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3 Kundenbewertungen

Hajime ist nach Jahren der Ziellosigkeit erfolgreicher Jazz-Bar-Besitzer und Vater. Wie eine Halluzination taucht nach 25 Jahren Shimamoto, eine Freundin aus der Kinderzeit, bei ihm auf. Hajime ist fasziniert von dieser unfassbaren und geheimnisumwobenen Frau, die in ihm längst verloren geglaubte Saiten anrührt. Er ist sogar bereit, sein bisheriges Leben aufzugeben... Ein Roman voller magischer Kraft, der auf fesselnde Weise vom Einbruch dämonischer Leidenschaft ins Leben erzählt. Hajime lebt so wie Millionen Japaner: in geordneten Verhältnissen, geschäftlich erfolgreich. Er betreibt einen…mehr

Produktbeschreibung
Hajime ist nach Jahren der Ziellosigkeit erfolgreicher Jazz-Bar-Besitzer und Vater. Wie eine Halluzination taucht nach 25 Jahren Shimamoto, eine Freundin aus der Kinderzeit, bei ihm auf. Hajime ist fasziniert von dieser unfassbaren und geheimnisumwobenen Frau, die in ihm längst verloren geglaubte Saiten anrührt. Er ist sogar bereit, sein bisheriges Leben aufzugeben...
Ein Roman voller magischer Kraft, der auf fesselnde Weise vom Einbruch dämonischer Leidenschaft ins Leben erzählt.
Hajime lebt so wie Millionen Japaner: in geordneten Verhältnissen, geschäftlich erfolgreich. Er betreibt einen Jazzclub in einem schicken Viertel von Tokio, ist verheirat und hat zwei Töchter. Da tritt eines Abends Shimamoto an die Bar, seine Jugendliebe, mit der er einst ganz in die Welt der Musik versunken ist. Wie eine Halluzination erscheint sie immer ganz geheimnisumwoben an regnerischen Abenden und rührt mit ihrem bezaubernden Lächeln verloren geglaubte Saiten in Hajime an. Langsam zieht sie ihn aus seiner so perfekt erscheinenden Welt, bis er schließlich bereit ist, alles für sie zu opfern.
Autorenporträt
Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.
Rezensionen
Skandalbuch
Vielen ist es noch in Erinnerung: Gefährliche Geliebte, das in Deutschland bekannteste und erfolgreichste Buch des Japaners Haruki Murakami. Es bot den Anlass für einen Skandal im Literarischen Quartett. Ein Skandal mit Folgen: Die Meinungsverschiedenheiten um die darin dargestellte Erotik führten schließlich zum Bruch zwischen Sigrid Löffler und Marcel Reich-Ranicki. Zwei Jahre danach bietet die Erscheinung des Taschenbuchs einen Anlass zu einem neuen Blick auf das Buch. Und siehe da: Erotik? Heute, nach Büchern wie Das sexuelle Leben der Catherine M. von Catherine Millet, könnte das Buch in dieser Hinsicht keinen mehr erregen. Was bleibt, ist eine spannende Liebesgeschichte mit Tiefgang.
Hajime, der zu spät die Gefährlichkeit seiner Geliebten bemerken sollte, gehört der Oberschicht an. Er sieht gut aus, trägt italienische Designeranzüge, ist cool und lebt natürlich in einem schicken Viertel von Tokio. Dieses Leben hat er sich mit der Hilfe seines Schwiegervaters erarbeitet. Seine Leidenschaft, Jazzmusik, hat er dabei zum Beruf gemacht und führt einen erfolgreichen Jazzclub. Erst Ende Dreißig hat er eigentlich keine Ziele mehr. Um das Maß voll zu machen, ist er auch noch glücklich verheiratet und hat zwei Kinder, die er liebt.
Verführerin aus einer anderen Welt
Eines abends aber tritt Shimamoto an den Tresen seiner Bar. Hajime erkennt in ihr seine Jugendliebe, mit der er einst die Leidenschaft zur Musik teilte. Mystisch und wie eine Erscheinung weckt sie, die er verloren glaubte, alle früheren Gefühle und Sehnsüchte wieder. Ihr fast penetrant geheimnisvolle Aura reißt ihn mit sich, sie zieht ihn wie eine böse Fee in ihre Welt, von der er erst nach und nach die Wahrheit mehr erahnt als erfährt. Schließlich ist er bereit, alles für sie zu opfern.
Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, und der Leser folgt ihm atemlos, denn die Spannung wird immer dichter und Shimamoto immer noch geheimnisvoller.
Bei alle dem ist das Buch eigentlich kein japanisches Buch. Murakami lebte lange Zeit in den USA und ist durch seine Übersetzungsarbeit an der klassischen westlichen Kriminalliteratur geschult. So ist Gefährliche Geliebte leicht und ohne kulturelle Verständigungsschwierigkeiten zu lesen. Damit gehört er zu den wenigen japanischen Autoren, denen das möglich ist. Daß er auch anders kann, beweist er allerdings mit Büchern wie Wilde Schafsjagd. Ein Buch, das jedem empfohlen sei, dem Gefährliche Geliebte zu glatt war und vielleicht sogar gelangweilt hat. (Andreas Rötzer)

"Alles ist möglich bei Haruki Murakami. Seine Bücher sind eine gelungene Mischung aus Zen und Coca-Cola` hat einmal ein Rezensent geschrieben. Hier sind es Jazz und Cocktails, die das westliche Flair bringen. Und wenn man bei Zen an die Kunst des Bogenschießens denkt, dann geht Murakami noch einen Schritt darüber hinaus. Seine Kunst besteht nicht nur darin, ins Schwarze zu treffen, sondern den Pfeil so abzuschießen, dass er in der Luft bleibt." (Die Welt)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2000

Zwei mögen es lieber normal
Haruki Murakamis Roman "Gefährliche Geliebte" · Von Thomas Poiss

Die Geschichte ist rasch erzählt. Der Sohn einer "typischen Hausfrau" und eines Investment-Angestellten wird am 4. Januar 1950 geboren und symbolisch Hajime - das heißt "Beginn" - genannt. Er geht zur Schule, wird erst ein "typischer Teenager" und dann - 1969, nach erfolgter erotischer Initiation - Literaturstudent. Nach dem Abschluß verdöst er ein paar Jahre als Schulbuchlektor, bis ihm sein Schwiegervater, ein typischer Bauunternehmer, einen Jazzklub finanziert. Das Geschäft läuft prächtig, man fährt einen BMW, und zum Chauffieren der beiden Töchter bekommt die Frau einen roten Jeep. Hajime hält seinen Körper beim Schwimmen in Form, trägt beruflich "Anzug von Luciano Soprani, Hemd und Krawatte von Armani, Schuhe von Rosetti" und plaudert mit Mercedesfahrerinnen, die wie er vor dem Kindergarten warten. Und doch empfindet er das typische Leben eines japanischen Barbesitzers der zweiten Jahrhunderthälfte als leer.

Im siebenunddreißigsten Jahr betritt plötzlich das Schicksal in Frauengestalt die Jazz-Bar, das Klaviertrio spielt "Star-Crossed Lovers" von Duke Ellington, und es kommt, wie es kommen muß. Die "Lady of the Night" ist Shimamoto, eine Klassenkameradin des zwölfjährigen Hajime, die Noch-nicht-Geliebte, an die er sein ganzes Leben lang gedacht hat. Wie sie an ihn. Gemeinsam hatten sie auf dem Sofa Liszts Klavierkonzerte gehört und Jazz wie Nat King Coles "South of the Border". Es kommt zu unregelmäßigen Treffen in der Bar und zu einem Winterausflug, ehe die beiden nach sechsundzwanzig Jahren des Wartens die erste und einzige Nacht miteinander verbringen - nicht nur Nat King Cole hörend. Am Morgen danach ist Shimamoto verschwunden, und nach längerer Ehekrise legt die verständige Gattin die Hand auf die Schulter Hajimes, der in Gedanken an Shimamoto auf das Meer hinausblickt.

Aber fürs erste gibt es nichts zu verstehen, denn diese Handlung reicht gerade für einen sentimentalen Film. Zwar ist der Text in Motiven und situativen Spiegelungen dicht konstruiert, doch keine sprachliche Qualität hebt ihn über das Niveau eines Drehbuches hinaus. Das ist um so verwunderlicher, als man bislang den japanischen Bestsellerautor Murakami für einen gebildeten und ironischen Schriftsteller halten konnte. Seine direkt aus dem Japanischen übersetzten Erzählungen "Der Elefant verschwindet" (1995) deuteten dies zumindest an. "Gefährliche Geliebte" wurde indes aus dem Englischen übersetzt, wo das Buch wie im Japanischen "South of the Border, West of the Sun" heißt. Und zunächst schöpft man Verdacht, daß irgendwo zwischen den drei Sprachen fundamentale sprachliche Pannen passiert sein müssen. So etwa beim folgenden Dialog zweier japanischer Schüler um 1966: "Kein Problem, Mann, meinte er cool . . . Stark, jubelte ich." Es geht dabei um den Kauf von Kondomen im Hinblick auf eine Beziehung, die aber dann bloß in einer Streichel-Szene mit folgendem Satz kulminiert: "So nackt hatten wir nichts voreinander zu verbergen." Schwierig zu entscheiden, ob das unbeholfene Figurenrede sein soll, ob ein Black-out des Autors oder der Übersetzer vorliegt. Ähnlich unklar ist die Perspektive in folgender Platitüde: "Ein einfacher Szenenwechsel kann zu einschneidenden Veränderungen im Fluß der Zeit und der Empfindungen führen." Wie wahr, doch spricht hier der achtzehn- oder der siebenunddreißigjährige Protagonist - oder ist das gar Autorenkommentar? Oder klingt es nur auf deutsch so hausbacken?

Auch viele Vergleiche des Buches sind von provozierender Banalität. Die Erinnerung an Shimamoto wird eben so umschrieben: "Lange Zeit nahm sie einen besonderen Platz in meinem Herzen ein. Ich hielt diesen besonderen Platz nur für sie frei, wie einen ruhigen Ecktisch in einem Restaurant, mit einem Reserviert-Schildchen darauf." Auch wenn dies den Gedanken eines Barbesitzers darstellen sollte, aber welche Frau erinnert sich an einen Ecktisch? Ähnliche Unbeholfenheit trübt das Staunen in der Szene der Wiederbegegnung nach fünfundzwanzig Jahren: "Sprachlos saß ich da und starrte sie an, als sei sie ein Wunderwerk der modernen Technik, von dessen Existenz ich bislang nur gerüchteweise gehört hatte." Die Wunderfrau wird vom Erzähler bloß in die Aura einer technischen Neuheit gehüllt.

Spätestens an dieser Stelle wird klar, daß man gerade im Blick auf die sprachlichen Unebenheiten den Roman doch aus ironischer Distanz als Darstellung von Hajimes falschem Bewußtsein lesen sollte. Der bekennende E.T.A. Hoffmann-Leser Murakami hat in Shimamoto eine ferne Schwester der Automatenfrau Olimpia geschaffen, kenntlich an ihrem Gang und an den zahllosen Versuchen Hajimes, in ihren Augen etwas zu erkennen. Der gebildete Barbesitzer, der lieber "Romane aus dem neunzehnten Jahrhundert" als neue liest, scheitert erschreckend: "Und ich sah ihr in die Augen. Ich sah mein Gesicht darin gespiegelt. Tief in ihren Augen, in ihren stets bodenlosen Tiefen, gab es eine Quelle. Und, gerade noch zu erahnen, ein schwaches Licht. Das Licht des Lebens, dachte ich." Nur wenn man darin ein ironisches Reflexionsgeschehen sieht, wird dieser Kitsch erträglich wie auch die Kette erotischer Szenen, die dieses Buch zur éducation sexuelle Hajimes machen. Er hatte seine erste, zimperliche Freundin zwar dazu gebracht, sich auszuziehen, sie dann aber fürs Leben verletzt, indem er sie mit der tatkräftigeren Cousine betrog: "Vögeln war das einzige, was wir taten." Die Liebesnacht mit Shimamoto bietet die Umkehr der Ausgangssituation: Shimamoto fordert den Mann auf, sich auszuziehen, um ihn betrachten zu können, was ihm die unsägliche Frage entfahren läßt: "Warum?" Ohne ironische Distanz wären die anschließenden, etwas komplizierten und unanschaulichen Praktiken Shimamotos nicht zu verstehen, da sie zudem, wie sich gleich herausstellt, völlig überflüssig sind. Als sie nämlich ihrerseits Hajime das Wünschen freistellt, klärt sich alles: "Ich mag's einfach ganz normal. Hast du was dagegen? - Gar nicht, sagte sie. Ich mag das auch." Wozu der ganze Aufwand, wenn es beide gern "einfach ganz normal" haben?

Vermutlich hat Murakami - wenn er nicht ganz einfach ein schlechtes Buch schrieb - über der leeren Tiefe von Shimamotos Augen eine glatte Oberfläche konstruiert, auf der sich die typischen Spießer-Projektionen der zweiten Jahrhunderthälfte spiegeln können. Den Hinweis, daß man das Buch so distanziert lesen sollte, hat Murakami gut sichtbar versteckt. Zu Hajimes allerersten Versuchen in der Liebe gesellt der Erzähler einen Beobachter, der die angemessene Haltung vorgibt: "Auf dem Sessel uns gegenüber saß eine Katze. Sie öffnete die Augen, sah in unsere Richtung, streckte sich und schlief wieder ein." Wahre Erotiker sind diskret. Und vergessen Bücher wie dieses.

Haruki Murakami: "Gefährliche Geliebte". Roman. Aus dem Englischen von Giovanni Bandini und Ditte Bandini. DuMont Buchverlag, Köln 2000. 230 S., geb., 39,80 DM.

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"Die verführerische Leichtigkeit von Murakamis Texten ist allerdings trügerisch. Unter der Oberfläche tun sich Abgründe auf, in die man nicht gefahrlos blickt." Berliner Zeitung