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Weil sich der erfolgreiche Arzt Timoteo nicht entscheiden kann zwischen seiner Leidenschaft für eine Prostituierte und dem Familienglück mit Frau und Tochter, ruiniert er das Leben derer, die er liebt. Am Krankenbett seiner Tochter, die nach einem Unfall in Lebensgefahr schwebt, gesteht er sich zum ersten und vielleicht einzigen Mal seine wahren Gefühle ein.
Ausgezeichnet mit dem Premio Strega.
Als Angela, die 15jährige Tochter des erfolgreichen Chirurgen Timoteo, mit ihrem Motorroller einen Unfall erleidet und bewußtlos mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird,
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Produktbeschreibung
Weil sich der erfolgreiche Arzt Timoteo nicht entscheiden kann zwischen seiner Leidenschaft für eine Prostituierte und dem Familienglück mit Frau und Tochter, ruiniert er das Leben derer, die er liebt. Am Krankenbett seiner Tochter, die nach einem Unfall in Lebensgefahr schwebt, gesteht er sich zum ersten und vielleicht einzigen Mal seine wahren Gefühle ein.

Ausgezeichnet mit dem Premio Strega.
Als Angela, die 15jährige Tochter des erfolgreichen Chirurgen Timoteo, mit ihrem Motorroller einen Unfall erleidet und bewußtlos mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird, gerät Timoteos Welt ins Wanken. Während er unter Schock vor der Tür des Operationssaals wartet, in dem Kollegen um das Leben seiner Tochter kämpfen, überschlagen sich seine Gedanken. Timoteo geht mit sich ins Gericht, legt Rechenschaft ab, Rechenschaft über eine leidenschaftliche verbotene Liebe zu einer Frau, die nicht Angelas Mutter ist. Verzweifelt auf die erlösende Nachricht wartend, daß seine Tochter am Leben bleiben wird, entblößt er eine dunkle Seite seiner Seele, die Wahrheit über sich, die er bislang unterdrückt hatte. "Geh nicht fort" ist die überzeugende, einfühlsam geschriebene Geschichte einer großen geheimen Leidenschaft. Ein schonungslos offener, packender Roman über die tiefsten Gefühle, über die Intimität eines Mannes, über etwas, das dieser »Mann von Welt« unausgesprochen, ungedacht, ungelebt läßt. Margaret Mazzantini seziert die männliche Seele und trifft den Leser mitten »ins Herz«.
Autorenporträt
Margaret Mazzantini, geb. 1961 in Dublin, wuchs in Irland und in der Toskana auf. Ihre Karriere begann sie als Schauspielerin auf der Bühne: 1984 wurde sie als 'Beste Schauspielerin des Jahres' ausgezeichnet. Als Schriftstellerin begeisterte sie mit ihrem Debütroman 'Die Zinkwanne' ein großes Publikum.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2002

Das ist die Liebe der Chirurgen
Bewegte Auszeit: Margaret Mazzantinis zwiespältiger Amour fou / Von Harald Hartung

Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg - sofern er kein Danaergeschenk ist. Margaret Mazzantini, 1961 in Irland geboren, begann ihre Karriere als Bühnenschauspielerin. 1984 wurde sie in Italien als "Beste Schauspielerin des Jahres" ausgezeichnet. Als sie zehn Jahre später als Autorin debütierte, schien sie perfekt wie Athene, als sie dem Haupt des Zeus entsprang. "Die Zinkwanne", eine über ein Jahrhundert reichende Familienchronik, und "Manola", die Geschichte zweier ungleicher Zwillingsschwestern, fanden auch bei deutschen Lesern Anklang.

Für ihren neuen Roman "Non ti muovere" erhielt Margaret Mazzantini drei italienische Literaturpreise: den renommierten Premio Strega, dazu den Premio Rapallo und den Premio Grinzane Cavour. "Non ti muovere" ist in Italien ein Bestseller. Auch der deutschen Ausgabe dürfte der Erfolg sicher sein. Die Autorin zeigt erneut ihr Geschick, das Effekte nicht verschmäht. Weder die eleganten und ironischen noch die grellen und grotesken.

Glauben wir einem unserer großen Erzähler, so ist Epik sublimierte Langeweile. Daran freilich verschwendet die Mazzantini nicht einen ihrer klugen Gedanken. Auch ihr neuer Roman "Geh nicht fort" ist spannend vom Anfang bis - fast - zum Schluß. Nur wenige Leser wird es kümmern, ob dieses Buch große Literatur ist. Ist es auch nicht. Und doch ist die Sache ein wenig vertrackter. "Geh nicht fort" zeigt alle Züge von Kalkül und routinierter Konfektion. Und doch gelingt der Autorin etwas, das im Programm nicht vorgesehen ist. Durch eine ihrer Figuren und zumindest für einige Szenen wird der Leser aus seiner konsumierenden Haltung herausgerissen. "Geh nicht fort" hat einen faszinierenden bitteren Kern, dessen Geschmack man noch lange nach der Lektüre spürt.

Durchaus suggestiv ist die Exposition. Ein Mann wartet vor dem Operationssaal, in dem seine mit ihrem Motorroller verunfallte fünfzehnjährige Tochter mit schweren Kopfverletzungen zur Operation vorbereitet wird. Genug Zeit, sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen. "Bleib bei uns, Tochter. Geh nicht fort", beschwört er die auf Leben oder Tod Liegende. Ihr, die seine Beichte nicht hören kann, beichtet er sein Leben. Es ist die Geschichte einer verbotenen Liebe. Der Mann ist Timoteo, ein erfolgreicher Chirurg und Gatte einer nicht minder erfolgreichen Journalistin. Der Zufall will, daß er eben an jener Klinik tätig ist, in der Angela im Koma liegt.

Das Leben hält noch ganz andere Zufälle parat. Zum Beispiel die Autopanne irgendwo in einem öden Nest. Die Suche nach einem Telefon führt Timoteo in eine mit Schund und Nippes bestückte armselige Wohnung. Und durch einen Vorhang aus Plastikstreifen zum gesuchten Telefon auf dem Boden neben der Steckdose. An der tapezierten Wand hängt - "ein wenig schief" - ein Kruzifix. Die Frau mit den schlecht gefärbten gelben Haaren, die ihn dorthin gebracht hat, ist weder schön noch jung. Timoteo taxiert sie mit dem Blick des Chirurgen: "Als sie in die Küche ging, musterte ich ihren Hintern, er war mager wie bei einem Mann. Und dann sah ich an ihrem ganzen Körper herunter, der schmale gebeugte Rücken, die zu dünnen Beine. Dieser Körper war nicht begehrenswert, im Gegenteil, er wirkte eher abstoßend."

Hier beginnt die Geschichte einer Obsession, die Ballade einer verrückten und desperaten Liebe. Und ebenso unmöglich wie die Liebe der beiden ist der Name der Frau: Italia. Die Autorin übertreibt ihre Zeichnung ins Groteske. Aber was uns abstoßen könnte, erweckt sukzessiv unsere Teilnahme und Faszination. Diese rührt von jener tiefen Empathie, die das geschundene Geschöpf für den bourgeoisen Protagonisten hat. Selbst die grellste Szene des Buches ändert nichts daran. Timoteo, der zwei Wodka auf nüchternen Magen im Blut hat, gerät in einen bösen Sog. "Noch weiß ich nicht, was sie zu befürchten hat, ich weiß nicht, was ich vorhabe. Ich weiß nur, daß ich mit der anderen Hand nach den gelben Haaren greife, ich packe sie am Schopf und halte sie wie einen Maiskolben. So mache ich alles nieder, sie, mich, diesen verkorksten Nachmittag."

Eine Vergewaltigung, aus der Liebe wird - das ist nur die erste in einer Reihe von Zumutungen. Jede Aufzählung träfe bloß das Kolportagehafte der Geschichte, nicht ihre Qualität. Im Lesen aber rückt uns Italias Schicksal nahe, wächst unsere Anteilnahme an dieser Frau, die in ihrer dürftigen und bedürftigen Existenz zwischen Gelegenheitsarbeit und Prostitution von der Liebe getroffen wird. Italia stirbt an den Folgen einer verpfuschten Abtreibung. Sie wußte, daß der Wunsch ihres merkwürdigen Liebhabers nach einem Kind mit ihr nicht dauerhaft sein würde. Timoteo, der sie zu retten sucht, stößt in ihrem Koffer auf ein Dokument ihrer Liebe, einen Schmuckbeutel, in dem Italia seine abgeschnittenen Fußnägel aufbewahrt hat.

Diese kleine Liebes-, Demuts-, ja Heiligengeschichte, um es pathetisch zu sagen, geht einem nach der Lektüre des Buches noch lange nach. Der andere Erzählstrang, das Stück Gesellschafts- und Eheroman, durchaus nicht. Er wird mit kühler Routine an sein Ende geführt: Elsa, die Ehefrau, mußte ihr Kind, das sie seinerzeit etwa gleichzeitig erwartete, natürlich nicht abtreiben. Die Ehe war gekittet, womöglich befestigt. Auch beruflich ging es aufwärts. Timoteo wird Chefarzt und stellt fest, daß alles wieder ins Lot zu kommen scheint. Sein Fazit desavouiert die Leidenschaft, von der er besessen schien: "Und plötzlich kamen mir die letzten Monate amouröser Irrungen vor wie eine Art Sabbatjahr, eine intensive, bewegte Auszeit, die mein Herz sich genehmigt hatte, bevor es in eine neue Phase wachsender Verantwortung eintrat."

Böse Ironie. Mit ihr wird der Protagonist abserviert. So bleibt auch vom Happy-End nicht viel übrig. Angela wird durchkommen. Unser Chirurg, der uns nicht ganz erfolglos suggerierte, er habe viele Leben gerettet, nur sein eigenes nicht, ist ein Heuchler, ein sentimentaler Faiseur. Wir haben uns täuschen lassen. Nicht ohne Mitwirkung der Autorin. Geschieht uns recht. Margaret Mazzantini präsentiert Timoteo zum Schluß am Tisch der Klinik-Cafeteria, müde und vermutlich unverbesserlich: "Ich habe Hunger. Eine Frau kommt auf mich zu, um die Bestellung aufzunehmen. Sie hat ein flaches Gesicht, eine gestreifte Schürze, ein Tablett unter dem Arm. Die letzte Frau in dieser Geschichte."

Margaret Mazzantini: "Geh nicht fort". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Petra Kaiser. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2002. 319 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2002

Schädelöffnung
Margaret Mazzantinis Roman
über ein Doppelleben
Literarische Leidensgeschichten bergen immer ein Risiko. Leicht mutiert das Pathos großer Gefühle zu Kitsch und die existentielle Notsituation gerinnt zum Stereotyp. Die italienisch-irische Autorin Margaret Mazzantini bewegt sich an dieser gefährlichen Grenze und leistet dabei Erstaunliches: „Geh nicht fort” ist eine atemberaubende Lebensbeichte, in der das einfache Strickmuster aller Figuren hervorgekehrt wird, ohne sie gewöhnlich wirken zu lassen.
Timoteo ist ein angesehener Chirurg in den besten Jahren, dessen Sammlung von Statussymbolen nahezu vollständig scheint. Neben seiner erfolgsgekrönten beruflichen Laufbahn kann er auf eine schöne, intelligente Frau, ein Zweithaus am Meer und eine unproblematische Tochter verweisen. Doch der Roman setzt in dem Moment ein, der die geordneten Verhältnisse des Protagonisten zertrümmert. Die fünfzehnjährige Angela verunglückt mit ihrem Motorroller und wird mit schweren Kopfverletzungen in das Krankenhaus ihres Vaters eingeliefert, der zum ersten Mal im Leben auf die Rolle eines hilflosen Angehörigen reduziert wird. Während ein Kollege seine zwischen Leben und Tod schwebende Tochter operiert, legt Timoteo in einem großen Monolog Rechenschaft ab über seine Vergangenheit. Diese lange Rückblende, die immer wieder von der dramatischen Gegenwart vor den Türen des Operationssaals unterbrochen wird, enthüllt die verborgene und doch so alltägliche Seite Timoteos. Er erzählt Angela von seiner Geliebten, deretwegen er die Familie beinahe verlassen hätte. Während der Operation seiner Tochter unterzieht sich der Arzt selbst einer symbolischen Schädelöffnung, mit der er seine Liebesunfähigkeit, sein Versagen als Vater und sein unglückliches Doppelleben zu sezieren versucht.
Es sind die Bekenntnisse einer unschönen Seele, die dabei ans Licht befördert werden, denn die Beziehung zu Italia, so der symbolträchtige Name der Geliebten, beginnt mit einer Vergewaltigung. Italia ist eine Fleisch gewordene männliche Wunschphantasie: Sie wirkt schlampig und hilflos, aufreizend und kindlich, eine perfekte Vereinigung von Nonne und Hure, Reinheit und Schäbigkeit. In allen Punkten ist sie das genaue Gegenteil von Elsa, der selbstbewussten, stets perfekt gekleideten Ehefrau mit dem makellosen Körper. Wie schon in ihrem letzten Roman „Manola” von 1998 verteilt Mazzantini alle denkbaren Gegensätze auf zwei Frauenfiguren. Von Elsa fühlt sich Timoteo weder geliebt noch gebraucht: „Wir sind nicht dafür gemacht, uns gegenseitig zu gehören, wir sind dafür gemacht, zusammenzuleben, das Bidet zu teilen.” Demgegenüber bietet ihm Italia, was Elsa ihm nicht geben kann: eine Angriffsfläche. Was mit Gewalt begonnen hat, entwickelt sich zu einer Liebesgeschichte, da Italia in ihrem mickrigen Leben nie etwas anderes kennengelernt hat. Als sie schwanger wird, will Timoteo ein neues Leben mit ihr beginnen, doch dann erwartet auch Elsa ein Kind – Angela – und die Geliebte lässt „bei den Zigeunern” abtreiben. Die darauf folgende Infektion kostet Italia das Leben, was auch die von Timoteo selbst vorgenomme Notoperation nicht verhindern kann. „Geh nicht fort” gibt sich damit als Appell zu erkennen, den der Icherzähler bereits zum zweiten Mal an einen geliebten Menschen richtet.
Doch die Beichte, mit der Timoteo das Leben seiner Tochter retten will, entwickelt sich zum Psychogramm eines präzisen Selbstbeobachters, der das Übel genau erfasst, ohne die Ursachen und den Krankheitsverlauf benennen zu können. Er sei kein Diagnostiker, sagt Timoteo einmal, als Chirurg ist er „gewohnt, auf abgesteckten Wegen zu arbeiten, an Körperteilen, die von Tüchern eingegrenzt sind.” Diese Zerstückelung der Zusammenhänge, die säuberliche Trennung von gesunden und kranken Teilen bestimmt seine gesamte Wahrnehmungsweise. Dass die Leere in seinem Inneren auch von der sterilen Trennung herrührt, mit der er sich selbst in den alles beherrschenden Arzt und den animalischen Liebenden aufteilt, sieht er nicht. Um so deutlicher erschließen sich dem Leser die Spielregeln dieses Doppellebens. Zu Recht hat der packend erzählte Roman den renommierten italienischen „Premio Strega” erhalten.
JUTTA PERSON
MARGARET MAZZANTINI: „Geh nicht fort”. Roman. Aus dem Italienischen von Petra Kister. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2002. 319 Seiten, 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Die Geschichte fesselt uns bis zum Schluss. Und wir wissen wieder, dass keine Wunden größer sind als die, die die Liebe uns reißt."
Elke Heidenreich

"Ein Roman von außergewöhnlicher Kraft."
diaria

"Ein italienisch intensives Buch."
Marie Claire