Die Kunst der Verschlüsselung
Ob im Krieg, in der Liebe oder im Wirtschaftsleben - seit Jahrtausenden arbeitet die Menschheit mit verschlüsselten Informationen und geheimen Codes. Die Methoden wurden immer raffinierter bis in die Gegenwart, wo im Zeitalter der Computernetze Billionen von Daten kursieren, die geschützt werden müssen.
Simon Singh erzählt von diesem zweitausendjährigen Kampf um die Verschlüsselung. Wo in der Antike noch einfache mechanische Vorrichtungen genügten, benutzte man in der Neuzeit raffinierte mathematische Operationen, bis schließlich komplizierte Computerprogramme zur Chiffrierung eingesetzt wurden. Das Buch weckt nicht nur die Lust, selbst mit verschlüsselten Botschaften zu experimentieren, sondern vermittelt auch das nötige Wissen, wie man sich vor unerwünschten Mitwissern schützen kann.
Ob im Krieg, in der Liebe oder im Wirtschaftsleben - seit Jahrtausenden arbeitet die Menschheit mit verschlüsselten Informationen und geheimen Codes. Die Methoden wurden immer raffinierter bis in die Gegenwart, wo im Zeitalter der Computernetze Billionen von Daten kursieren, die geschützt werden müssen.
Simon Singh erzählt von diesem zweitausendjährigen Kampf um die Verschlüsselung. Wo in der Antike noch einfache mechanische Vorrichtungen genügten, benutzte man in der Neuzeit raffinierte mathematische Operationen, bis schließlich komplizierte Computerprogramme zur Chiffrierung eingesetzt wurden. Das Buch weckt nicht nur die Lust, selbst mit verschlüsselten Botschaften zu experimentieren, sondern vermittelt auch das nötige Wissen, wie man sich vor unerwünschten Mitwissern schützen kann.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2001Post auf der blanken Kopfhaut
Wo immer Boten geheime Nachrichten übermitteln, sind sie Experten des Verbergens und Allegorien des Mediums. Auf die blanke Kopfhaut schrieb man dem antiken Geheimnisträger eine Botschaft und wartete, bis das Haar wieder gewachsen war, ehe man ihn auf den Weg schickte. Kam er an, konnte die Nachricht nach der Rasur vom Empfänger gelesen werden.
Gewänder wurden aufgetrennt, in denen man geheime Schriftstücke eingenäht hatte. Mit unsichtbarer Tinte verfaßte Depeschen machte man durch Kohlenpulver, vitriolisierten Weinstein oder Erhitzen wieder sichtbar. Der Transfer blieb unwägbar. Geriet der Bote aber in feindliche Hände, war es ein leichtes, sein Geheimnis zu enttarnen. Die Botschaft selbst galt es demnach zu schützen, und neben den im verborgenen operierenden Methoden verdeckten Schreibens ging es darum, den Text zu verrätseln. Was offen lag, war damit noch lange nicht lesbar. Codebrecher mußten erst dechiffrieren, was Kryptographen verschlüsselt hatten.
Seine vertrauliche Korrespondenz mit Cicero hat Caesar bekanntlich in einer Geheimschrift geführt, die auf einem simplen Verschiebetrick beruhte: Jeder Buchstabe war durch einen im Alphabet um drei Stellen verschobenen ersetzt. Leone Battista Alberti, italienischer Architekt und Vater polyalphabetischer Verschlüsselung, konstruierte im fünfzehnten Jahrhundert nach Caesars Modell die erste Chiffrierscheibe, indem er entlang der Ränder zweier verschieden großer und sich gegeneinander drehender Kupferplatten das Alphabet einprägte. Die Buchstaben konnten auf diese Weise mühelos abgelesen werden. Wenn sich die Verschiebung innerhalb der verschlüsselten Botschaft mehrmals veränderte, wurde die Entschlüsselung schwierig, denn nun konnten aus der sonst auffälligen Häufigkeitsverteilung im Alphabet keine Schlüsse mehr gezogen werden.
Früher oder später ist bisher jede Verschlüsselung der "Kryptoanalyse" zum Opfer gefallen. Die Vigenère-Chiffre galt als "chiffre indéchiffrable", bis Babbage sie knackte, und die Enigma hielt man für uneinnehmbar, bis sie in Polen und in Blechtley Park decodiert wurde. Der Mathematiker Simon Singh hat die Entwicklung von Codes als einen "evolutionären Kampf" beschrieben ("Geheime Botschaften. Die Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet", Hanser Verlag, München 2000).
Jede Kryptographie ist den Angriffen von Codebrechern ausgesetzt und nutzlos, sobald diese ihre Schwäche bloßgelegt haben. Entweder stirbt der Code aus, oder er entwickelt sich zu einem neuen, stärkeren fort, der wiederum nur so lange überdauern kann, bis auch er dechiffriert ist. Beide Seiten - die eine um Geheimhaltung, die andere um Zerstörung bemüht - bedienen sich dabei der verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen und Verfahren, von der Mathematik über Linguistik und Informatik bis hin zur Quantentheorie.
Für Singh zeichnet sich mit der Quantenkryptographie das nicht mehr zu überwindende Verschlüsselungssystem ab. Sollte eines Tages eine quantenkryptographisch geschützte Mitteilung entschlüsselt werden, müsse die Quantentheorie falsch sein.
JULIA ENCKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wo immer Boten geheime Nachrichten übermitteln, sind sie Experten des Verbergens und Allegorien des Mediums. Auf die blanke Kopfhaut schrieb man dem antiken Geheimnisträger eine Botschaft und wartete, bis das Haar wieder gewachsen war, ehe man ihn auf den Weg schickte. Kam er an, konnte die Nachricht nach der Rasur vom Empfänger gelesen werden.
Gewänder wurden aufgetrennt, in denen man geheime Schriftstücke eingenäht hatte. Mit unsichtbarer Tinte verfaßte Depeschen machte man durch Kohlenpulver, vitriolisierten Weinstein oder Erhitzen wieder sichtbar. Der Transfer blieb unwägbar. Geriet der Bote aber in feindliche Hände, war es ein leichtes, sein Geheimnis zu enttarnen. Die Botschaft selbst galt es demnach zu schützen, und neben den im verborgenen operierenden Methoden verdeckten Schreibens ging es darum, den Text zu verrätseln. Was offen lag, war damit noch lange nicht lesbar. Codebrecher mußten erst dechiffrieren, was Kryptographen verschlüsselt hatten.
Seine vertrauliche Korrespondenz mit Cicero hat Caesar bekanntlich in einer Geheimschrift geführt, die auf einem simplen Verschiebetrick beruhte: Jeder Buchstabe war durch einen im Alphabet um drei Stellen verschobenen ersetzt. Leone Battista Alberti, italienischer Architekt und Vater polyalphabetischer Verschlüsselung, konstruierte im fünfzehnten Jahrhundert nach Caesars Modell die erste Chiffrierscheibe, indem er entlang der Ränder zweier verschieden großer und sich gegeneinander drehender Kupferplatten das Alphabet einprägte. Die Buchstaben konnten auf diese Weise mühelos abgelesen werden. Wenn sich die Verschiebung innerhalb der verschlüsselten Botschaft mehrmals veränderte, wurde die Entschlüsselung schwierig, denn nun konnten aus der sonst auffälligen Häufigkeitsverteilung im Alphabet keine Schlüsse mehr gezogen werden.
Früher oder später ist bisher jede Verschlüsselung der "Kryptoanalyse" zum Opfer gefallen. Die Vigenère-Chiffre galt als "chiffre indéchiffrable", bis Babbage sie knackte, und die Enigma hielt man für uneinnehmbar, bis sie in Polen und in Blechtley Park decodiert wurde. Der Mathematiker Simon Singh hat die Entwicklung von Codes als einen "evolutionären Kampf" beschrieben ("Geheime Botschaften. Die Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet", Hanser Verlag, München 2000).
Jede Kryptographie ist den Angriffen von Codebrechern ausgesetzt und nutzlos, sobald diese ihre Schwäche bloßgelegt haben. Entweder stirbt der Code aus, oder er entwickelt sich zu einem neuen, stärkeren fort, der wiederum nur so lange überdauern kann, bis auch er dechiffriert ist. Beide Seiten - die eine um Geheimhaltung, die andere um Zerstörung bemüht - bedienen sich dabei der verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen und Verfahren, von der Mathematik über Linguistik und Informatik bis hin zur Quantentheorie.
Für Singh zeichnet sich mit der Quantenkryptographie das nicht mehr zu überwindende Verschlüsselungssystem ab. Sollte eines Tages eine quantenkryptographisch geschützte Mitteilung entschlüsselt werden, müsse die Quantentheorie falsch sein.
JULIA ENCKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Singhs Buch beschränkt sich nicht auf historische Anekdoten, sondern führt anschaulich in die Verfahren zur Verschlüsselung ein." Frankfurter Rundschau
"Singh beschreibt eine atemberaubende Entwicklung."Welt am Sonntag
"Ein Buch, in dem jeder das findet, was ihn interessiert, und ein Buch, in dem jeder auch das liest, von dem er gar nicht wußte, daß es ihn interessiert."Albrecht Beutelspacher in Bild der Wissenschaft
"Äußerst penibel recherchiert, spannend und anschaulich geschrieben."Süddeutsche Zeitung
"Singh beschreibt eine atemberaubende Entwicklung."Welt am Sonntag
"Ein Buch, in dem jeder das findet, was ihn interessiert, und ein Buch, in dem jeder auch das liest, von dem er gar nicht wußte, daß es ihn interessiert."Albrecht Beutelspacher in Bild der Wissenschaft
"Äußerst penibel recherchiert, spannend und anschaulich geschrieben."Süddeutsche Zeitung
Keine leichte Kost, aber auch ohne Mathe-Studium lesbar und äußerst nahrhaft. Bernd Schöne iX 20210602