert oder auch mit Hohn und Spott eine Verlautbarung kommentierten.
Oben und unten treffen sich in diesem Buch. Der große Politiker, der mit den Mächtigen der Welt zu verhandeln hatte, ihnen dies und jenes verschwieg oder nur portionsweise mitteilte, um ihnen ein erwünschtes Zugeständnis abzutrotzen, und der machtlose Bürger, der die staatsmännischen Erklärungen interessiert studierte, um herauszubekommen, woher der Wind weht, welches Unheil droht oder welchen Vorteil er sich von einem neu geschlossenen Vertrag der Landesfürsten versprechen kann.
Bahr erzählt sehr offen, er muss keinen mehr schonen und ist in einem Alter, indem man auf Mainstream und Political Correctness pfeifen darf. Von den gelungenen Partien im Spiel der Macht erzählt er mit diebischer Freude, vom eigenen Scheitern mit sezierender Schärfe. Man spürt noch immer die Erregung, wenn er über die Rolle Herbert Wehners beim Sturz von Kanzler Brandt 1974 spricht. „Du weißt, wir lieben dich“, rief Wehner in den Saal, als Brandt der Fraktion mitteilte, er sei zurückgetreten. (Fünfzehn Jahre später echote der Stasi-Chef Erich Mielke: „Ich liebe euch doch alle“. Sein Satz war von ähnlicher machtpolitischer Aufrichtigkeit.)
Und Bahr war es, der Brandt zu dem Rücktritt geraten hatte, obwohl seine Umgebung ihm zuredete, die Guillaume-Affäre auszusitzen (Vizekanzler Scheel: „Herr Bundeskanzler, das reiten wir auf einer Backe ab“). Er riet dem Freund dazu, obwohl Brandt keinerlei Schuld an dem skandalösen Versagen des bundesdeutschen Geheimdienstes traf. Er riet ihm dazu, weil er als Journalist wusste, wozu Medien in der Lage sind, dass es ihnen möglich ist, „Menschen kaputtzumachen oder hochzujubeln, denn allein der Neuigkeitswert entscheidet“.
Brandt, wusste er, würde von allen Gremien, vorneweg von den Medien gejagt; Bahr wollte verhindern, dass der Freund beschädigt werde, so schwer gerade ihm dieser Rat fallen musste. Glücklich, wer solche Freunde hat. Üblicher ist in unserer Republik ein wochen- oder monatelanges Ringen und Gezerre, eine Ermunterung zum Durchstehen und Aussitzen, was die Kalamität zur Katastrophe ausweitet und zu einer für alle schwer erträglichen Quälerei und Demontage der Beteiligten führt, solange der Gejagte von der Meute gehetzt wird und bevor er erlegt ist.
Die „Gedächtnislücken“ erinnern an die sich derzeit abspielende deutsche Geschichte. Die Gesprächsform des Buches macht die Lektüre leicht und immer anschaulich, und Bahr vermittelt nicht allein die eigenen Entscheidungen und Haltungen, er benennt mit Respekt auch die Programme und Konzeptionen der Gegenseite.
Das Buch kann der gesellschaftlichen Amnesie vorbeugen, es ist ein Buch für die Gedächtnisbildung und von unsentimentaler Deutlichkeit, wenn etwa Bahr mit Blick auf den deutschen Vereinigungsprozess klarstellt: „Rechtsakte sind in ihren Folgen nicht zu revidieren. Das heißt, ich sehe nicht, dass das Ziel der inneren Einheit, so wie es postuliert worden ist, erreicht wird. Aber ich sehe, dass die junge Generation hineinwächst in die Selbstverständlichkeit des neuen Staates. Das ist dann auch eine Einheit.“
Als ein emotionales Gedächtnis ist dieses Buch auch für den Schulunterricht zu empfehlen. Es veranschaulicht der nachwachsenden Generation, was ihre Eltern in Ost und West einst bewegte, worin sie zerstritten waren und wie sie nun versuchen, einig zu werden. Und das Gespräch demonstriert, dass es im Gedächtnis keine Redundanz gibt.
CHRISTOPH HEIN
EGON BAHR, PETER ENSIKAT: Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich. Hrsg. von Thomas Grimm. Aufbau-Verlag, Berlin 2012. 204 S., 16.99 Euro.
Der jüngste Roman des Schriftstellers Christoph Hein , „Weiskerns Nachlass“, erschien 2011.
Egon Bahr: Das Ziel der
inneren Einheit, so wie es
postuliert wurde, ist nicht erreicht.
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Ein anregendes Gespräch: Der SPD-Politiker Egon Bahr und der Kabarettist Peter Ensikat unterhalten sich über Deutschland und ihr Leben
Es war die Pechblende. Sie behinderte und verzögerte die im Potsdamer Abkommen vereinbarte deutsche Einheit. Ein Mann aus Aue war kurz nach dem Krieg zu dem Redakteur der Allgemeinen Zeitung , Egon Bahr, gekommen und hatte ihm erzählt, dass die Russen im sächsischen Erzgebirgskreis Pechblende gefunden hatten, wie das Mineral seit dem 16. Jahrhundert von den sächsischen Bergleuten genannt wurde, die den seltsamen Stein in den Silber-Kobaltgängen des Gebirges entdeckt hatten. Wir nennen es heute Uraninit, eine starke natürliche Quelle radioaktiver Strahlung.
Bahr erkannte sofort, dass er eine „Weltmeldung“ vorliegen hatte, doch der amerikanische Chef der deutschen Zeitung untersagte ihm vorerst die Veröffentlichung, darüber habe allein Washington zu entscheiden. Der ostdeutsche Informant erhielt zur Belohnung eine Stange Zigaretten, die begehrteste Währung jener Zeit. Ein recht magerer Sold, wenn man bedenkt, dass die Russen ihn für diesen Verrat liebend gern ein
paar Jahrzehnte nach Sibirien geschickt hätten. Bahr hatte begriffen, dass die Russen den Rohstoff für ihre Atombombe in der von ihnen besetzten Zone gefunden hatten und diesen Teil Deutschlands nicht aus der Hand geben würden.
Sechzig Jahre später erinnert er in einem langen Gespräch mit dem Kabarettisten und Autor Peter Ensikat an dieses vergessene Ereignis. Die beiden Freunde erzählen einander, wie sie die vergangenen sechzig Jahre der deutschen und der deutsch-deutschen Geschichte verbracht haben. Sie versuchen, „Gedächtnislücken“ aufzufüllen, vor allem aber sich gegenseitig zu erzählen, wie unterschiedlich sie dieselben Ereignisse, die heute zur deutschen Geschichte gehören, wahrgenommen haben.
Der eine, Egon Bahr, war ein durchaus mächtiger und einflussreicher Politiker, ein Strippenzieher, der die eine und andere Weiche stellen konnte, die seinem Vaterland nützlich war und Zukunft eröffnete. Und sein Vaterland war nie nur der eine Teil des geteilten Landes, für ihn waren immer die ganze Nation und die Einheit der Deutschen der Kompass all seiner Bemühungen, auch als die Teilung zementiert zu sein schien, beide Staaten und viele Bürger sich auf den entstandenen Status eingerichtet hatten. Menschliche Erleichterungen für die Deutschen auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze zu schaffen: Dafür war er in die Politik gegangen, und immer handelte er in dem Wissen, dass er seine Bemühungen sorgsam und listig austarieren mussten, um nicht den politischen Gegner, aber auch nicht die Freunde und Verbündeten vor den Kopf zu stoßen.
Der andere, Peter Ensikat, war in diesen Spielen der deutschen und der Weltpolitik der sprichwörtlich kleine Mann von der Straße, der aus den Medien erfuhr, was in den oberen Etagen über sein Land und damit über ihn selbst beschlossen worden war, und der sich auf die unterschiedlichen Meldungen aus Ost und West einen Reim zu machen suchte. „Während Sie mit der Weltpolitik beschäftigt waren“, sagt er zu Bahr, „habe ich damals Kindertheater gemacht.“
Es ist ein ungewöhnliches Buch, ein ungewöhnliches Gespräch. Es sind nicht zwei Elderstatesmen, die Erinnerungen austauschen, ihre eigene Leistung herausstreichen oder sarkastisch den Weltlauf in einer gottähnlichen Haltung paraphrasieren. Bahr erzählt, wie die deutsche Geschichte seiner Zeit entstand, wer sie und wie beeinflusste, wie man mit dem Gegner, aber auch mit den Verbündeten, den stets misstrauischen Siegermächten umgehen musste, um für das gesamte Deutschland etwas zu erreichen. Ensikat merkt dazu an, wie er selbst und seine Bekannten ein Verhandlungsergebnis wahrnahmen, wie sie zustimmend und begeistert oder auch mit Hohn und Spott eine Verlautbarung kommentierten.
Oben und unten treffen sich in diesem Buch. Der große Politiker, der mit den Mächtigen der Welt zu verhandeln hatte, ihnen dies und jenes verschwieg oder nur portionsweise mitteilte, um ihnen ein erwünschtes Zugeständnis abzutrotzen, und der machtlose Bürger, der die staatsmännischen Erklärungen interessiert studierte, um herauszubekommen, woher der Wind weht, welches Unheil droht oder welchen Vorteil er sich von einem neu geschlossenen Vertrag der Landesfürsten versprechen kann.
Bahr erzählt sehr offen, er muss keinen mehr schonen und ist in einem Alter, indem man auf Mainstream und Political Correctness pfeifen darf. Von den gelungenen Partien im Spiel der Macht erzählt er mit diebischer Freude, vom eigenen Scheitern mit sezierender Schärfe. Man spürt noch immer die Erregung, wenn er über die Rolle Herbert Wehners beim Sturz von Kanzler Brandt 1974 spricht. „Du weißt, wir lieben dich“, rief Wehner in den Saal, als Brandt der Fraktion mitteilte, er sei zurückgetreten. (Fünfzehn Jahre später echote der Stasi-Chef Erich Mielke: „Ich liebe euch doch alle“. Sein Satz war von ähnlicher machtpolitischer Aufrichtigkeit.)
Und Bahr war es, der Brandt zu dem Rücktritt geraten hatte, obwohl seine Umgebung ihm zuredete, die Guillaume-Affäre auszusitzen (Vizekanzler Scheel: „Herr Bundeskanzler, das reiten wir auf einer Backe ab“). Er riet dem Freund dazu, obwohl Brandt keinerlei Schuld an dem skandalösen Versagen des bundesdeutschen Geheimdienstes traf. Er riet ihm dazu, weil er als Journalist wusste, wozu Medien in der Lage sind, dass es ihnen möglich ist, „Menschen kaputtzumachen oder hochzujubeln, denn allein der Neuigkeitswert entscheidet“.
Brandt, wusste er, würde von allen Gremien, vorneweg von den Medien gejagt; Bahr wollte verhindern, dass der Freund beschädigt werde, so schwer gerade ihm dieser Rat fallen musste. Glücklich, wer solche Freunde hat. Üblicher ist in unserer Republik ein wochen- oder monatelanges Ringen und Gezerre, eine Ermunterung zum Durchstehen und Aussitzen, was die Kalamität zur Katastrophe ausweitet und zu einer für alle schwer erträglichen Quälerei und Demontage der Beteiligten führt, solange der Gejagte von der Meute gehetzt wird und bevor er erlegt ist.
Die „Gedächtnislücken“ erinnern an die sich derzeit abspielende deutsche Geschichte. Die Gesprächsform des Buches macht die Lektüre leicht und immer anschaulich, und Bahr vermittelt nicht allein die eigenen Entscheidungen und Haltungen, er benennt mit Respekt auch die Programme und Konzeptionen der Gegenseite.
Das Buch kann der gesellschaftlichen Amnesie vorbeugen, es ist ein Buch für die Gedächtnisbildung und von unsentimentaler Deutlichkeit, wenn etwa Bahr mit Blick auf den deutschen Vereinigungsprozess klarstellt: „Rechtsakte sind in ihren Folgen nicht zu revidieren. Das heißt, ich sehe nicht, dass das Ziel der inneren Einheit, so wie es postuliert worden ist, erreicht wird. Aber ich sehe, dass die junge Generation hineinwächst in die Selbstverständlichkeit des neuen Staates. Das ist dann auch eine Einheit.“
Als ein emotionales Gedächtnis ist dieses Buch auch für den Schulunterricht zu empfehlen. Es veranschaulicht der nachwachsenden Generation, was ihre Eltern in Ost und West einst bewegte, worin sie zerstritten waren und wie sie nun versuchen, einig zu werden. Und das Gespräch demonstriert, dass es im Gedächtnis keine Redundanz gibt.
CHRISTOPH HEIN
EGON BAHR, PETER ENSIKAT: Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich. Hrsg. von Thomas Grimm. Aufbau-Verlag, Berlin 2012. 204 S., 16.99 Euro.
Der jüngste Roman des Schriftstellers Christoph Hein , „Weiskerns Nachlass“, erschien 2011.
Egon Bahr: Das Ziel der
inneren Einheit, so wie es
postuliert wurde, ist nicht erreicht.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Für Christoph Hein ist dieses Buch eine durch die Form des Gesprächs recht unterhaltsame Lektion in deutscher Geschichte. Die Verschiedenheit der beiden Gesprächspartner - einflussreicher Politiker der eine, interessierter Bürger und Kabarettist der andere - macht das Zuhören für Hein überdies besonders reizvoll. Sechzig Jahre deutsche und deutsch-deutsche Geschichte aus zwei so unterschiedlichen, einander ergänzenden Perspektiven erzählt zu bekommen, ist für Hein etwas ganz anderes, als zwei Elder Statesmen bei ihren Selbstbelobigungen und gottgleichen Standpunktverortungen zuzuhören, nur als Beispiel. Die Offenheit und "political incorrectness" des Gesprächs gefällt Hein. Der Rückblick auf Bahrs beratende Rolle beim Rücktritt des Freundes Willy Brandt macht ihm zudem schmerzlich bewusst, wie unersetzlich guter Rat in politischen Krisensituationen sein kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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