Weckherlin war echt europäischer Dichter, mehrsprachig und für seinen schwäbischen Regenten zunächst in Frankreich, dann in England im Dienst, wo er dann auch heiratete und den 30jährigen Krieg von außen auf Seiten der Lutheraner kommentierte.
Der frühe Poet - und stellenweise auch der spätere -
schmeißt sich mit einer Lust an seinen schwäbischen Herrscher und an andere Fürsten und deren…mehrWeckherlin war echt europäischer Dichter, mehrsprachig und für seinen schwäbischen Regenten zunächst in Frankreich, dann in England im Dienst, wo er dann auch heiratete und den 30jährigen Krieg von außen auf Seiten der Lutheraner kommentierte.
Der frühe Poet - und stellenweise auch der spätere - schmeißt sich mit einer Lust an seinen schwäbischen Herrscher und an andere Fürsten und deren Gattinnen ran, dass es eine Art hat.
Man lese beispielsweise das gefühlt ewig dauernde "Gemälde unvollkommenlich begreifend die unbegreifliche Vollkommenheit" der Amalia Elisabeth, Landgräfin zu Hessen. Das ist zwar von geringem poetischen Wert, aber allein durch die schiere Länge und Penetranz überwältigend.
Dennoch haben diese Verse auch die Leichtigkeit der Poesie, so dass sie nicht mal alle sauer aufstoßen. Wie bei Opitz spielt bei Weckherlin die Form eine entscheidende Rolle. Viele Gedichte sind endlos lang und mehr von formalen Aspekten als vom Inhalt getragen - als wäre der Dichter nach Zeilen bezahlt worden. Mit zunehmendem Verlauf dieser Epen gerät denn auch gelegentlich das Versmaß außer Kontrolle. Dennoch ist die Beherrschung der Form bei den Barockdichtern des 17. Jahrhunderts generell bewundernswert.
Bekannt wurde Weckherlin durch sein ellenlanges Preisgedicht auf den Schwedenkönig Gustav Adolf anlässlich dessen Todes 1633 (erstaunlicherweise findet sich auch eine Art Eloge auf Kardinal Richelieu, also quasi die Konkurrenz, im Werk), weniger bekannt sind seine beeindruckenden Ausflüge in die Erotik anlässlich eines Hochzeitsgedichts und seine die Trunkenheit schildernden Ergüsse.
Weckherlin ist vielleicht der distinguierteste unter den deutschen Dichtern des 30jährigen Krieges, er verfügt über eine gewisse englische Vornehmheit.
Nichtsdestotrotz gestaltet sich die Lektüre des gesamten Werkes recht zäh, was an den überlangen Oden und Gedichten liegt, die allzu häufig viele Worte um wenig Inhalt machen und eher der Form gehorchen. Für heutige Leser ist Weckherlins Werk insgesamt keine leichte Lektüre. Das soll aber nicht heißen, dass sich ein Blick in das Werk nicht lohnen kann.
Die "Konkurrenten" der Zeit wie Plavius, Fleming, Dach oder Gerhardt würde ich aber im Allgemeinen vorziehen.