Nach dem von Wolfgang Rasch edierten Erinnerungsbuch «Die Jahre die Ihr kennt» folgt in der Werkausgabe jetzt die von dem Arno-Schmidt-Spezialisten Bernd Rauschenbach besorgte Ausgabe der gesammelten Gedichte. Sie präsentiert die Texte, darunter auch viele unbekannte, in ihrer chronologischen Reihenfolge. Rühmkorf hat sich nie als einen Ausgelernten betrachtet; der Dichter hat viele Schulen durchlaufen und vielen Meistern über die Schulter geblickt.
Am liebsten bewegt er sich in literarischen Hochspannungsfeldern, und aus der kritischen Zusammenführung von Antagonismen hat er stets seine eigenen Zündfunken gezogen. Wo man ihn einseitig auf die Benn-Schule festlegen möchte, stehen auf einmal solche erklärten Antipoden wie Brecht, Majakowskij und Whitman dagegen, und wenn man glaubt, ihm die Rolle des Parodisten zuweisen zu können, gehen ihm die schlichtesten Versstrophen volksliedhaft über die Lippen, sodass man jedes Herkommen darüber vergisst.
Dies im historischen Längsschnitt wie in der stratigraphischen Schichtung der Gedichte überzeugend aufgehellt zu haben, ist das besondere Verdienst des Herausgebers Rauschenbach, der in seinen kenntnisreichen Kommentaren Anspielungen auf den mythologischen Prometheus so ernst nimmt wie Herkunftsvermerke für einen «Prometheusgasbrenner».
Am liebsten bewegt er sich in literarischen Hochspannungsfeldern, und aus der kritischen Zusammenführung von Antagonismen hat er stets seine eigenen Zündfunken gezogen. Wo man ihn einseitig auf die Benn-Schule festlegen möchte, stehen auf einmal solche erklärten Antipoden wie Brecht, Majakowskij und Whitman dagegen, und wenn man glaubt, ihm die Rolle des Parodisten zuweisen zu können, gehen ihm die schlichtesten Versstrophen volksliedhaft über die Lippen, sodass man jedes Herkommen darüber vergisst.
Dies im historischen Längsschnitt wie in der stratigraphischen Schichtung der Gedichte überzeugend aufgehellt zu haben, ist das besondere Verdienst des Herausgebers Rauschenbach, der in seinen kenntnisreichen Kommentaren Anspielungen auf den mythologischen Prometheus so ernst nimmt wie Herkunftsvermerke für einen «Prometheusgasbrenner».
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2000Das bringt's
Ein Vers, eine Strophe, und jeder weiß Bescheid: "Aufgeblasen unter Geblendeten, bäh, / sich ein Heil zusammenstümpern, es preist / mich der Flor meiner Feinde - oh, niedere Eintracht! - / sagt, wer flötet mir heut die feinste Lüge ins Ohr?" Das ist natürlich der ewig aufgekratzte, aber nichtsdestoweniger kluge und handwerklich überaus geschickte Dichter Peter Rühmkorf. Nach dem berühmtesten seiner Werke, dem Erinnerungsbuch "Die Jahre die Ihr kennt" sind nun als zweiter - in der Zählung: als erster - Band der Werkausgabe die Gedichte erschienen, in historischer Folge geordnet und wunderbar sachlich und präzise kommentiert von Bernd Rauschenbach. Der Band enthält alle Gedichte dieses Autors, mit Ausnahme einiger Jugendwerke. In der historischen Zusammenschau wird nicht nur deutlich, wer und was alles im Kopf von Peter Rühmkorf Platz nehmen durfte, um einen Dichter aus ihm zu fügen - von Reinmar von Hagenau bis Gottfried Benn, von Bud Powell bis zum Prometheusgasbrenner. Es entfaltet sich, unter aller Heiterkeit und mit jedem weiteren dieser vielen hundert Gedichte auch der Ernst dieses Schriftstellers: "Ah, das bringt nichts" heißt der Schmerzenston, der diese große Anstrengung wider den Lauf der Welt von der ersten bis zur letzten Zeile begleitet. Ihm folgen wir ausgesprochen gerne. (Peter Rühmkorf: "Gedichte". Werke 1. Herausgegeben von Bernd Rauschenbach: Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000. 550 S., geb., 48,- DM).
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Ein Vers, eine Strophe, und jeder weiß Bescheid: "Aufgeblasen unter Geblendeten, bäh, / sich ein Heil zusammenstümpern, es preist / mich der Flor meiner Feinde - oh, niedere Eintracht! - / sagt, wer flötet mir heut die feinste Lüge ins Ohr?" Das ist natürlich der ewig aufgekratzte, aber nichtsdestoweniger kluge und handwerklich überaus geschickte Dichter Peter Rühmkorf. Nach dem berühmtesten seiner Werke, dem Erinnerungsbuch "Die Jahre die Ihr kennt" sind nun als zweiter - in der Zählung: als erster - Band der Werkausgabe die Gedichte erschienen, in historischer Folge geordnet und wunderbar sachlich und präzise kommentiert von Bernd Rauschenbach. Der Band enthält alle Gedichte dieses Autors, mit Ausnahme einiger Jugendwerke. In der historischen Zusammenschau wird nicht nur deutlich, wer und was alles im Kopf von Peter Rühmkorf Platz nehmen durfte, um einen Dichter aus ihm zu fügen - von Reinmar von Hagenau bis Gottfried Benn, von Bud Powell bis zum Prometheusgasbrenner. Es entfaltet sich, unter aller Heiterkeit und mit jedem weiteren dieser vielen hundert Gedichte auch der Ernst dieses Schriftstellers: "Ah, das bringt nichts" heißt der Schmerzenston, der diese große Anstrengung wider den Lauf der Welt von der ersten bis zur letzten Zeile begleitet. Ihm folgen wir ausgesprochen gerne. (Peter Rühmkorf: "Gedichte". Werke 1. Herausgegeben von Bernd Rauschenbach: Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000. 550 S., geb., 48,- DM).
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Das poetische Wunderhorn des Dialektikers Rühmkorf ist reich gefüllt: Poesie und Politik, Melancholie und Engagement, Verzauberung und Aufklärung. Der Tagesspiegel