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In welcher Gesellschaft wollen wir eigentlich leben? „Soll es eine Konkurrenzgesellschaft sein, die Leistungsdruck und Arbeitshetze weiter erhöht, Erwerbslose, Alte und Behinderte ausgrenzt sowie Egoismus, Durchsetzungsfähigkeit und Rücksichtslosigkeit eher honoriert, sich jedoch gleichzeitig über den Verfall von Anstand, Sitte und Moral wundert, oder eine soziale Bürgergesellschaft, die Kooperation statt Konkurrenzverhalten, Mitmenschlichkeit und Toleranz statt Gleichgültigkeit und Elitebewusstsein fördert?“ (Butterwegge 2006) Kritische Soziale Arbeit stellt sich genau diese Frage und…mehr

Produktbeschreibung
In welcher Gesellschaft wollen wir eigentlich leben? „Soll es eine Konkurrenzgesellschaft sein, die Leistungsdruck und Arbeitshetze weiter erhöht, Erwerbslose, Alte und Behinderte ausgrenzt sowie Egoismus, Durchsetzungsfähigkeit und Rücksichtslosigkeit eher honoriert, sich jedoch gleichzeitig über den Verfall von Anstand, Sitte und Moral wundert, oder eine soziale Bürgergesellschaft, die Kooperation statt Konkurrenzverhalten, Mitmenschlichkeit und Toleranz statt Gleichgültigkeit und Elitebewusstsein fördert?“ (Butterwegge 2006) Kritische Soziale Arbeit stellt sich genau diese Frage und untersucht unter anderem, inwiefern SozialarbeiterInnen zum Aufbau der einen oder der anderen Gesellschaft beitragen können. In meiner Diplomarbeit setze ich mich mit Kritischer Sozialer Arbeit auseinander – einer Denkrichtung, die in den 1970er Jahren in Deutschland entstand und gegenwärtig wieder innerhalb von Profession und Disziplin intensiver diskutiert wird. Im Jahr 2005 hat sich der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit wieder gegründet, und in der wissenschaftlichen Diskussion um Sozialpolitik und Globalisierung werden kritische Stimmen wieder lauter. Doch warum lässt sich ein derartiges Wiedererwachen Kritischer Sozialer Arbeit beobachten? Ist eine kritische Haltung heute besonders wichtig? Welchen historischen und theoretischen Hintergrund hat Kritische Soziale Arbeit? Besitzen Konzepte Kritischer Sozialer Arbeit aus den 1970er Jahren heute noch Relevanz und Aktualität? Diese Fragen leiten durch die vorliegende Arbeit und beschreiben den theoretischen Rahmen Kritischer Sozialer Arbeit. Zusätzlich stelle ich die Frage, welche Implikationen sich für sozialarbeiterische Praxis heute ergeben. Ich selbst arbeite hauptsächlich mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und möchte daher ergründen, wie die praktische Ebene Kritischer Sozialer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aussieht und welche konkreten Praxiskonzepte es gibt. Mein Ziel ist es zum einen, eine Begriffbestimmung Kritischer Sozialer Arbeit vorzunehmen, und zum anderen zu erläutern, warum sie gerade heute wichtiger denn je ist. Ich werde aufzeigen, dass es die gegenwärtigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind, die ein neues kritisches Bewusstsein in der Sozialen Arbeit notwendig machen. Das Thema Kritische Soziale Arbeit ist aus meiner Sicht nicht nur fachlich, sondern auch gesellschaftspolitisch hochaktuell, wie die Darstellung der aktuellen Entwicklungslinien verdeutlichen wird. Meine persönliche Motivation, mich mit Kritischer Sozialer Arbeit auseinanderzusetzen, ziehe ich sowohl aus Erfahrungen der Praxis als auch aus Erfahrungen meiner Ausbildung. Erstens: Ich erlebe sozialarbeiterisches Handeln in der Praxis häufig dort als unbefriedigend – sowohl für Professionelle als auch für AdressatInnen – wo äußere Rahmenbedingungen, Richtlinien, gesetzliche Bestimmungen etc. eine pädagogisch als wichtig erachtete Intervention oder Maßnahme verhindern. Daher interessiert mich neben der fachlichen Aktualität des Themas die grundsätzliche Frage danach, wie es in der Sozialen Arbeit besser gelingen könnte, mit Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und sozialem Ausschluss angesichts scheinbar unabänderlicher äußerer Zwänge umzugehen. Zweitens: In meiner Ausbildung habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass politische Inhalte und Diskussionen in Seminaren von Studierenden und Lehrenden als zweitrangig beurteilt wurden. Eine sachliche Auseinandersetzung mit der politischen Dimension von Sozialer Arbeit habe ich daher vermisst und möchte sie mit dieser Arbeit umsetzen. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil nehme ich über die Darstellung von Definitionen, der historischen, aktuellen und internationalen Entwicklungslinien von Kritischer Sozialer Arbeit und schließlich der Beschreibung kritischer Traditionen der Bezugswissenschaften eine Begriffsbestimmung Kritischer Sozialer Arbeit vor. Daran anschließend erörtere ich die Notwendigkeit Kritischer Sozialer Arbeit heute anhand der Darstellung aktueller gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und ihrer Folgen für die Soziale Arbeit. Im letzten Teil untersuche ich historische und aktuelle Konzepte Kritischer Sozialer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Methodisch habe ich das Thema über eine Literaturauswertung und den Vergleich verschiedener Positionen und Theorien erschlossen. Da ich im Verlauf der Arbeit Kritische Soziale Arbeit von einer sozialen Arbeit unterscheiden möchte, die ich nicht als „kritisch“ betrachte und die sich selbst nicht als „kritisch“ bezeichnet, werde ich in diesen Fällen von traditioneller Sozialer Arbeit sprechen. Mit dem Begriff traditioneller Sozialer Arbeit verbinde ich eine Soziale Arbeit, die sich nicht primär als gesellschafts- und sozialkritisch versteht, sondern, eingebettet in die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, ‚mit dem Strom schwimmt’. Eine derartige Polarisierung ist sicherlich nicht unproblematisch, doch wollte ich mich für eine zweckmäßige Terminologie entscheiden, um Unterschiede aufzeigen zu können. Ein weiterer Aspekt, der mir wichtig erscheint, betrifft ebenfalls meine Wortwahl: Ich spreche im Folgenden nur von SozialarbeiterInnen, nicht von SozialpädagogInnen. Soziale Arbeit besteht aus beiden Traditionen – Sozialarbeit und Sozialpädagogik –, und es soll keine Richtung als bedeutender oder dominanter dargestellt werden. Mit meiner Festlegung beabsichtige ich lediglich, das Lesen zu vereinfachen. Meine Ausführungen gelten daher für die Soziale Arbeit im Allgemeinen. Den LeserInnen dieser Arbeit möchte ich für die nun folgende Lektüre – und für die Auseinandersetzung mit Kritischer Sozialer Arbeit – noch einmal die Eingangsfrage in Erinnerung rufen: In was für einer Gesellschaft möchten wir eigentlich leben?