Produktdetails
  • publication PN.1
  • Verlag: Bibliothek der Provinz
  • Vorzugsausg.
  • Seitenzahl: 29
  • Deutsch
  • Abmessung: 215mm
  • Gewicht: 146g
  • ISBN-13: 9783852520926
  • ISBN-10: 3852520924
  • Artikelnr.: 11148242
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Robert Schneider, geboren 1961, lebt in Meschach, einem Bergdorf in Vorarlberg. Für seinen Debütroman (1992) erhielt er zahlreiche in- und ausländische Preise.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.1996

Lieber nicht fragen
Sonderbare Psalmen: Robert Schneider ist auch ein Dichter

Der Autor des Erfolgsromans "Schlafes Bruder" legt nunmehr einen Gedichtband vor, der für Liebhaber oder Interpreten des Erzählwerks einige verschlüsselte Hinweise auf die Genese der ästhetischen Konstruktion enthalten mag. Für sich genommen, erscheinen diese Texte jedoch als sonderbar verquälte Psalmen, die ein offensichtlich von Kierkegaard beeinflußtes polemisch-paradoxes Christentum dokumentieren. Im anklagenden Gestus wird der Gott im Text als Bruder gegenwärtig, dem gegenüber sich ein Ich zu behaupten sucht. Auch retrospektiv wird angesichts der Schuld dieses Jahrhunderts nicht die Abwesenheit beklagt, sondern gerade die Anwesenheit des zutiefst schlechten Gottes und sein Weiterleben, was gelegentlich in der Formulierung nicht nur erschreckend platt ausfällt, sondern auch eine höchst fragwürdige Entlastungskonstruktion darstellt: "Man muß nicht fragen/ Wo warst du in Ausschwitz?/ Muß man nicht fragen/ Warum warst du in Auschwitz?/ Erträglich wäre gestorben" (wobei es sich bei der zweifachen Schreibung hoffentlich um einen Druckfehler handelt).

Es leuchtet ein, daß einem Dichter, der in einem österreichischen Bergdorf lebt, das Weiterbestehen der ausgehöhlten Sprachformen des Gebets zum Problem wird, jedoch gedeiht die Auseinandersetzung zum peinlich Parodistischen: "Unsern täglichen Schmerz laß uns heute/ Vergib deinem Herzen/ Daß auch wir dir vergeben/ Und führe uns nach den Wegen der Irre/ Daß wir erlöst werden von deiner Straße/ Mein Bruder." So liest man diese Gedichte mit ähnlich zwiespältigen Gefühlen wie die Anklagen Eugen Drewermanns: Man versteht das Problem und möchte respektvoll sein, aus der Sprachform aber wehen einen hinterwäldlerische Gespenster an. FRIEDMAR APEL

Robert Schneider: "Gegengebet". Gedichte. Bibliothek der Provinz, Weitra 1996. 29 S., geb., 19,- DM.

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