- Über einige Davongekommene
- Einige bleiben
- Traum von der Erneuerung
- Der Herbst spielt
- Das Gedicht vom Mond
- Die Sonne scheint. Aus den Fenstern
- Fünfter Entwurf: Während der Mittagspause
- Von einem Freund
- Morgen kommt
- Umgeben von Häusern
- Der ungebetene Gast
- Wie ich ein Fisch wurde
- Wintertag
- Laika
- Der Schatten
- Ich bringe eine Botschaft
- Sprüche
- Film
- verkehrt eingespannt
- Notizen in Kreide
- Geschichte
- Meine Sprache
- Den Fischen das Fliegen
- Auf unzeitgemäß verfertigtem Papier
- Frist
- Auch ein Liebeslied
- Signum
- Begegnung
- Unsichtbar umfangen
- Schatten entziffern
- Regen
- Gedicht zum Gedicht
- Orpheus IV
- Bedauerlicher Hitler
- Berühmtes Subjekt
- Berliner Nachmittag
- Vorschlag
- Das täglich verschüttete Glück
- Vorortabend
- Denkmal
- Alexanderschlacht
- In Kansas City
- Im weiteren Fortgang
- Sinnsuche
- So soll es sein
- Wunder erleiden
- Medusa
- Meine Gedanken
- Keine Neuigkeit aus Troja
- Herbstgedicht
- Unterwegs nach Utopia I
- Neues vom Amt III
- Unterwegs nach Utopia IV
- Platzwechsel
- Standhaftigkeit
- Programm
- Theatrum mundi
- Zivilisatorisches Gespräch
- Abendgedicht
- Abtötungsverfahren
- Belagerungszustand
- Vom Dorotheenstädtischen Freidhof
- Leichter Nachmittag
- Das Fundament
- Idylle
- Verheißung
- Menetekel
- Berliner Straße im Nordosten
- Verlorene Söhne
- Leben
- Tiefseemuschel
- Hymnik
- Goethe, stark verbessert
- Absage
- Allgemeine Biographie
- Klage
- Kalenderspruch
- Luther und der Baum
- Reminiszenz
- Einige bleiben
- Traum von der Erneuerung
- Der Herbst spielt
- Das Gedicht vom Mond
- Die Sonne scheint. Aus den Fenstern
- Fünfter Entwurf: Während der Mittagspause
- Von einem Freund
- Morgen kommt
- Umgeben von Häusern
- Der ungebetene Gast
- Wie ich ein Fisch wurde
- Wintertag
- Laika
- Der Schatten
- Ich bringe eine Botschaft
- Sprüche
- Film
- verkehrt eingespannt
- Notizen in Kreide
- Geschichte
- Meine Sprache
- Den Fischen das Fliegen
- Auf unzeitgemäß verfertigtem Papier
- Frist
- Auch ein Liebeslied
- Signum
- Begegnung
- Unsichtbar umfangen
- Schatten entziffern
- Regen
- Gedicht zum Gedicht
- Orpheus IV
- Bedauerlicher Hitler
- Berühmtes Subjekt
- Berliner Nachmittag
- Vorschlag
- Das täglich verschüttete Glück
- Vorortabend
- Denkmal
- Alexanderschlacht
- In Kansas City
- Im weiteren Fortgang
- Sinnsuche
- So soll es sein
- Wunder erleiden
- Medusa
- Meine Gedanken
- Keine Neuigkeit aus Troja
- Herbstgedicht
- Unterwegs nach Utopia I
- Neues vom Amt III
- Unterwegs nach Utopia IV
- Platzwechsel
- Standhaftigkeit
- Programm
- Theatrum mundi
- Zivilisatorisches Gespräch
- Abendgedicht
- Abtötungsverfahren
- Belagerungszustand
- Vom Dorotheenstädtischen Freidhof
- Leichter Nachmittag
- Das Fundament
- Idylle
- Verheißung
- Menetekel
- Berliner Straße im Nordosten
- Verlorene Söhne
- Leben
- Tiefseemuschel
- Hymnik
- Goethe, stark verbessert
- Absage
- Allgemeine Biographie
- Klage
- Kalenderspruch
- Luther und der Baum
- Reminiszenz
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.1999Schmetterlinge für Minuten
Das deutsche Gedicht bei feinen Leuten: Eine Lyrikanthologie
Das zwanzigste Jahrhundert hat viele Dichter hervorgebracht, aber wenige Leser von Gedichten. Die moderne Lyrik brüskiert den Geschmack; wie also wäre ein Geschmacksurteil zu erziehen, das den sicheren Weg zum Glück der Lektüre fände? Zur Schönheit ohnehin darf der Weg nicht gehen. Mit einer verlegerischen Seltsamkeit versucht der Hanser Verlag diesem Mangel zu begegnen. In den Buchhandlungen an der Kasse bieten sich dem Käufer in einer Kassette bunte Bändchen an, von denen er das eine oder andere für einen geringen Preis erwerben kann. Die ansprechende Aufmachung mit einem Schmetterling auf dem frühlingsfarbenen Einband und die Ankündigung als "Fünf-Minuten-Gedichte" machen die Unzugänglichkeit, die die moderne Lyrik für die meisten Leser hat, vergessen. Auf jeweils knapp fünfzig Seiten werden die Klassiker der Weltliteratur des zwanzigsten Jahrhunderts vorgestellt. Mit dem Nordiren Seamus Heaney und dem Russen Joseph Brodsky sind die Nobelpreisträger von 1987 und 1995 in der Auswahl. Sie ist im Übrigen gewissermaßen eine Arche Noah, in der der Beste eines jeden Landes aufgenommen wurde, Borges aus Argentinien, Walcott von der Karibik, Dylan Thomas aus Wales, Gustafsson und Tranströmer aus Schweden.
Die Werbung um die moderne Poesie verbindet sich diesmal mit einer Werbung des Verlags für seine Autoren. In der Zeitschrift "Akzente" waren diese Lyriker zum größten Teil schon vorgestellt worden. Mit Recht feiert sich diesmal ein Verlag selbst, der sich seit Jahrzehnten für die moderne Lyrik einsetzt und eine so beachtliche Reihe erstrangiger Dichter vorzuweisen hat. Allerdings hätte es dem Verlag, dessen Programm mit so vielen guten Autoren ausgestattet ist, nicht geschadet, wenn er in den kurzen biografischen Angaben am Ende der Bändchen, statt ausschließlich die Ausgaben zu nennen, die bei ihm in deutscher Übersetzung erschienen sind, auch andere wichtige Werke eines Autors hätte erwähnen wollen.
Historisch reicht die Epoche der Dichter von William C. Williams, der 1883 in den Vereinigten Staaten geboren wurde, bis zu Raoul Schrott, dem jüngsten Vertreter der deutschen Poesie. Zwischen diesen beiden wäre auch das Spektrum der Stile auszumachen, das die einzelnen Bände dieser Reihe voneinander unterscheidet, so einheitlich sie auch auf den ersten Blick scheinen mögen durch die reimlose und assoziative Technik, die das unverzichtbare Grundmuster der modernen Poesie ist. Williams' Gedichte sind von provokativer Sparsamkeit. Sie gehören in die Epoche Adolf Loos', für den "Ornament ein Verbrechen" war. Allen Schmuck der traditionellen Dichtung hat Williams abgetan, um Situationen zu beschreiben, unscheinbare Dinge, kleine Stillleben, die so schlicht sind wie die Chardins.
Schrotts meist langzeilige Verse hingegen bemühen sich um möglichst exzentrische Einfälle, können sich vor seltenen Wörtern kaum retten und eilen von einem exotischen Land ins andere, um dort eine zwar alltägliche, aber nur von diesem Dichter je so empfundene Situation zu entdecken. Das "hotel irakleion, loutra edipsou" liefert ihm am 23. August 1993 etwa folgende Sequenz: "der blick lief wie ein gecko über die hotelfassade / und duckte sich unter der brüstung eines balkons / der hochgezogen wie der bogen einer aufgemalten braue / auf der stirnseite saß deren krähenfüße die pomade / des roten anstrichs nur schlecht verbarg." Die beiden deutschen Autoren gehören in der Tat nicht in die Weltklasse, in die sie hier geraten sind. Günter Kunerts Besinnlichkeiten, die sich in den Aufenthaltsräumen von Krankenhäusern auslegen ließen, haben nichts gemein mit der politischen Moral, die Heaneys "Des Ozeans Liebe zu Irland" prägt und sich dort in jeder Pflanze, dem Ginster, dem Wacholder, dem Schilf, dem Moos und Moor unausgesprochen ausspricht.
Die Beschränkung auf die Autoren des eigenen Verlages spielt bei der Auswahl der deutschen Beiträger der guten Absicht einen Streich. Wahrlich gäbe es im zwanzigsten Jahrhundert bessere Lyriker, Brecht, Celan, Brinkmann, als die beiden, die hier die Ehre haben, das deutsche zwanzigste Jahrhundert zu repräsentieren. Um der großen Lyrik im Ernst einen Dienst zu erweisen, hätte man überhaupt auf diese patriotische Geste verzichten dürfen.
Die Verlockung, die die Schmetterlings-Büchlein sein werden, versteckt sich hinter einem pädagogischen Vorhang vor jedem einzelnen Band. Ein poetologischer Begriff soll auf ein stilistisches Charakteristikum des vorgestellten Dichters aufmerksam machen: die Kenning bei Dylan Thomas, die Hypotypose bei Heaney, die Prosopopöie bei Borges, die Aposiopese, die Allegorie, das Enjambement. Der Gedanke scheint Enzensbergers "Wasserzeichen der Poesie" abgeschaut zu sein, wo jeweils ein Gedicht einem rhetorischen Begriff zugeordnet ist, womit Enzensberger beweisen will, dass Dichten ein Handwerk und nicht ein Gefühlsausdruck sei. In der Sammlung des Hanser Verlages allerdings sind einige Termini auf eine für den mit der Rhetorik unvertrauten Leser ziemlich unverständliche Weise definiert, wie etwa der Begriff Prosopopöie, der ohnehin nur in der Literaturwissenschaft gerade Konjunktur hat und mit dem ein gebildeter Leser nicht unbedingt bekannt sein muss. Sie also sei "ein Stilmittel, um abwesende Personen sprechend oder handelnd in Szene zu setzen, als erweiterte Form einer plötzlich zum Leser gewandten Anrede. Sie ist eine Art doppelter Aktualisation, die dazu zwingt, sich das, was nur mittelbar erzählt werden kann, als unmittelbar gegenwärtig vorzustellen." Die Prosopopöie ist aber keine Leseranrede, wie hier behauptet wird, sie verleiht vielmehr Begriffen, der Liebe, der Natur, dem Frühling etwa, ein "Gesicht" - so die etymologische Herkunft des Begriffes - oder personifiziert Naturdinge wie Flüsse oder Winde.
Die Festlegung aller Gedichte eines Bandes auf ein einziges Stilmittel engt zudem die Aufmerksamkeit allzu sehr ein. Enzensberger konnte für einen Terminus leicht ein einziges charakteristisches Beispiel finden; bei ihm musste außerdem der Leser den Charakter des Stilmittels durch den Umgang mit dem Gedicht selbst erst erarbeiten. Eine vorweg gegebene Definition blockiert hingegen eher die Aufnahmebereitschaft des Lesers. - Das Vergnügen, auch das ästhetische, lässt sich steigern durch Belehrung. Erst aber muss es geweckt sein - und das geschieht in den "Fünf-Minuten-Gedichten" auch ohne Wenn und Aber.
HANNELORE SCHLAFFER
William C. Williams, Jorge Luis Borges, Dylan Thomas, Günter Kunert, Derek Walcott, Tomas Tranströmer, Lars Gustafsson, Seamus Heaney, Joseph Brodsky, Raoul Schrott: "Gedichte". Ausgewählt von Raoul Schrott, Siegfried Völlger und Michael Krüger. Hanser Verlag, München und Wien 1999. Jeweils 48 S., br., je 6,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das deutsche Gedicht bei feinen Leuten: Eine Lyrikanthologie
Das zwanzigste Jahrhundert hat viele Dichter hervorgebracht, aber wenige Leser von Gedichten. Die moderne Lyrik brüskiert den Geschmack; wie also wäre ein Geschmacksurteil zu erziehen, das den sicheren Weg zum Glück der Lektüre fände? Zur Schönheit ohnehin darf der Weg nicht gehen. Mit einer verlegerischen Seltsamkeit versucht der Hanser Verlag diesem Mangel zu begegnen. In den Buchhandlungen an der Kasse bieten sich dem Käufer in einer Kassette bunte Bändchen an, von denen er das eine oder andere für einen geringen Preis erwerben kann. Die ansprechende Aufmachung mit einem Schmetterling auf dem frühlingsfarbenen Einband und die Ankündigung als "Fünf-Minuten-Gedichte" machen die Unzugänglichkeit, die die moderne Lyrik für die meisten Leser hat, vergessen. Auf jeweils knapp fünfzig Seiten werden die Klassiker der Weltliteratur des zwanzigsten Jahrhunderts vorgestellt. Mit dem Nordiren Seamus Heaney und dem Russen Joseph Brodsky sind die Nobelpreisträger von 1987 und 1995 in der Auswahl. Sie ist im Übrigen gewissermaßen eine Arche Noah, in der der Beste eines jeden Landes aufgenommen wurde, Borges aus Argentinien, Walcott von der Karibik, Dylan Thomas aus Wales, Gustafsson und Tranströmer aus Schweden.
Die Werbung um die moderne Poesie verbindet sich diesmal mit einer Werbung des Verlags für seine Autoren. In der Zeitschrift "Akzente" waren diese Lyriker zum größten Teil schon vorgestellt worden. Mit Recht feiert sich diesmal ein Verlag selbst, der sich seit Jahrzehnten für die moderne Lyrik einsetzt und eine so beachtliche Reihe erstrangiger Dichter vorzuweisen hat. Allerdings hätte es dem Verlag, dessen Programm mit so vielen guten Autoren ausgestattet ist, nicht geschadet, wenn er in den kurzen biografischen Angaben am Ende der Bändchen, statt ausschließlich die Ausgaben zu nennen, die bei ihm in deutscher Übersetzung erschienen sind, auch andere wichtige Werke eines Autors hätte erwähnen wollen.
Historisch reicht die Epoche der Dichter von William C. Williams, der 1883 in den Vereinigten Staaten geboren wurde, bis zu Raoul Schrott, dem jüngsten Vertreter der deutschen Poesie. Zwischen diesen beiden wäre auch das Spektrum der Stile auszumachen, das die einzelnen Bände dieser Reihe voneinander unterscheidet, so einheitlich sie auch auf den ersten Blick scheinen mögen durch die reimlose und assoziative Technik, die das unverzichtbare Grundmuster der modernen Poesie ist. Williams' Gedichte sind von provokativer Sparsamkeit. Sie gehören in die Epoche Adolf Loos', für den "Ornament ein Verbrechen" war. Allen Schmuck der traditionellen Dichtung hat Williams abgetan, um Situationen zu beschreiben, unscheinbare Dinge, kleine Stillleben, die so schlicht sind wie die Chardins.
Schrotts meist langzeilige Verse hingegen bemühen sich um möglichst exzentrische Einfälle, können sich vor seltenen Wörtern kaum retten und eilen von einem exotischen Land ins andere, um dort eine zwar alltägliche, aber nur von diesem Dichter je so empfundene Situation zu entdecken. Das "hotel irakleion, loutra edipsou" liefert ihm am 23. August 1993 etwa folgende Sequenz: "der blick lief wie ein gecko über die hotelfassade / und duckte sich unter der brüstung eines balkons / der hochgezogen wie der bogen einer aufgemalten braue / auf der stirnseite saß deren krähenfüße die pomade / des roten anstrichs nur schlecht verbarg." Die beiden deutschen Autoren gehören in der Tat nicht in die Weltklasse, in die sie hier geraten sind. Günter Kunerts Besinnlichkeiten, die sich in den Aufenthaltsräumen von Krankenhäusern auslegen ließen, haben nichts gemein mit der politischen Moral, die Heaneys "Des Ozeans Liebe zu Irland" prägt und sich dort in jeder Pflanze, dem Ginster, dem Wacholder, dem Schilf, dem Moos und Moor unausgesprochen ausspricht.
Die Beschränkung auf die Autoren des eigenen Verlages spielt bei der Auswahl der deutschen Beiträger der guten Absicht einen Streich. Wahrlich gäbe es im zwanzigsten Jahrhundert bessere Lyriker, Brecht, Celan, Brinkmann, als die beiden, die hier die Ehre haben, das deutsche zwanzigste Jahrhundert zu repräsentieren. Um der großen Lyrik im Ernst einen Dienst zu erweisen, hätte man überhaupt auf diese patriotische Geste verzichten dürfen.
Die Verlockung, die die Schmetterlings-Büchlein sein werden, versteckt sich hinter einem pädagogischen Vorhang vor jedem einzelnen Band. Ein poetologischer Begriff soll auf ein stilistisches Charakteristikum des vorgestellten Dichters aufmerksam machen: die Kenning bei Dylan Thomas, die Hypotypose bei Heaney, die Prosopopöie bei Borges, die Aposiopese, die Allegorie, das Enjambement. Der Gedanke scheint Enzensbergers "Wasserzeichen der Poesie" abgeschaut zu sein, wo jeweils ein Gedicht einem rhetorischen Begriff zugeordnet ist, womit Enzensberger beweisen will, dass Dichten ein Handwerk und nicht ein Gefühlsausdruck sei. In der Sammlung des Hanser Verlages allerdings sind einige Termini auf eine für den mit der Rhetorik unvertrauten Leser ziemlich unverständliche Weise definiert, wie etwa der Begriff Prosopopöie, der ohnehin nur in der Literaturwissenschaft gerade Konjunktur hat und mit dem ein gebildeter Leser nicht unbedingt bekannt sein muss. Sie also sei "ein Stilmittel, um abwesende Personen sprechend oder handelnd in Szene zu setzen, als erweiterte Form einer plötzlich zum Leser gewandten Anrede. Sie ist eine Art doppelter Aktualisation, die dazu zwingt, sich das, was nur mittelbar erzählt werden kann, als unmittelbar gegenwärtig vorzustellen." Die Prosopopöie ist aber keine Leseranrede, wie hier behauptet wird, sie verleiht vielmehr Begriffen, der Liebe, der Natur, dem Frühling etwa, ein "Gesicht" - so die etymologische Herkunft des Begriffes - oder personifiziert Naturdinge wie Flüsse oder Winde.
Die Festlegung aller Gedichte eines Bandes auf ein einziges Stilmittel engt zudem die Aufmerksamkeit allzu sehr ein. Enzensberger konnte für einen Terminus leicht ein einziges charakteristisches Beispiel finden; bei ihm musste außerdem der Leser den Charakter des Stilmittels durch den Umgang mit dem Gedicht selbst erst erarbeiten. Eine vorweg gegebene Definition blockiert hingegen eher die Aufnahmebereitschaft des Lesers. - Das Vergnügen, auch das ästhetische, lässt sich steigern durch Belehrung. Erst aber muss es geweckt sein - und das geschieht in den "Fünf-Minuten-Gedichten" auch ohne Wenn und Aber.
HANNELORE SCHLAFFER
William C. Williams, Jorge Luis Borges, Dylan Thomas, Günter Kunert, Derek Walcott, Tomas Tranströmer, Lars Gustafsson, Seamus Heaney, Joseph Brodsky, Raoul Schrott: "Gedichte". Ausgewählt von Raoul Schrott, Siegfried Völlger und Michael Krüger. Hanser Verlag, München und Wien 1999. Jeweils 48 S., br., je 6,- DM.
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