Polarisierungen beherrschen zunehmend gesellschaftliche, kirchliche und theologische Diskurse. Sie arbeiten mit ausgrenzenden Alternativen. Mit denen soll die Option der »anderen« Seite unmöglich gemacht und Entschiedenheit mobilisiert werden. Aufweichung der Lehre oder entschiedenes Festhalten am Überlieferten; postmoderne Neuformatierung der Sexualethik oder Ernstnehmen der ewigen Schöpfungsordnung; Auflösung des Christlichen in politische Optionen oder Konzentration aufs sakrale Kerngeschäft: Hinter dem Arbeiten mit falschen Alternativen verschwindet die Herausforderung, sich auf ein tief ambivalentes Menschsein einzulassen.Jürgen Werbick kommt dieser Strategie in kirchlichen und theologischen Auseinandersetzungen auf die Spur und tritt ihnen entgegen. Er entwirft eine Theologie, die sich neugierig auf die Ambivalenzen des Menschlich-Allzumenschlichen einlässt. Sie rettet sich nicht in eine überlegene Beurteiler-Position, sondern will herausfinden, wie sich ihr Reden vom Menschsein, von Gnade, Erlösung und Freiheit, von menschlicher Lust und Erfüllung, von Scheitern und Sünde, von einem Gott, der die Menschen nicht verloren gibt, in den gegenwärtigen Krisen-Erfahrungen verändert und erneuert.
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