Ein durch und durch undurchschaubarer Mordfall
Liv Lammers ermittelt wieder. Und diesmal ist nicht nur der Fall komplex und auf den ersten Blick ziemlich verworren, auch mischt Livs Tochter- ohne es zu wollen - kräftig mit.
Die Gestalt im Schleppnetz – ein Mensch? Das Anfangsszenario
lässt Bilder im Kopf entstehen, die während des Weiterlesens immer mal wieder hervorblitzen, die aber…mehrEin durch und durch undurchschaubarer Mordfall
Liv Lammers ermittelt wieder. Und diesmal ist nicht nur der Fall komplex und auf den ersten Blick ziemlich verworren, auch mischt Livs Tochter- ohne es zu wollen - kräftig mit.
Die Gestalt im Schleppnetz – ein Mensch? Das Anfangsszenario lässt Bilder im Kopf entstehen, die während des Weiterlesens immer mal wieder hervorblitzen, die aber bis zum Schluss nicht zu deuten sind. Mit der männlichen Leiche, die später dann an Land gespült und mit 23 Messerstichen aufgefunden wird, scheint diese Gestalt nichts zu tun zu haben. Bald wird klar, dass es sich bei dem Toten um Timur Roters handelt. Er leitet eine Jugendwohngruppe, zum Team gehören seine Frau Merret und Bernd Beversen, der im Gegensatz zu dem Ehepaar Roters nicht auf dem Hof mit den Jugendlichen wohnt. Die Jungen und Mädchen gelten als schwer erziehbar, sie kommen aus schwierigen Verhältnissen. Vivien, Raffa, Nico, Idris, Alicia und auch Elaine, Timur und Merrets Tochter, leben hier. Nicht jeder kann seine Emotionen unterdrücken, so mancher rastet ziemlich schnell aus. Andere sind sehr empfindsam, ihre Gefühle fahren Achterbahn. Drogen, Tablettensucht, Alkohol, Brandstiftung und noch so einiges mehr sind ihnen nicht unbekannt.
Liv hätte sich auf ein paar Tage mit Sanna, ihrer Tochter, gefreut. Nun aber hat sie Timurs Tod zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Bork, der die Ermittlung leitet, aufzuklären. Andreas ist ziemlich daneben, schon die Anfahrt gleicht einer Höllenfahrt. Er lässt den Macho raushängen, er ist so gar nicht teamfähig. Und Sanna arbeitet für We – Jugendliche helfen Jugendlichen, sie ist hier voll engagiert und mit einem der Mädchen befreundet. Liv weiß davon nichts, denn dieser Kontakt kann für sie und die Ermittlungen ernsthafte Folgen haben.
Verdächtige gibt es so einige, allen voran ist es einer, der mit Merret wohl mehr als befreundet ist, auch ist ein Nachbar nicht gut auf die Jugendgruppe zu sprechen. Auch unter den Jugendlichen macht sich so mancher verdächtig, direkt zu fassen ist jedoch keiner.
Sabine Weiss kenne und schätze ich sowohl als Krimiautorin als auch als Verfasserin vieler historischer Romane. Ihr Name bürgt für stets gut recherchierte, zudem sehr unterhaltsame Bücher. Und natürlich hat es mir Liv Lammers angetan, denn um sie geht es hier. „Gefährlicher Sog“ ist der mittlerweile achte, in sich abgeschlossene Fall, in dem sie auf Sylt ermittelt. Kaum angefangen, bin ich mittendrin am Raten, die Spannung ist sofort da. Die Charaktere sind gut beschrieben, sie sind nahbar, andere kaum zu greifen. „Er durfte nicht zulassen, dass seine Verfehlungen ans Licht kommen.“ Die kurzen Einflechtungen dazwischen lassen viel Raum zum spekulieren, sie sind so mysteriös wie unerklärlich.
„Gefährlicher Sog“ hat alles, war ein Krimi braucht. Ein undurchsichtiger Todesfall, in dem es daneben um Kinder- und Jugendgewalt und der damit einhergehenden Strafmündigkeit geht. Schon überzeichnet, aber dennoch fesselnd, dramatisch und auch gefährlich. Das Cover zeigt eine Düsternis, eine stürmische See, die auf diesen Sylt-Krimi bestens einstimmt.