In seinem internationalen Bestseller "Against All Enemies" hat Richard A. Clarke über die Fehler der amerikanischen Antiterrorpolitik und ihre Folgen berichtet. Jetzt liegt der Katalog von Sofortmaßnahmen vor, die nötig sind, um den Frieden wiederherzustellen.
Trotz des Einmarsches der USA in Afghanistan, trotz des Irakkrieges und der Aufdeckung islamistischer Terrorzellen in aller Welt - das Netz der "Gotteskrieger" ist stark und gefährlich wie nie zuvor. Sie haben seit dem 11. September 2001 doppelt so viele Angriffe durchgeführt wie in den drei Jahren vor der Zerstörung des World Trade Center. Eine neue Politik ist gefordert, die den Frieden wiederherstellt und sichert, eine neue Handlungsperspektive, weltweit und auf allen Ebenen. Das Buch, erarbeitet von einer Task Force der renommierten Century Foundation unter dem Vorsitz von Richard A. Clarke, gibt klare Auskunft über die aktuelle internationale Lage und darüber, was zu tun ist - und zwar jetzt.
Trotz des Einmarsches der USA in Afghanistan, trotz des Irakkrieges und der Aufdeckung islamistischer Terrorzellen in aller Welt - das Netz der "Gotteskrieger" ist stark und gefährlich wie nie zuvor. Sie haben seit dem 11. September 2001 doppelt so viele Angriffe durchgeführt wie in den drei Jahren vor der Zerstörung des World Trade Center. Eine neue Politik ist gefordert, die den Frieden wiederherstellt und sichert, eine neue Handlungsperspektive, weltweit und auf allen Ebenen. Das Buch, erarbeitet von einer Task Force der renommierten Century Foundation unter dem Vorsitz von Richard A. Clarke, gibt klare Auskunft über die aktuelle internationale Lage und darüber, was zu tun ist - und zwar jetzt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2005Leichte Betriebsblindheit
Richard A. Clarkes Gesamtkonzept zur Terrorbekämpfung
Century Foundation (Herausgeber): Gegen die Krieger des Dschihad. Der Aktionsplan. Bericht der Task Force unter Vorsitz von Richard A. Clarke. Deutsch von Hans Freundl und anderen. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2005. 234 Seiten, 14,95 [Euro].
Jahrzehntelang hat Richard A. Clarke im Pentagon, im Außenministerium und schließlich im Weißen Haus mit Fragen des Infrastrukturschutzes und des Kampfs gegen den Terrorismus zu tun gehabt. Er ist dadurch zum Sicherheitsexperten der Sonderklasse aufgestiegen. Furore machte er mit seinem spektakulären Abschied aus der Politik und der anschließenden Veröffentlichung einer beißenden Kritik an der seiner Meinung nach verfehlten Anti-Terror-Politik der Regierung vor und nach dem 11. September 2001. Von all den Bush-kritischen Publikationen im Vorfeld seiner Wiederwahl galt Clarkes Insider-Bericht über Amerikas falsch angelegten Krieg gegen den Terror als das solideste und am besten fundierte. Sehr viele Kritikpunkte waren gewiß berechtigt. Allerdings haben viele, die seine Abrechnung mit der amerikanischen Invasion im Irak für richtig halten, übersehen, daß Clarkes Ansatz zur Bekämpfung des Terrorismus letztlich auf nichts anderes hinausläuft, als die gesamte Politik auf dieses eine Ziel umzustellen. Mit einem solchen mono-politischen Gesamtkonzept im Hinterkopf erscheinen die weitreichenden und zuweilen die Freiheiten der Menschen in den Vereinigten Staaten beträchtlich beschränkenden Maßnahmen der Bush-Regierung als ungenügend und viel zu lasch. Liberale Kritiker in Amerika vergleichen Clarke mit Kapitän Ahab und seine unermüdliche Terroristenjagd mit dessen Verfolgung des Weißen Wals.
Der Ahab des 21. Jahrhunderts jagt allerdings nicht auf den Weltmeeren, sondern tritt in Talkshows auf und arbeitet in Kommissionen. Die parteiunabhängige, regierungskritische Century Fondation hat bei Richard A. Clarke und einigen anderen Anti-Terror-Experten einen Bericht über die jetzt nötigen Maßnahmen zur wirksamen Terrorbekämpfung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist in sich ziemlich heterogen. Grundlage des Berichts bildet eine zugespitzte Lagebeurteilung. Darin sind auch viele Informationen über die Terrorgruppen enthalten, die mit dem Al-Qaida-Netzwerk zusammenhängen. Die Terror-Bekämpfung soll sich auf die Dschihadisten konzentrieren, worunter die Autoren eine kleine Minderheit innerhalb der islamischen Welt verstehen, deren Ziel es sei, eine islamistische Theokratie in den muslimisch geprägten Ländern der Erde zu errichten. Amerika, aber auch andere westliche Länder erscheinen als der große Feind dieser Dschihadisten, weil sie ein anderes Ideen- und Wertesystem haben, das als besonders verführerisch eingeschätzt wird, und weil sie die Mittel haben, sich ihren Zielen in den Weg zu stellen. Deswegen setzen sie alle Mittel ein, vor allem die der terroristischen Einschüchterung und Zerstörung. Der Aktionsplan sieht vor, den Kampf gegen diesen Terrorismus auf mehreren Ebenen zu führen. Zunächst müßten die Vereinigten Staaten eine Außenpolitik betreiben, die die Mehrheit der Menschen in den muslimischen Ländern von den Dschihadisten abrücken läßt. Als eine Teilmaßnahme in diesem Zusammenhang sprechen die Berichterstatter auch Europa an: Die europäischen Staaten sollten "konsequent gegen die Diskriminierung von Muslimen innerhalb der Europäischen Union" vorgehen. Ebenso notwendig sei es, offizielle Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufzunehmen. Viel Ahnung von europäischen Verhältnissen haben sie also nicht gerade. Ob die Vorschläge der Autoren hinsichtlich einer Veränderung der amerikanischen Politik gegenüber Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten, Pakistan, Iran und Irak nützlicher sind, ist auch die Frage. Sie haben recht, auf schwer legitimierbare politische Zustände und auf drohende Instabilitäten in diesen Ländern hinzuweisen. Aber diese Hinweise sind ebensowenig neu wie die auf die drohende Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen. Wirklich überzeugende politische Mischkonzepte von Anreiz und Hilfe einerseits, Druck und negative Sanktionen andererseits gibt es nicht. Aber es ist richtig, sie anzumahnen.
Weiter schlagen die Autoren eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz der amerikanischen Gesellschaft vor. Vordringlich geht es dabei um die Sicherung des Schienennetzes, chemischer Fabriken und der Containerhäfen. Außerdem sollen die amerikanischen Militärorganisationen, die der Geheimdienste, der Polizeikräfte und des Katastrophenschutzes verbessert werden. Das klingt vernünftig. Aber die vorgeschlagenen technischen Lösungen könnten von entschlossenen Terroristen unterlaufen werden. Es gibt eben kein schlüssiges Gesamtkonzept zur Terrorbekämpfung. Wer danach sucht, beginnt mit einer Selbsttäuschung. Interessantes Informations- und Diskussionsmaterial bietet dieser Bericht zweifellos. Aber mehr auch nicht.
WILFRIED VON BREDOW
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Richard A. Clarkes Gesamtkonzept zur Terrorbekämpfung
Century Foundation (Herausgeber): Gegen die Krieger des Dschihad. Der Aktionsplan. Bericht der Task Force unter Vorsitz von Richard A. Clarke. Deutsch von Hans Freundl und anderen. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2005. 234 Seiten, 14,95 [Euro].
Jahrzehntelang hat Richard A. Clarke im Pentagon, im Außenministerium und schließlich im Weißen Haus mit Fragen des Infrastrukturschutzes und des Kampfs gegen den Terrorismus zu tun gehabt. Er ist dadurch zum Sicherheitsexperten der Sonderklasse aufgestiegen. Furore machte er mit seinem spektakulären Abschied aus der Politik und der anschließenden Veröffentlichung einer beißenden Kritik an der seiner Meinung nach verfehlten Anti-Terror-Politik der Regierung vor und nach dem 11. September 2001. Von all den Bush-kritischen Publikationen im Vorfeld seiner Wiederwahl galt Clarkes Insider-Bericht über Amerikas falsch angelegten Krieg gegen den Terror als das solideste und am besten fundierte. Sehr viele Kritikpunkte waren gewiß berechtigt. Allerdings haben viele, die seine Abrechnung mit der amerikanischen Invasion im Irak für richtig halten, übersehen, daß Clarkes Ansatz zur Bekämpfung des Terrorismus letztlich auf nichts anderes hinausläuft, als die gesamte Politik auf dieses eine Ziel umzustellen. Mit einem solchen mono-politischen Gesamtkonzept im Hinterkopf erscheinen die weitreichenden und zuweilen die Freiheiten der Menschen in den Vereinigten Staaten beträchtlich beschränkenden Maßnahmen der Bush-Regierung als ungenügend und viel zu lasch. Liberale Kritiker in Amerika vergleichen Clarke mit Kapitän Ahab und seine unermüdliche Terroristenjagd mit dessen Verfolgung des Weißen Wals.
Der Ahab des 21. Jahrhunderts jagt allerdings nicht auf den Weltmeeren, sondern tritt in Talkshows auf und arbeitet in Kommissionen. Die parteiunabhängige, regierungskritische Century Fondation hat bei Richard A. Clarke und einigen anderen Anti-Terror-Experten einen Bericht über die jetzt nötigen Maßnahmen zur wirksamen Terrorbekämpfung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist in sich ziemlich heterogen. Grundlage des Berichts bildet eine zugespitzte Lagebeurteilung. Darin sind auch viele Informationen über die Terrorgruppen enthalten, die mit dem Al-Qaida-Netzwerk zusammenhängen. Die Terror-Bekämpfung soll sich auf die Dschihadisten konzentrieren, worunter die Autoren eine kleine Minderheit innerhalb der islamischen Welt verstehen, deren Ziel es sei, eine islamistische Theokratie in den muslimisch geprägten Ländern der Erde zu errichten. Amerika, aber auch andere westliche Länder erscheinen als der große Feind dieser Dschihadisten, weil sie ein anderes Ideen- und Wertesystem haben, das als besonders verführerisch eingeschätzt wird, und weil sie die Mittel haben, sich ihren Zielen in den Weg zu stellen. Deswegen setzen sie alle Mittel ein, vor allem die der terroristischen Einschüchterung und Zerstörung. Der Aktionsplan sieht vor, den Kampf gegen diesen Terrorismus auf mehreren Ebenen zu führen. Zunächst müßten die Vereinigten Staaten eine Außenpolitik betreiben, die die Mehrheit der Menschen in den muslimischen Ländern von den Dschihadisten abrücken läßt. Als eine Teilmaßnahme in diesem Zusammenhang sprechen die Berichterstatter auch Europa an: Die europäischen Staaten sollten "konsequent gegen die Diskriminierung von Muslimen innerhalb der Europäischen Union" vorgehen. Ebenso notwendig sei es, offizielle Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufzunehmen. Viel Ahnung von europäischen Verhältnissen haben sie also nicht gerade. Ob die Vorschläge der Autoren hinsichtlich einer Veränderung der amerikanischen Politik gegenüber Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten, Pakistan, Iran und Irak nützlicher sind, ist auch die Frage. Sie haben recht, auf schwer legitimierbare politische Zustände und auf drohende Instabilitäten in diesen Ländern hinzuweisen. Aber diese Hinweise sind ebensowenig neu wie die auf die drohende Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen. Wirklich überzeugende politische Mischkonzepte von Anreiz und Hilfe einerseits, Druck und negative Sanktionen andererseits gibt es nicht. Aber es ist richtig, sie anzumahnen.
Weiter schlagen die Autoren eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz der amerikanischen Gesellschaft vor. Vordringlich geht es dabei um die Sicherung des Schienennetzes, chemischer Fabriken und der Containerhäfen. Außerdem sollen die amerikanischen Militärorganisationen, die der Geheimdienste, der Polizeikräfte und des Katastrophenschutzes verbessert werden. Das klingt vernünftig. Aber die vorgeschlagenen technischen Lösungen könnten von entschlossenen Terroristen unterlaufen werden. Es gibt eben kein schlüssiges Gesamtkonzept zur Terrorbekämpfung. Wer danach sucht, beginnt mit einer Selbsttäuschung. Interessantes Informations- und Diskussionsmaterial bietet dieser Bericht zweifellos. Aber mehr auch nicht.
WILFRIED VON BREDOW
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ganz nüchtern Rezensent betrachtet Wilfried von Bredow diesen von der Century Foundation herausgegebenen über die notwendigen Maßnahmen zur Wirksamen Terrorbekämpfung. Als Grundlage des Berichts, der unter dem Vorsitz des Terrorismusexperten Richard A. Clarke entstanden ist, nennt Bredow eine zugespitzte Lagebeurteilung, die auch viele Informationen zum Terrornetzwerk Al Qaida bietet. Der Aktionsplan sehe vor, den Kampf gegen den Terrorismus auf mehreren Ebenen zu führen. Im wesentlichen handle es sich um Mischkonzepte von Anreiz und Hilfe einerseits, Druck und negative Sanktionen andererseits. Zwar gibt es nach Bredows Ansicht keine wirklich überzeugenden Mischkonzepte. Aber er hält fest: "es ist richtig, sie anzumahnen." Die von den Experten vorgeschlagenen Maßnahmen zum Schutz der amerikanischen Bevölkerung klingen für ihn "vernünftig", auch wenn die empfohlenen Lösungen von entschlossenen Terroristen unterlaufen werden könnten. "Es gibt eben kein schlüssiges Gesamtkonzept zur Terrorbekämpfung", resümiert der Rezensent. "Wer danach sucht, beginnt mit einer Selbsttäuschung." Und er fügt hinzu: "Interessantes Informations- und Diskussionsmaterial bietet dieser Bericht zweifellos. Aber mehr auch nicht."
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH