Zweifellos gehört die eigene Sterblichkeit mit zu den Gewissheiten, die den Menschen existentielle Angst einflösst. Häufig hat er daraus in der Geschichte den Schluss gezogen, dass mit dem eigenem Sterben nicht das Ende des Lebens, sondern der Anfang eines neuen Lebens gekommen sei. Diese Vorstellung eines Jenseitslebens ist heute in Europa und Nordamerika, in China und Südkorea, in Australien und anderen Ländern auf dem Rückzug. Es stellt sich daher die Frage, ob der Annihilationismus eine neue Erscheinung ist, die mit Wohlstandsgesellschaften im Zusammenhang steht, oder nicht doch auch ältere Wurzeln hat. Die vorliegende Reihe geht dieser Frage nach, indem sie Positionen antiker Philosophien aus Europa, Indien und China vorstellt, die die einfache "Lösung", d.h. die Leugnung der Endlichkeit des Lebens, kritisiert oder ganz negiert. In diesem zweiten Band wollen wir uns zunächst mit der indischen Philosophie beschäftigen. Neben der materialistischen Theorie der Lokayata-/Carvaka-Strömung des Alten Indien ist der Buddhismus, wie ihn der "Erleuchtete" gelehrt hat, von spezieller Bedeutung. Denn innerhalb seiner philosophischen Gedanken geraten deren Grundaussagen mit der Reinkarnationsdoktrin in Konflikt, wie auch das Ziel seines Bemühens um Wahrheit, das Parinibbana, eine wirklich klare Aussage zum Jenseitsleben missen lässt. Danach wenden wir uns der chinesischen Philosophie zu. Neben der Lehre des Konfuzius und seiner Nachfolger Mengzi und Xunzi und der Daoisten Laozi, Zhuang Zhou und der Verfassern des Liezi sollen hier einige Hedonisten, Skeptiker und Kritiker antibuddhistischer Kontroversen zu Wort kommen. Trotz unterschiedlicher Bewertung der Gesellschaft war für sie die Diesseitsorientierung und mit ihr der Annihilationismus ein Kern ihrer Gedankengebäude.
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