'Wir haben also im Folgenden lediglich eine Thematik. Wenn sich das Phänomen, anstatt sich konstituieren zu lassen (Husserl), als das definiert, was sich in und aus sich selbst zeigt (Heidegger), dann kann sich dieses Selbst nur insoweit bezeugen, als es sich zuerst gibt. Fehlt es an der Möglichkeit, dorthin zurückzusteigen, wodurch sich das Phänomen gibt, dann lässt sich nicht mehr begreiflich machen, dass es sich zeigen kann. (...) Einzig eine Phänomenologie der Gegebenheit kann zu den Sachen selbst zurückkommen, weil sie diese, um dorthin zurückzukommen, zuerst sehen muss, weil sie diese folglich kommen sehen und ihren Eintreff ertragen muss.''Gegeben sei' kann als das zentrale Werk der Philosophie Jean-Luc Marions gelten. Erstmals seit seinem Erscheinen 1997 liegt es jetzt auf Deutsch vor. Der Karl-Jaspers-Preisträger (2008) plädiert darin für eine radikale Erneuerung der v. a. von Edmund Husserl und Martin Heidegger geprägten Phänomenologie. Dabei bildet der Begriff 'Gegebenheit' ('donation') den Leitfaden. Zunächst wird in dieser Studie dargelegt, dass Phänomene auf ihren originären Status als Gegebene zurückzuführen sind. Anschließend unternimmt der französische Denker den Versuch, Gabe im Ausgang von reiner Gegebenheit neu zu definieren und aus ihrem ökonomischen Deutungsrahmen herauszulösen. So ist das Feld bereitet, um die Charakterzüge von dezidiert gegebenen Phänomenen festzulegen und die Stufengrade ihrer Gegebenheit auszumessen, was eine philosophische Theorie von Offenbarung impliziert. In einem letzten Schritt argumentiert der Autor dafür, dass sich Subjektivität von dieser Warte aus als 'hingegebene' verstehen muss.