Die Geschichte des Kalten Krieges ist auch die Geschichte der Geheimdienste. Mit ihren Informationen und Analysen sollten sie für Sicherheit in unsicheren Zeiten sorgen. Geheimdienste wie CIA und BND oder Geheimpolizeien wie KGB und DDR-Staatssicherheit sammelten und verwerteten Informationen, die auf anderem Wege nicht zu beschaffen waren. So sollten sie ihre Regierungen beraten und vor Gefahren schützen. Dies gilt insbesondere für die Krisen des Kalten Krieges in Europa. Der Band präsentiert zunächst eine Bestandsaufnahme zur Deklassifizierung, Verfügbarkeit und Erschließung von Geheimdienstquellen in deutschen und ausländischen Archiven. Anschließend werden die Praktiken der Informationsverarbeitung in Geheimdiensten in West und Ost, die Rezeption geheimdienstlicher Lageunterrichtungen im politischen Raum und abschließend die "politikberatenden" Fähigkeiten der Dienste in Krisensituationen anhand der historischen Fallbeispiele 1948, 1953 und der frühen 1960er-Jahre betrachtet.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Peter Sturm freut sich angesichts dieses Sammelbandes, dass inzwischen viele Informationen zur Geheimdienstarbeit während des Zweiten Weltkriegs vorliegen - zumindest in Ländern mit demokratischen Strukturen. Das unter anderem von Daniela Münkler herausgegebene Buch basiert auf einer umfangreichen Quellenlage, lernen wir, kann aber selbstverständlich auch nicht alle Fragen beantworten, schließlich sind viele Dokumente immer noch nicht zugänglich. Sturm fasst entlang der Lektüre die Aktivitäten des BND sowie der Stasi zusammen, in Westdeutschland geht er auf zwei Präsidenten des Geheimdienstes ein, den ehrgeizigen, aber in seiner Arbeit oft zu sehr auf Weltanschauung fixierten Reinhard Gehlen sowie den pragmatischeren Modernisierer Gerhard Wessel; für den Stasichef Erich Mielke stellte sich hingegen unter anderem das Problem, dass er in internen DDR-Machtkämpfen stets auf der richtigen Seite landen musste. Insgesamt lernt man hier viel, lobt Sturm, wobei manches doch arg detailliert geschildert wird. Außerdem fragt sich der Rezensent: Ist die Buchform einer solchen Arbeit, die aktuelle Forschungstätigkeit dokumentiert, überhaupt noch angemessen? Gäbe es nicht bessere, digitale Präsentationsformen?
© Perlentaucher Medien GmbH
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